Roman Zitzelsberger warnt vor Vorverurteilungen der Automobilhersteller. Foto: dpa

Die Beschäftigten der Automobilindustrie sind in großer Sorge. Jede schlechte Nachricht schlage gerade in Baden-Württemberg große Wellen, stellt IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger fest. Die Gewerkschaft treibt nun Unternehmen und Politik zum Handeln an.

Stuttgart - Vor dem Diesel-Gipfel am 2. August übt der baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger Kritik an den Automobilherstellern. „Wenn sich herausstellt, dass man sich technologisch abgestimmt hat, um weniger umweltfreundliche Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, wäre das eine Riesensauerei“, sagte er zu den Kartellvorwürfen gegen die deutschen Produzenten im Interview mit dieser Zeitung. Zugleich warnt Zitzelsberger aber vor Vorverurteilungen: „Dass in der Autobranche bei bestimmten Standards und Normen zusammengearbeitet wird, ist auch ein Markenzeichen dieser Industrie und hat manche technologische Innovation befördert.“ Allerdings müssten dabei „die Grenzen gewahrt bleiben“.

Kein Ende der Diesel-Technologie in Sicht

Auch die schleppende Aufarbeitung des Abgas-Skandals bemängelt der Bezirkschef: „Bei der Aufklärung offensichtlicher Betrügereien im Softwareeinsatz oder überschrittener Grenzwerte hätte man mehr Gas geben können“, sagte er. Ebenso wäre es zur Begrenzung der Emissionen „besser gewesen, nicht den Vorschriften hinterher zu rennen, sondern ihnen vorauszueilen.“ Daraus entstehe mittlerweile „eine Hysterie, die sich insbesondere auf den Euro 5 konzentriert“. Dabei würden technologische Fortschritte in der jüngsten Diesel-Generation verkannt. Das Ende des Dieselmotors sehe er nicht, versicherte Zitzelsberger. Tatsächlich habe diese Technologie in jeder Phase bewiesen, dass sie noch optimiert werden könne. „Und wenn wir die CO2-Ziele erreichen wollen, wird es nicht ohne Diesel funktionieren.“

„Politik hat nicht für Klarheit gesorgt“

Ferner moniert der IG-Metaller, dass das politische Handeln „dem öffentlichen Hype hinterherhinkt“. Das Urteil des Stuttgarter Verwaltungsgerichts, das schärfere Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung angemahnt hatte, mache „im Wesentlichen deutlich, dass es die Politik nicht geschafft hat, rechtzeitig für Klarheit zu sorgen“. Man hätte von vorneherein auf Bundes- wie auf Landesebene deutlich machen müssen, dass die Fahrzeuge schnellstmöglich nachgerüstet werden müssten, bevor man über Einfahrverbote rede. „Wenn die Politik da eine klarere Kante gezeigt hätte, hätte es dieses Urteil gar nicht gebraucht.“

Für den Auto-Gipfel am Mittwoch fordert er daher einen verbindlichen Zeitplan. Erst wenn die Nachrüstung der Euro-5-Fahrzeuge nicht zu geringeren Stickoxidausstößen führe, „sehen wir in einer bundesweiten blauen Plakette eine Lösung“.