Tobias Miltenberger ost Demeter-Imker. Foto: Sophie Maier

In und um Stuttgart summen seit Anfang des Jahres die Demeter-Bienen von Summtgart, der Imkerei von Tobias Miltenberger und David Gerstmeier.

S-West - Es ist früh am Tag, aber die Sonne brennt schon heiß auf das Areal hinter dem Zollamt in Bad Cannstatt, wo ein Teil der Bienenvölker der Demeter-Imkerei Summtgart zu Hause sind. Die Bienen stört die Hitze nicht. Im Gegenteil: sie schwärmen bei Wärme besonders emsig aus, um später mit gelben Pollenpäckchen an den Hinterbeinen, den sogenannten Höschen, in ihre hölzernen Behausungen zurückzukehren.

Ohne Furcht hält der Imker Tobias Miltenberger einen Holzrahmen, den er aus einem der Kästen geholt hat und in den die Bienen ihre Waben hineingebaut haben. Haufenweise tummeln sich die Insekten auf dem Rahmen, ziehen weitere Waben hoch, liefern Pollen an oder teilen mithilfe von Schwänzel- oder Rundtänzen dem Rest des Volkes mit, wo es in der Umgebung etwas zu holen gibt.

Miltenberger greift in den Bienenalltag kaum ein. Sein Kollege David Gerstmeier und er sind überzeugte Demeter-Imker. „Uns ist es wichtig, mit dem Bienenvolk zu arbeiten,“ erklärt er und betont dabei das „mit“. Und darin liegt ein entscheidender Punkt der Demeter-Imkerei. Diese schreibt die wesensgemäße Haltung der Bienen vor.

Im Gegensatz zur konventionellen Imkerei, in der vorgeprägte Wachsplatten eingesetzt werden, die die Bienen zu Waben ausbauen, können die Tiere in der Demeter-Imkerei ihre Waben ganz nach ihrem natürlichen Impuls selbst anlegen. Im herkömmlichen Betrieb werden die Holzzargen meist durch ein Gitter in Honig- und Brutraum geteilt. Außerdem schränken manche Imker die Bewegungsfreiheit der Bienenköniginnen ein, indem sie deren Flügel stutzen. Damit soll das Ausschwärmen der Königin mit einem Teil des Volkes verhindert werden.

Dies alles gibt es in der Demeter-Imkerei nicht. Genauso wenig wird die Königin, bei der es sich nicht um eine gezüchtete Leistungskönigin handelt, mit einem farbigen Punkt markiert. Deshalb ist sie trotz ihrer Größe auch nicht ganz einfach auszumachen inmitten des Gewusels. Gerade während der Brutzeit, die um die Sonnenwende herum ihren Höhepunkt erreicht, ist es wichtig zu kontrollieren, ob es der Bienenkönigin gut geht, erklärt Miltenberger. Dafür reicht es, die Brutzellen auf kleine weiße Stiftchen (so sehen die frisch gelegten Eier aus) und Maden zu untersuchen. Die Bienenvölker vermehren sich hier ihrer Natur gemäß über den Schwarmtrieb. Auch werden sie nicht nur mit Zuckerwasser ernährt. „Die Bienen sollen größtenteils vom eigenen Honig zehren“, sagt Miltenberger. Ziel ist es, dass sich die Bienen im Winter ganz von ihren eigenen Honigvorräten ernähren können.

Die Krankheitsbekämpfung erfolgt nur mit Medikamenten, die keine Rückstände bilden. Um die Belastung des Honigs durch Pestizide zu verhindern, werden die Bienenvölker an ausgewählten biodynamischen Standorten aufgestellt. So stehen Kästen der Summtgart-Bienen in der Hegelstraße, auf dem Rathaus und auf dem Demeter-Reyerhof in Möhringen. Für den Waldhonig gibt es zudem Völker im Schwarzwald.

„Wir wandern mit unseren Völkern, allerdings eingeschränkt“, erklärt Tobias Miltenberger, denn im Frühjahr beispielsweise muss man regelmäßig nach den Völkern schauen und so sollte die Entfernung nicht zu groß sein.

Viele Menschen fragen sich, weshalb Stuttgart mit seiner Feinstaubbelastung für die Bienen einen guten Lebensraum darstellen und die Produktion von unbelastetem Honig ermöglichen soll. Aber tatsächlich ist die Stadt laut Miltenberger mit ihren mehr als 10 000 Linden geradezu ein Paradies für die Bienen. Denn im Gegensatz zu den Monokulturen wie Raps, die auf dem Land angebaut werden, sind die Bäume frei von Pestiziden. Und der Feinstaub wird von den Bienen gefiltert.

„Ich glaube, dass durch den kulturellen Hintergrund eine tiefe Verbindung zwischen Mensch und Biene besteht,“ sagt Miltenberger und erzählt, dass Honig im alten Ägypten von besonderem Wert war. So habe man in den Totenstätten der Pharaonen Honig als Grabbeigabe gefunden.

Im Gegensatz zu seinem Partner David Gerstmeier, der gelernter Imker ist und gerade seinen Meister macht, entdeckte Tobias Miltenberger seine Leidenschaft für die Imkerei erst während seiner Mitarbeit in einem sozialen Projekt in Argentinien; zuvor hatte er als Energiemechaniker in einem Betrieb für erneuerbare Energien gearbeitet. Wieder daheim, studierte er Landwirtschaft über den zweiten Bildungsweg und machte das Imkern zu seinem Hobby. Schließlich tat er sich mit Gerstmeier zusammen, um in der Johannesstraße im Westen die Demeter-Erwerbsimkerei zu gründen.

Heute bieten die beiden Seminare und Kurse sowie Führungen für Kindergärten, Unternehmen und alle Interessierten an. Ihr Wissen vermitteln sie in Vorträgen, außerdem waren sie im Frühjahr 2013 Mitinitiatoren des gemeinützigen Vereins Bienenschutz Stuttgart. Honig, Propolis und Bienenwachs der Imkerei Summtgart gibt es im Fair-Trade-Laden Greenality in der Fürstenstraße 5 in Stuttgart