Uwe Strippgen legt Wert auf offene, luftige Räume und hat die Bäder mit Schiebetüren von den Zimmern abgetrennt. Foto: Malte Klein

Zu einem Hotel gehören immer Menschen, die sich um die Gäste kümmern und ihnen die Wünsche von den Augen ablesen. In einer Serie stellen wir gute Geister vor. Diesmal: der Hotelier Uwe Strippgen.

Filderstadt - Dass Uwe Strippgen Hotelier geworden ist, hat auch mit Zufällen zu tun. Denn der Industriemeister und Technische Betriebswirt hat zuvor 25 Jahre in der Automobilindustrie gearbeitet. Dann stellte sich ihm die Frage, wie er ein früheres Hochregallager an der Heinrich-Hertz-Straße in Plattenhardt vermarkten kann. „Ich habe versucht, dort etwa ein Fitnessstudio unterzubringen. Aber ich habe keinen Mieter gefunden“, sagt er. Dann kam Strippgen die Idee, im früheren Lagergebäude ein Hotel zu eröffnen und es selbst zu führen. „Ich habe mir am Anfang viele Zahlen zu Übernachtungen von der Stadt besorgt und habe dann ein Konzept für ein Hotel entwickelt“, erinnert sich der Geschäftsmann.

An diesem Donnerstag sitzt Strippgen um 7.30 Uhr in der Lobby seines Hotels und erzählt von der Gründerzeit des Fairotels. Während er spricht, checken Gäste bei seiner Kollegin Mirjam Martin aus. Einen Raum weiter frühstücken noch einzelne. Weil das Fairotel ein Business-Hotel ist, sind viele schon früh auf den Beinen.

Uwe Strippgen wollte sein eigener Chef sein

„Mir kam zugute, dass ich selbst viel geschäftlich unterwegs war und in Hotels übernachtet habe. Daher hatte ich eine feste Vorstellung, wie die Zimmer sein sollten.“ Nun sind sie 30 Quadratmeter groß. Und sie sollten eine sehr schnelle WLAN-Verbindung, einen guten Schreibtisch und einen großen Fernseher haben. Außerdem war es ihm wichtig, dass seine Gäste im Raum nicht auf Teppich laufen. „Da hatte ich als Gast oft ein ungutes Gefühl. Ohne Teppichboden lässt sich das Zimmer besser reinigen und es sieht moderner aus“, sagt Strippgen.

Er nannte das Haus Fairotel – aus mehreren Gründen: „Das ist einmal ‚Fair’ für die Messe, dann ‚Air’ wegen des Flughafens und Fairtrade, weil wir hier viele Fairtrade-Produkte verwenden“, sagt Strippgen. Das sei ihm wichtig gewesen, weil er privat auch fair gehandelte Produkte benutze.

Für den Hotelier war klar, dass er sich keiner Kette anschließt. „Ich wollte mein eigener Chef sein und meinen eigenen Style in den Zimmern umsetzen“, sagt Strippgen und zeigt einen der Räume. Sie sind schlicht gehalten, und eine Schiebetür trennt das Badezimmer vom Schlafbereich. „Die Toilette ist in einem extra Raum“, erzählt der Hotelier. So kann ein Gast diese nutzen, wenn ein anderer im Bad ist.

Strippgen investierte zwei Millionen Euro in das Hotel und eröffnete es im März 2013 mit 27 Zimmern. Dann stellte sich für ihn die Frage, wie er Werbung betreiben soll. Er setzte auf die einschlägigen Buchungsportale im Internet und stellte es bereits zum 1. November 2012 ein. Der Effekt sei sehr gut gewesen: „Am 18. März 2013 war das Hotel zum ersten Mal ausgebucht“, sagt Strippgen.

Das Hotel wird derzeit um 23 Zimmer erweitert

Mittlerweile ist er beim Rundgang in der Tiefgarage angelangt. Dort parken Autos von Flugpassagieren. Ein Paar steigt gerade in das Auto eines Kleinbusses, der sie zum Flughafen fahren wird. Diesen Service vermarktet Strippgen zusammen mit Übernachtungen. „Von März bis Oktober ist die Tiefgarage voll.“

Um 9 Uhr betreten zwei Piloten das Hotel und checken ein. Sie sind Stammgäste und verbringen immer wieder den Tag im Hotel. „Sie haben heute Morgen mit ihren Privatjets Geschäftsleute hergeflogen und ruhen sich hier nun aus“, erzählt Strippgens Kollegin Mirjam Martin. Um 15 oder 16 Uhr geht es für sie wieder zurück zum Flughafen. Doch nun setzen sie sich erst mal in den Frühstücksraum.

Strippgen wird danach abräumen und dann auf der nahen Baustelle vorbei schauen. „Wir erweitern das Hotel um 23 Zimmer“, sagt er. Diese sollen mit Balkonen ausgestattet sein. „Dann können die Gäste abends noch draußen sitzen.“ Der neue Hoteltrakt mit einem extra Frühstücksraum soll im November öffnen. „Wir machen uns da aber gerade keinen Zeitdruck“, sagt Strippgen. Ansonsten managt er das Hotel. Dazu gehört, dass er die Buchhaltung macht, Lieferanten betreut, E-Mails beantwortet und etwa Brötchen bestellt. Dazu kommen noch kurzfristige Aufgaben. Weil in dem Haus nur drei Mitarbeiter beschäftigt sind, nimmt der Chef auch schon mal den Besen in die Hand und fegt selber durch. Den Bereich Zimmerreinigung hat er an eine Firma vergeben.

Strippgen ist stolz darauf, dass sein Hotel im Internet so gut bewertet wird. Im Buchungsportal Booking ist sein Hotel mit 8,6 sehr gut bewertet. Das entspricht der Kategorie „fabelhaft“.