Bei der Eröffnung des Geislinger Familientreffs hat es im Dezember 2009 nicht nur ein volles Haus, sondern auch den kirchlichen Segen gegeben. Foto: Rudel/Archiv

Der Landkreis will in Rechberghausen und Deggingen zwei weitere Familientreffs einrichten. Seit zehn Jahren gibt es das Projekt ein Erfolgsmodell.

Göppingen - Den Anfang im Kreis Göppingen hat vor zehn Jahren der Familientreff im Göppinger Haus der Familie gemacht. Weitere folgten im Filstal. Nun sollen die Treffs Nummer neun und zehn in Deggingen und Rechberghausen eingerichtet werden. Die Familientreffs seien eine echte Erfolgsgeschichte, betont der Leiter des Kreisjugendamts, Lothar Hilger. Sie seien ein niederschwelliges Angebot, eine Anlaufstelle für junge Familien, die Unterstützung suchten und nicht zuletzt unter ihresgleichen dann auch fänden.

Herzstück ist das Café

Das Prinzip der Familientreffs ist denkbar einfach. Die Kommunen stellen den Raum, der Kreis bezuschusst die Personalkosten. Betreut werden die Familientreffs in der Regel von einer sozialpädagogischen Fachkraft, meist mit einer 50-Prozent-Stelle. Das Herzstück jedes Treffs ist das einmal wöchentlich geöffnete Café. In diesem werden pädagogische Themen durch die Leiterin oder von Referenten anderer ortsnaher Einrichtungen angesprochen. Vor allem dient es jedoch zum Austausch der Eltern untereinander.

Es ermöglicht der Leiterin mit den Müttern und Kindern in Kontakt zu kommen und kurze Beratungen anzubieten, sei es zu Kindergeld- oder Gesundheitsfragen, wo man eine Haushaltshilfe findet und andere alltagspraktische Dinge. Die Kinderbetreuung nehmen derweil ehrenamtliche Mitarbeiter, zuweilen die Eltern gegenseitig wahr. In den Räumen können darüber hinaus weitere Beratungen, Kurse oder Krabbelgruppen angeboten werden. Idealerweise knüpfen die Eltern untereinander sogar entsprechende Netzwerke.

Das Filstal ist Vorreiter in der Region

Im Kreis Göppingen, der das Modellprojekt aus der Bodenseeregion und Karlsruhe adaptiert hat und damit immer noch Vorreiter in der Region Stuttgart ist, ist man vom Konzept der Familientreffs überzeugt. „Wir bekommen dafür auch Lob von den Landesverbänden“, so Hilger. Gerade in Zeiten, in denen Integration ganz groß geschrieben werden müsse, seien die Familientreffs beispielhaft. „Rund die Hälfte des Publikums sind Familien mit Migrationshintergrund“, so Hilger. In den Familientreffs träfen Menschen aus allen sozialen Schichten zusammen. Es werde gemeinsam gekocht, die Kinder spielten miteinander, die Mütter tauschten sich aus, betont der Kreisjugendamtsleiter.

Nicht zuletzt aber helfen sich die Familientreff-Besucher auch gegenseitig. Dass sich daraus neue eigene Initiativen der Eltern entwickeln, ist ein wesentlicher Gedanke und Bestandteil der Familientreffs.

Mit Geld nicht aufzuwiegen

Immerhin rund 40 000 Euro pro Jahr lässt sich der Landkreis jeden einzelnen Familientreff kosten, demnächst also insgesamt also 400 000 Euro. „Als Freiwilligkeitsleistung“, wie Landrat Edgar Wolff betont. Der Kreis bezuschusst die Personalkosten und trägt die Sachkosten. Das Personal stellen Kooperationspartner. Im Degginger Familientreff, der im Idealfall bereits im Herbst eröffnet wird, wird das Rote Kreuz einspringen.

In Rechberghausen ist das noch offen. „Wir sind mit verschiedenen Partnern im Gespräch“, sagt die Bürgermeisterin Claudia Dörner. Sie ist auch noch auf Standortsuche. Möglich ist Dörner zufolge, dass die katholische Kirchengemeinde in die Trägerschaft einsteigt. Dann könnte deren Gemeindesaal als Familientreff genutzt werden. Zudem möchte Dörner die Nachbarkommunen mit ins Boot holen. „Ideal wäre es doch, wenn wir den Familientreff als Anlaufstelle für den ganzen östlichen Schurwald etablieren könnten“, sagt sie.