Man möchte ihr einen Ruck geben: Maria Sid in einer Szene von „HalloHallo“. Foto: Koolfilm

Skandinavisch nüchtern und mit leiser Komik: Eine 40-Jährige sucht in „HalloHallo“ ihr Selbstbewusstsein.

Schweden - Die 40-jährige Disa ist nicht der Typ Mensch, der sich gegen die Zumutungen zu wehren versteht – ihre Verzweiflung kann sie allenfalls nachts alleine auf einer Skisprungschanze herausschreien, und selbst das endet unsanft. Allen versucht es die Krankenschwester und zweifache Mutter recht zu machen, der launischen Chefin wie der übergriffigen Mutter, sie lässt sich bevormunden und unterbuttern. Zudem hofft sie, wieder mit ihrem Ex-Ehemann Laban zusammenzukommen, obwohl der längst eine neue Freundin hat – als diese schwanger wird, bricht für Disa endgültig eine Welt zusammen.

Das Treffen mit dem charmanten Luftikus Kent, vierfach geschieden und Vater unzähliger Kinder, scheint Disa neue Hoffnung zu geben; doch entscheidender wird die Begegnung mit einer anfangs aggressiven Patientin, die im Sterben liegt und sich gegenüber Disa nur zögerlich zu öffnen beginnt.

Man soll sich nie darum kümmern sollte, was andere denken

Das Motiv der anfangs frustrierten und unsicheren Frau in den Vierzigern, die durch die Begegnung mit einer Seniorin neues Selbstbewusstsein entwickelt und sich zu wehren lernt, mag an den tragikomischen Klassiker „Grüne Tomaten“ (1991) erinnern. Doch die Gemeinsamkeiten halten sich im Film der schwedischen Regisseurin Maria Blom in Grenzen – die Lebenserfahrungen der alten Dame werden hier ohne Rückblenden nur vage angedeutet, es wirkt alles skandinavisch nüchterner und rauer, allein Disa steht im Mittelpunkt.

Die Komikerin Maria Sid spielt deren Neigung, immer sofort in die Defensive zu gehen und sich beständig selbst im Weg zu stehen, so glaubhaft, dass man ihr als Zuschauer am liebsten selbst einen Ruck geben würde. Den bekommt sie schließlich von ihren neuen Freunden, allesamt eher Außenseiter, die ihr aber gerade dadurch zu erkennen helfen, dass man sich nie darum kümmern sollte, was andere denken. Und vor allem nicht ewig Vergangenem nachzutrauern, um das wahre Leben nicht zu verpassen.

Nach dem Realismus und der leisen Komik des Films eine am Ende vielleicht zu dick aufgetragene, dennoch sympathische Moral.

Ab 6, in Stuttgart im Atelier am Bollwerk