Nicht weit vom Mercedes-Benz-Museum (links) und der Mercedes-Niederlassung (rechts) entfernt soll Daimler vorübergehend provisorische Stellplätze anlegen dürfen. Foto: Michael Steinert

Von Anfang 2018 an soll es vor dem Daimler-Werk Untertürkheim rund 950 Stellplätze für Mitarbeiter geben dürfen. Die Stuttgarter Stadträte stimmten jetzt mehrheitlich zu, dass der provisorische Parkplatz maximal drei Jahre toleriert wird.

Stuttgart - Daimler darf vor dem Werk Untertürkheim für längstens drei Jahre rund 950 provisorische Stellplätze einrichten. Der Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik hat am Dienstag dem Interimsparkplatz auf einem von Daimler gekauften Sportgelände in Bad Cannstatt zugestimmt.

Nur Luigi Pantisano (SÖS) und Christoph Ozasek (Linke) stimmten dagegen, der Rest des Gremiums machte den Weg für Daimler frei. Die Befürworter erklärten es aber auch zur Geschäftsgrundlage, dass die Stadt und Daimler ein gemeinsames Mobilitätskonzept für den Neckarpark entwickeln sollen – und äußerten die Erwartung, dass der Automobilhersteller mit Geld die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 19 bis zum Mercedes-Benz-Museum unterstützt.

Hoffnung auf einen finanziellen Beitrag des Konzerns

„Daimler sollte sich beispielsweise an den Planungskosten beteiligen“, meinte Björn Peterhoff von den Grünen, die mit einem Antrag die Zusatzwünsche an Daimler vorformuliert hatten. Städtebau- und Umweltbürgermeister Peter Pätzold (Grüne) gab indes einen etwas anderen Fingerzeig: Man werde auch bei dem Projekt kaum von den üblichen Finanzierungsgepflogenheiten abweichen – Daimler könne aber eine aufwendigere Endhaltestelle mitfinanzieren, wenn es nicht nur eine Standardvariante wolle. Die große Mehrheit im Gremium fand es angemessen, Daimler von 2018 an die Interimsstellplätze auf dem Grundstück zu erlauben, das der Konzern für die Erweiterung der Mercedes-Benz-Welt zum Preis von rund 16 Millionen Euro gekauft hat. Das Areal ist aber im Flächennutzungsplan heute noch genau wie vor der Beseitigung von Vereinseinrichtungen als Sportgelände ausgewiesen.

Stadträte honorieren Daimlers Standorttreue

Der Gemeinderat könne und solle honorieren, dass Daimler ein klares Signal für die Erhaltung und den Ausbau des Standortes Untertürkheim gegeben habe, sagte Alexander Kotz (CDU). Denn laut Daimler machen 2000 zusätzliche Arbeitsplätze die Interimsstellplätze notwendig, bis auf dem Werksgelände einiges baulich neu geordnet ist.

Trotz kritischen Grundtons lobten die Grünen Daimler: Mit der Ankündigung der Förderung von Jobtickets für Mitarbeiter habe sich der Wind in die richtige Richtung gedreht, was ein Mobilitätskonzept angehe. Daimler solle schon vor Ablauf der drei Jahre prüfen, ob der Parkplatz teilweise überflüssig wird, etwa durch den Erfolg des Jobtickets, verlangten die Grünen ähnlich wie die SPD. Deren Stadträtin Marita Gröger sagte, das Daimler-Projekt der Neuordnung in Untertürkheim sei schon angelaufen, „wir können gar nicht mehr anders“. Sie lobte nebenbei die Porsche AG für ihre „Pionierarbeit“ in Sachen Mobilitätskonzept,wozu die Bezahlung eines situationsabhängigen Parkleitsystems zählt. Für SÖS/Linke-plus lehnte Luigi Pantisano weitere Parkplätze in der Stadt ab, denn von der angestrebten Verringerung der Autozahl im Talkessel um 20 Prozent sei man noch weit entfernt.

Verwaltung spart sich schriftliche Beschlussvorlage

Nach dem Beschluss gingen alle Beteiligten davon aus, dass sie neben der Genehmigung auch die Zusatzwünsche fixiert hätten. Tatsächlich aber hatte Bürgermeister Pätzold, als er abstimmen ließ, nur die eigentliche Genehmigung für die Dauer von drei Jahren angesprochen. Da die Verwaltung keine Beschlussvorlage verteilt, sondern nur mündlich berichtet hatte, blieben Details unklar. So etwa, ob der Schotter beseitigt werden muss, wenn die Parkplätze wieder entfallen. Bis heute ist aber unklar, was Daimler dort bauen könnte – und wann. Sicher ist nur: Für das Classic-Center von Mercedes wird das Gelände nicht mehr gebraucht. Die Oldtimer-Werkstatt soll nach dem Umzug von Fellbach in der jetzigen Niederlassung untergebracht werden.