Landeschef Hofmann verurteilt Pläne, Leiharbeit auszuweiten - "Ich bin fassungslos".

Stuttgart - Eineinhalb Jahre lang haben die IG Metall und der Arbeitgeberverband Südwestmetall den Schulterschluss gesucht, um gemeinsam die Krise zu meistern. Jetzt ist der Konsens in Gefahr.

Wenn Gewerkschaften und Arbeitgeber über Tarife verhandeln, sind die Rollen in der Regel klar verteilt: Die Gewerkschaften fordern möglichst satte Lohnprozente, die Arbeitgeber warnen vor dem Abbau von Arbeitsplätzen. Bei den Verhandlungen über den derzeitigen Vertrag war es anders: Innerhalb kürzester Zeit einigten sich beide Seiten darauf, auf eine prozentuale Lohnerhöhung zu verzichten. Stattdessen gab es eine Einmalzahlung, die bei den nächsten Tariferhöhungen nicht berücksichtigt wird. Es gehe jetzt darum, in der größten Krise seit 80 Jahren die Beschäftigung zu sichern, hatte IG-Metall-Chef Berthold Huber hatte damals die ungewöhnlich hohen Zugeständnisse erklärt.

Nun aber ist der Konsens bedroht. IG-Metall-Landeschef Jörg Hofmann wirft dem Verband Südwestmetall und einigen Arbeitgebern vor, den Konsens gebrochen zu haben, auf dem die Vereinbarung beruhte. Denn es zeichne sich ab, dass manche Arbeitgeber im Aufschwung nicht auf Festeinstellungen setzten, sondern Leiharbeit forcieren wollten. "Ich bin schlicht fassungslos über die Haltung des Verbands Südwestmetall, der Leiharbeit als Beschäftigungsmodell der Zukunft anpreist", sagte Hofmann unserer Zeitung. "Das ist kurzsichtig und hat mit sozialer Verantwortung nichts zu tun." Man habe versucht, die Beschäftigten durch die Krise zu bringen. "Doch sobald bei den Arbeitgebern der Kopf wieder aus dem Wasser ragt und die Nase frei ist, verabschieden sich einige von diesem Modell."

Zur Frage, ob es eine Vereinbarung zur Kurzarbeit noch einmal geben könnte, sagte Hofmann: "Es entsteht der Eindruck, dass Südwestmetall eine solche Erfahrung der gemeinsamen Verantwortung nicht noch einmal machen möchte.