In der Wohnsiedlung nahe der Regerstraße an der Stadtbahnhaltestelle Millöckerstraße wurde Anfang der 1970er Jahre gebaut. Foto: Friedel

Der Mietervereinsvorsitzende Rolf Gaßmann kritisiert scharf, dass der Kommunale Versorgungsverband Baden-Württemberg 83 Wohnungen an der Offenbachstraße verkauft hat.

Stuttgart-Botnang - Die Zusatzversorgungskasse des Kommunalen Versorgungsverbandes Baden-Württemberg (KVBW) hat zu Beginn dieses Jahres 83 Wohnungen an der Offenbachstraße im Gebiet Laihle an das Stuttgarter Immobilienhandelshaus Liegenschaft Consulting (LC) verkauft (wir berichteten). Die LC hat in einer Anfang des Jahres veröffentlichten Pressemitteilung angekündigt, die Wohnungen weiterverkaufen zu wollen. Erste Ansprechpartner sollen dabei laut LC-Geschäftsführung die aktuellen Mieter sein. „Sobald sich die Mieter gegen den Erwerb ihrer Wohnungen entscheiden, sollen Kapitalanleger zum Zug kommen“, heißt es in der Presseerklärung der LC weiter.

„Die Leute haben Angst, was aus ihren Wohnungen wird“, sagt ein Bewohner aus dem Objekt Offenbachstraße 16 -20, der namentlich nicht genannt werden möchte. In den vergangenen Wochen hätten sich Mitarbeiter von LC bei den Mietern gemeldet, um sich den gekauften Wohnungsbestand anzusehen und auszumessen, berichtet er weiter. Gleichzeitig seien die Mieter gebeten worden, Unterlagen wie Mietverträge oder Kopien von Nebenkostenzahlungen bei den Terminen bereit zu halten. Viele der Bewohner, die früher bei der Kommune oder beim Staat beschäftigt waren, seien längst im Rentenalter und in großer Sorge, ob sie sich ihre Wohnungen in Zukunft noch leisten können.

Der Weg zum Mieterverein bleibt ihr wohl nicht erspart

„Ich habe hier rund 40 Jahre ruhig und sicher gewohnt“, sagt eine Bewohnerin aus demselben Objekt. Doch nun wisse sie nicht, was geschehe, wenn ihre Wohnung weiterverkauft werde. Der nächste Besichtigungstermin – diesmal mit einem Architekten – sei bereits anberaumt, meint die Bewohnerin, die ebenfalls ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Der Weg zum Mieterverein werde ihr wohl nicht erspart bleiben, sagt sie.

Unterdessen hat sich der Vorsitzende des Mietervereins Stuttgart, Rolf Gaßmann, zu Wort gemeldet. Er hat am 25. Januar einen Brief an Roger Kehle, den Präsidenten und Hauptgeschäftsführer des baden-württembergischen Gemeindetages, geschickt. Dieser wiederum hat nun in einem zweiseitigen Schreiben (beide Briefe liegen der Nord-Rundschau vor) Gaßmann geantwortet. Zum Hintergrund: Roger Kehle ist nicht nur Gemeindetagspräsident, sondern auch Vorsitzender des Verwaltungsrats des KVBW und sitzt zudem mit Gaßmann in der Wohnraumallianz für Baden-Württemberg.