Die von dem Architekten Egon Eiermann für IBM entworfenen Gebäude stehen seit deren Auszug im Jahr 2009 leer Foto: Archiv A. Kratz

Stadträte wollen auf dem IBM-Areal ein Aushängeschild für die Zukunftsorientierung Stuttgarts. Aufgrund des großen Mangels an Gewerbeflächen in Stuttgart fordern die bürgerlichen Parteien, dass auf dem Eiermann-Areal mehr Büroflächen nutzbar gemacht werden.

Vaihingen - Die bürgerlichen Parteien im Gemeinderat haben ein gutes Gedächtnis. Im Sommer 2013 hatte OB Fritz Kuhn zum „Eiermann-Kolloquium“ geladen, um Ideen zur Rettung der verfallenden Gebäude zu sammeln. Ein wichtiges Ergebnis war der Ansatz, eine zusätzliche Bebauung auf dem rund 20 Hektar großen Gelände im Westen Vaihingens zuzulassen, um so die Investitionskosten für die Sanierung und den Erhalt des Kulturdenkmals zu erwirtschaften.

In einem aktuellen Antrag verweisen die CDU, die Freien Wähler, die FDP und die Stadtisten nun darauf, dass damals auch der zukünftige Nutzungsmix des Areals erarbeitet worden sei, nämlich 25 Prozent für Wohnungen und 75 Prozent für Büros, Forschungseinrichtungen und Gewerbe. Nach der ersten Phase des städtebaulichen Wettbewerbs hat eine Jury vier vorläufige Sieger gekürt. Sie sollen ihre Entwürfe nun anhand von Empfehlungen verfeinern. Diese vier Entwürfe haben aber einen Wohnanteil von 47 bis 67 Prozent. „Eine solche Aufteilung der künftigen Nutzung halten wir nicht nur wegen des Ergebnisses des Kolloquiums für falsch, sondern schlichtweg auch aufgrund der Tatsache, dass in Stuttgart und in der Region ein großer Mangel an Büro- und Gewerbeflächen besteht“, heißt es in dem Antrag.

Das Step-Gelände als Vorbild

Die Stadträte argumentieren, dass andernorts aufgrund gesetzlicher Auflagen kaum noch neue Gewerbeflächen ausgewiesen werden können. Hinzu komme, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche Gewerbeflächen für den Wohnungsbau umgewandelt worden seien. Dazu zähle auch das Neoplan-Areal in Möhringen. „Aus diesem Grund halten wir den weitgehenden Erhalt des bestehenden Gewerbegebiets im Garden-Campus für zwingend geboten. Wir möchten hier künftig eine Ansiedlung von Büronutzung, wissenschaftlichen Arbeitsplätzen, Forschungseinrichtungen, Dienstleistungsangeboten oder Start-up-Unternehmen“, heißt es in dem Antrag. Der Stuttgarter Engineering Park (Step) könne dafür ein Vorbild sein. Die Kommunalpolitiker ergänzen: „Wir sind uns auch bewusst, dass sich bei diesem Nutzungsmix die Entwicklung des Areals über mehrere Jahre oder ein Jahrzehnt ziehen kann. Im Sinne einer gewerblichen Bodenbevorratungspolitik ist dieser Ansatz aber zu begrüßen.“ Das Fazit: „Der Garden Campus soll sowohl städtebaulich als auch mit dem, was in den Gebäuden geforscht und gearbeitet wird, ein Aushängeschild für die Zukunftsorientierung des Wirtschaftsstandorts Stuttgart werden.“

Garden-Campus ist Thema im UTA

Was die Wohnungen betrifft, plädieren die bürgerlichen Parteien für Wohnungen für die auf dem Campus Beschäftigten und Studentenwohnheime. „Die in der Zeitstufenliste für das Areal vorgesehenen 500 Wohneinheiten halten wir für eine richtige Zielmarke.“ Die Stadträte fordern, dass die vier Architekturbüros den späteren Nutzungsmix von 25 Prozent Wohnen und 75 Prozent Gewerbe beachten. Und: „Die Stadtverwaltung wird beauftragt, sowohl durch das Bebauungsplanverfahren als auch durch städtebauliche Verträge mit dem Investor verbindlich zu fixieren, dass dieser Nutzungsmix umgesetzt wird und auch langfristig Bestand hat.“