Auch das Handwerk bietet Ausbildungs- und Berufschancen für geflüchtete Menschen. Foto: dpa-Zentralbild

Eine Vermittlungs- und Servicestelle in der Agentur für Arbeit Waiblingen unterstützt Geflüchtete bei der Arbeits- und Ausbildungssuche. Bei einer Veranstaltung in Korb haben Unternehmer von ihren Erfahrungen berichtet.

Korb - Man muss es einfach ausprobieren und in die Menschen investieren, dann kann man mit den Leuten echt was anfangen. Und so manch einer kann sich an ihrer Motivation ein Beispiel nehmen“, stellte Hermann Giesser am Donnerstagabend bei einer Informationsveranstaltung fest, die sich speziell an Unternehmer richtete. Der Geschäftsführer der Johannes Giesser Messerfabrik in Winnenden war einer derjenigen, die auf Einladung der Gemeinde Korb in der Alten Kelter von ihren Erfahrungen mit der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt berichteten.

Die Hürden bei der Vermittlung sind niedriger geworden

„Schon vor 20 Jahren haben wir geflüchteten Menschen eine Chance gegeben, und damals wurde kein großes Bohei darum gemacht“, unterstrich Giesser. Dass es im Jahr 2015 zu Beginn der Flüchtlingswelle nicht unbedingt einfach war, einen Flüchtling im eigenen Betrieb einzustellen, gehört allerdings auch zur ganzen Wahrheit. Auf der Grundlage der neuen Regelungen im Asylrecht konnten die Bundesagentur für Arbeit und das Jobcenter in den vergangenen zwei Jahren jedoch die Hürden, die es bei der Vermittlung von Flüchtlingen in entsprechende Jobs gab, deutlich abbauen. „Die Menschen, die zu uns kommen, wollen arbeiten und wir haben jetzt mehr Möglichkeiten, sie passend zu vermitteln“, sagte Robert Steinbock, der Leiter des Teams „Integration-Beratung-Arbeit“ (IBA) der Bundesagentur für Arbeit in Waiblingen (siehe „Anlaufstelle für Geflüchtete“).

Das IBA-Team wurde im Juli 2016 gegründet, um Kompetenzen zu bündeln und eine optimale Vernetzung zu gewährleisten. Es besteht aus vier Mitarbeitern der Arbeitsagentur und sieben Jobcenter-Beschäftigten. An der personellen Ausstattung hat sich seitdem nichts geändert, obwohl die Zahl der geflüchteten Menschen, die von der Bundesagentur und dem Jobcenter betreut werden, von etwa 1500 auf mittlerweile 2550 angestiegen ist. „Die nötigen Instrumente haben wir jetzt, personell könnten wir jedoch Verstärkung brauchen“, betonte Steinbock.

Pünktlich und arbeitsbereit

82 Prozent der betreuten Flüchtlinge sind als Asylberechtigte bereits anerkannt und brauchen daher keine Arbeitserlaubnis mehr. Die Motivation dieser Menschen wurde bei dem Treffen in Korb immer wieder von allen Seiten gelobt. „Sie sind zwar noch nicht die gewünschten Fachkräfte von morgen, aber sie bringen spürbar frischen Wind in die Arbeitswelt und fallen durch ihre Pünktlichkeit und Arbeitsbereitschaft überaus positiv auf“, hob der IBA-Teamleiter hervor.

Grundlegend wichtig für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt ist die Sprache. Im zweiten Schritt hat sich nach Erfahrung des IBA-Teams eine vier- bis sechswöchige Probearbeitsphase als geeignetes Mittel zum Kennenlernen und zur Kompetenzanalyse erwiesen. Danach ist eine ordentliche Anstellung oder die Aufnahme einer Ausbildung möglich.

Da alle drei Phasen oft parallel laufen, umfasst die Integrationsstrategie einen Zeitraum von neun bis 15 Monaten. Robert Steinbock betonte, dass sämtliche Eingliederungshilfen in gleicher Weise den geflüchteten Menschen wie auch den deutschen Arbeitssuchenden zugute kämen. Das Fazit des Abends: Für die Integration in die Berufswelt hat sich die Arbeit des IBA-Teams bewährt. Die gesellschaftliche Integration steht damit aber erst am Anfang. „Ich hatte das Gefühl, dass der soziale Frieden in unserem Land gefährdet war“, erinnerte sich Hermann Giesser an das Jahr 2015. „Ich wollte, wie viele andere Unternehmer auch, etwas tun und habe Flüchtlinge eingestellt. Es war nicht immer einfach, aber ich habe in die Menschen investiert und es hat sich gelohnt.“

Anlaufstelle für Geflüchtete

Kontakt
Das Team „Integration-Beratung-Arbeit“ (IBA), eine Initiative von Arbeitsagentur, Jobcenter und dem Landkreis, erreichen geflüchtete Menschen unter der E-Mail-Adresse waiblingen.IBA-Team@arbeitsagentur.de. Für Arbeitgeber gibt es eine kostenfreie Telefonberatung (08 00/455 55 20). Weitere Informationen sind erhältlich unter der E-Mail-Adresse waiblingen.arbeitgeber@arbeitsagentur.de.