Die Konjunktur im Rems-Murr-Kreis brummt, sagt die IHK. Foto: dpa

Die Konjunktureinschätzung der IHK-Bezirkskammer ist so gut wie lange nicht. Der Zuwachs an Lehrstellen erreicht ein Rekordniveau. Allerdings gibt es auch Sorgen und Wünsche.

Waiblingen - Wirtschaft trotz Risiken stabil“ – mit dieser Einschätzung hat Steffen Kögel, der stellvertretende Leiter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rems-Murr, seine Zusammenfassung der jüngsten Umfrage unter rund 350 Mitgliedsbetrieben überschrieben. Claus Paal, der Präsident der Bezirkskammer, hält die Aussage bei einem Pressegespräch zur Lage der heimischen Wirtschaftsnation fast schon für eine starke Untertreibung. „Besser hätte es kaum laufen können“, sagt er. Als gläubiger Mensch könne man von „einer Fügung für unser Land“ sprechen, betont Paal, der auch CDU-Landtagsabgeordneter ist. Und bezieht sich dann auf die Herausforderungen, die sich durch die Flüchtlingszuwanderungen ergeben haben. Zu einem „Wir schaffen das“ will er sich nicht hinreißen lassen, aber: „Die Situation ist zu meistern.“

Wirtschaft stabil und auf hohem Niveau

Die Wirtschaft im Rems-Murr-Kreis präsentiere sich im Herbst weiterhin stabil auf einem hohen Niveau, sagt Paal. Das spiegele sich auch in einer Umfrage bei den Mitgliedsbetrieben wider. Sowohl bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage als auch bei den Zukunftserwartungen dominierten die Optimisten. Der Konjunkturklimaindex, der sich aus der Beurteilung der derzeitigen und der erwarteten Lage zusammensetzt, sei mit 137,5 Punkten auf den höchsten Wert seit dem Herbst 2011 geklettert. 93 Prozent der Unternehmer bezeichneten ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend, 90 Prozent erwarteten bessere oder gleich bleibende Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten.

Das größte Risiko für die weitere Entwicklung sähen die Firmenchefs neben der Inlandsnachfrage in dem zunehmenden Fachkräftemangel. Doch diesem scheinen immer mehr mit einer Ausbildung im eigenen Betrieb begegnen zu wollen. Mit einem Zuwachs von 12,2 Prozent kann die IHK im Rems-Murr-Kreis laut Steffen Kögel einen „definitiven Rekord“ auf dem Lehrstellenmarkt vermelden. Bis zum Stichtag am 1. Oktober seien 1603 Ausbildungsverträge in einem IHK-Beruf unterzeichnet worden.

Dass der Zuwachs deutlich höher liegt als in der restlichen Region Stuttgart (Schnitt dort: 1,2 Prozent), führt der Bezirkskammerpräsident Paal allerdings auch darauf zurück, dass die erheblichen Bemühungen, die man in den vergangenen Jahren zusammen mit anderen Partnern initiiert habe, jetzt greifen. Paal nennt die Fachkräfteallianz (FAIR), in der sich mittlerweile sieben Akteure organisiert haben – darunter neben der IHK die Kreishandwerkerschaft, die Agentur für Arbeit und der Landkreis –, um gemeinsame Strategien für eine aktive Fachkräftesicherung im Kreis zu entwickeln. Unter deren Regie haben sich bereits Azubi-Speed-Datings, Unternehmergesprächsrunden oder ein Talenteforum etabliert, in dem Trends in der Personalarbeit präsentiert werden. Zuletzt hatte in Winterbach die von den Wirtschaftsjunioren organisierte erste „Azubi-Challenge Rems-Murr“ für Aufsehen gesorgt, bei der es vordergründig um einen launigen Wettbewerb unter betriebsübergreifenden Lehrlingsteams ging, in der Intention aber darum, die duale Ausbildung in den Mittelpunkt zu rücken.

Lehrplan-Entrümpelung notwendig

Man werde die „Dauerkampagne“ auch weiterhin und mit neuen Facetten fortsetzen, betont Paal, der hofft, dass sich auch die Gymnasien dem Thema duale Ausbildung mehr öffnen. Insgesamt habe man den Eindruck, dass zu viele unnötige Inhalte in die schulischen Lehrpläne gepackt würden. „Hier wäre eine Entrümpelung dringend notwendig“, sagt Steffen Kögel.

Neue Konzepte sind laut Kögel aber vor allem bei der Integration junger Flüchtlinge gefordert. Eine Arbeitsaufnahme sei auch bei anerkannten Asylbewerbern vielfach insbesondere wegen mangelhafter Deutschkenntnisse nicht möglich. Auch die Koordinierung der Hilfen zum Einstieg in den Lehrstellen- oder Arbeitsmarkt gestalte sich wegen der Vielzahl an Beteiligten bisweilen schwierig.