Am liebsten jagt Stephanie Köhlers weiße Schäferhündin Linda im Eichenhain ihrem Ball hinterher. Manchmal tappt sie dabei in die Hinterlassenschaft von Artgenossen. Foto: Sägesser

Stephanie Köhler ärgert sich über Hundekot im Eichenhain. Die Sillenbucherin ist selbst Hundehalterin und hat es sich zur undankbaren Aufgabe gemacht, die Häufchen anderer Vierbeiner wegzuräumen. Aus gesundheitlichen Gründen.

Sillenbuch - Linda kann es kaum abwarten. Ihr Frauchen zieht sich die Stiefel an und hat dabei die Hundeleine in der Hand. Für die weiße Schäferhündin heißt das: Sie darf gleich ihrem orangefarbenen Ball hinterherjagen. Der Schwanz wedelt voller Vorfreude. Kurz bevor Frau und Hund das Haus am Brestlingweg in Sillenbuch verlassen, greift sich Stephanie Köhler ein paar der roten Plastiktüten, die gleich neben der Eingangstür hängen. Sie weiß, dass sie sie brauchen wird. Und zwar nicht nur für das Häufchen ihrer Linda. Genau das ist das Problem.

Die Würstchen der anderen

Etwa zweimal am Tag geht Stephanie Köhler mit ihrer Hündin im Eichenhain Gassi. Schon auf dem Weg dorthin sieht sie die Hinterlassenschaft vieler Hunde liegen – auf dem Gehweg oder auf den Grasstreifen am Rand. Die Sillenbucherin hat sich den undankbaren Job ausgesucht, sich zu bücken und mit Plastiktüten die Würstchen der anderen aufzusammeln. „Ich möchte nicht, dass die Leute denken, ich lasse das hier liegen“, sagt sie.

Das ist aber nur der eine Grund. Der andere ist Stephanie Köhler noch viel wichtiger: die Ansteckungsgefahr für Mensch und Tier. Ihre Hündin Linda wird im März ein Jahr alt. Sie habe sich schon zweimal Würmer und Giardien eingehandelt, sagt sie. Bei Letzteren handelt es sich um Dünndarm-Parasiten, die sich über Hundekot übertragen können. Allein durch Schnüffeln. Und Linda schnüffele viel in der Gegend herum, sagt Stephanie Köhler. Es sei ihr ja auch zu gönnen, doch wenn dann immer die Sorge bestehe, dass sie sich ansteckt, werde es lästig. Denn das ist für den Hund eine unschöne und für den Menschen eine unappetitliche Angelegenheit. Das Tier bekommt schlimmen Durchfall. Nicht nur Hunde können sich übrigens mit Giardien und Hakenwürmern anstecken, sondern auch Menschen.

Die Hundehalterin warnt vor Parasiten

Stephanie Köhler hat es mehrmals erlebt, dass ihr Hund in den Kot eines Artgenossen getappt ist. „Wenn die spielen, schauen die doch nicht, wohin sie treten“, sagt sie. Ihr bleibt nur die alltägliche Dusche für den Hund. „Das muss ich machen, weil Linda bei meinen Kindern im Bett liegt.“ Stephanie Köhler sagt, sie habe schon Hundehalter angesprochen oder ihnen hinterhergerufen: „Hallo, brauchen Sie vielleicht eine Tüte? Quasi als Wink mit dem Zaunpfahl.“ Und sie habe von den Parasiten erzählt, um sich Gehör zu verschaffen. Bisher ohne Erfolg. Manche würden argumentieren, sie müssten doch schließlich Hundesteuer zahlen. Solle doch die Stadt den Kot wegräumen.

Sie gibt die Hoffnung nicht auf, dass die Häufchen am Wegesrand irgendwann weniger werden. Doch solange dies nicht der Fall ist, muss sie beim Gassigehen nach wie vor mehr Tüten einpacken, als sie für ihre Linda braucht. Das ist inzwischen traurige Routine. „Neulich war ein Tag, da hatte ich so viel aufgesammelt, da war ich danach richtig stinkig.“ Linda kauert sich hin, „da jetzt macht sie“, sagt ihr Frauchen. Die letzte Tüte hat sie für ihre Hündin reserviert.