Kommt es doch noch zumindest interimsweise für ein Flüchtlingsquartier in Frage? Das ehemalige IBM-Gelände in Stuttgart-Vaihingen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Zukunft des ehemaligen IBM-Areals in Stuttgart-Vaihingen kommt wieder auf die politische Tagesordnung. Der Investor soll die Kulturdenkmale als vorübergehende Flüchtlingsquartiere angeboten haben. Die Stadt biss nicht an.

Stuttgart - Die Zukunft des ehemaligen IBM-Areals im Stadtbezirk Vaihingen kommt wieder auf die politische Tagesordnung. Mathias Düsterdick, Chef der Düsseldorfer Gerch-Gruppe, wird am kommenden Dienstag im Rathaus erwartet, um nach der Stadtverwaltung auch die Stadträte in seine Vorstellungen über die Entwicklung des Areals einzuweihen – und am Abend den Bezirksbeirat Vaihingen.

Dass hier ein großer neuer Wohnungsbauschwerpunkt entstehen soll, dessen Dimension mit dem Möhringer Seepark vergleichbar ist, gilt als ausgemacht. Um die 500 Wohnungen, größtenteils für besondere Bedarfsgruppen wie Studenten, hatte vor Jahren nach einem wissenschaftlichen Kolloquium zu dem Areal auch schon die Stadtverwaltung angepeilt. 500 Einheiten seien auch in der Zeitstufenliste Wohnen der Stadtverwaltung enthalten, sagte Baubürgermeister Peter Pätzold den Stuttgarter Nachrichten.

Neuerdings heißt es in kommunalpolitischen Kreisen sogar, Düsterdick nehme sich die Errichtung von bis zu 1000 Einheiten vor. Von dieser Zahl, sagt Pätzold aber, habe er nichts gehört. Düsterdick dementierte, dass er den Bau von 1000 Wohnungen ankündigen wolle. Er werde auch nur die Fakten zum Gesamtareal präsentieren, mailt er aus dem Urlaub an unsere Zeitung. Die Stadtverwaltung will das weitere Verfahren darlegen.

Als Flüchtlingsquartier in der Diskussion

Ob hier auch herkömmlicher Wohnungsbau infrage komme, müsse man sehen, meinte Pätzold. So nah am Autobahnkreuz spiele die Lärmfrage eine Rolle. Das wird sich auch niederschlagen, wenn jetzt ein städtebauliches Gutachten die möglichen Nutzungen klären soll. Grundsätzlich sei eine Wohnungsnutzung nicht falsch, wenn es die Lärmsituation zulasse und auch die Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln geregelt werden könne, sagte Pätzold.

Der Bürgermeister bestätigte Informationen unserer Zeitung, dass die Gerch-Group zunächst auch eine Nutzung der früheren IBM-Gebäude für Flüchtlinge angeboten habe. Die Stadt hatte nach bisherigem Stand kein Interesse daran. Düsterdick will nichts von so einem Plan wissen. Auch dieses Gerücht sei falsch. In Rathauskreisen heißt es dazu, die Nutzung der Gebäude für Flüchtlinge und vielleicht auch Studenten sei kostspielig und kollidiere wohl mit dem Denkmalschutz, denn für diese Zwecke müsse im Inneren einiges umgebaut werden, besonders bei den Sanitärräumen. Zudem, sagt Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt, funktioniere die Heizung nicht.

Investor peilt Baubeginn im Jahr 2017 an

Der Eiermann- oder IBM-Campus war zwar auch schon früher für eine mögliche Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge im Gespräch gewesen, doch damals ging es eher um Interimsbauten auf dem weitläufigen Parkplatzgelände als um Flüchtlinge in den Kulturdenkmalen, die nach Plänen des bekannten Karlsruher Architekturprofessors Egon Eiermann entstanden waren.

Auf ein Baurecht für neue Gebäude kann Düsterdick sehr wohl hoffen. Er möchte offenbar 2017 mit dem Bauen beginnen. Welches Mobilitätskonzept für den neuen Stadtteil passen würde, sei eine spannende Frage, sagte Bürgermeister Pätzold. Auch wichtige Rollen für Carsharing oder Shuttlebusse sind im Gespräch. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG prüft die Verkehrserschließung.