An der Mannheimer Uniklinik gibt es derzeit einen Hygieneskandal. Foto: dpa

Schmutziges OP-Besteck, unqualifizierte Reinigungsleute: In der Affäre um Hygienemängel an der Uniklinik Mannheim räumt der Chef seinen Posten, während der Aufsichtsrat jegliche Schuld von sich weist. Doch damit ist die Krise noch nicht ausgestanden.
 

Mannheim - Im Hygieneskandal am Mannheimer Universitätsklinikum räumt der Geschäftsführer seinen Posten. Alfred Dänzer (66) reichte in einer Krisensitzung des Aufsichtsrats seinen Rücktritt ein. Der Schritt sei aber nicht als ein Eingeständnis persönlicher Verantwortung zu werten, sagte Aufsichtsratschef und Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) am Donnerstag. Grund sei die „teils fehlenden Vertrauensbasis im Haus“. Dänzer war seit 2009 Klinikchef und ist außerdem Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Das Uniklinikum war wegen eines Skandals um verschmutztes OP-Besteck in den vergangenen Tagen immer mehr unter Druck geraten. Erst am Mittwoch durchsuchten Staatsanwälte das Krankenhaus und beschlagnahmten kistenweise Unterlagen.

Der Aufsichtsrat sieht selber keine Mitverantwortung, räumte aber ein, dass Beschwerden nicht weitergeleitet wurden. Das Kontrollgremium habe keine Hinweise auf Sauberkeitsmängel gehabt, sagte Aufsichtsratschef Kurz. Hinweise von Mitarbeitern seien zum Teil in der Organisation „versackt“. „Es geht um die Fragestellung der internen Kommunikation“, meinte Kurz.

„Hygiene im Krankenhaus und Sterilisation im OP ist nichts, wo irgendetwas ansatzweise relativiert werden darf.“

Reinigungsmaschinen waren zu lange nicht überprüft worden

Der Stein kam durch eine anonyme Anzeige ins Rollen, in der von schmutzigem OP-Besteck die Rede war. Das Regierungspräsidium Karlsruhe stellte dann bei einer Überprüfung Hygienemängel fest: Reinigungsmaschinen waren zu lange nicht überprüft worden, und es fehlten Nachweise über die Qualifikation von Reinigungsleuten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter. Laut Klinikum ist die Zahl der Verdachtsfälle auf Infektionen mit vier bis sechs pro Jahr niedrig und veränderte sich in den vergangenen Jahren auch nicht.

Das OP-Programm ist schon seit knapp zwei Wochen drastisch zurückgefahren. Krankenhaus-Mitarbeiter sollen bereits seit längerem auf Probleme hingewiesen haben. Vor allem bei der Sterilisation sind nach Medienberichten in einem Programm für anonyme Beschwerden seit mehr als zwei Jahren Defizite vermerkt - selbst von einer Fliege im OP-Besteck war demzufolge dort die Rede. Laut Klinikum wurden die Beschwerden aus dem System nicht ordnungsgemäß weitergeleitet und bearbeitet. Die Suche nach den Verantwortlichen laufe.

Intern wird heftig gestritten, ob die Ursachen für die Mängel in Sparzwängen liegen. Die Fakultätsleitung hatte in einem offenen Brief den Kostendruck angeprangert. Die Klinik weist das zurück.

Das Mannheimer Universitätsklinikum ist nach eigenen Angaben bundesweit das einzige in kommunaler Hand: Während die Fakultät der Universität Heidelberg und damit dem Land zugerechnet wird, gehört die Krankenversorgung zur Stadt.