Das Traditionslokal Rössle ist bei den Wangenern sehr beliebt. Nicht alle wünschen sich dort eine Sozialeinrichtung. Foto: Caroline Leibfritz

Bürgermeisterin Fezer ist davon überzeugt, dass das geplante Heim für psychisch kranke Wohnungslose sozial verträglich in Wangen betrieben werden kann.

Wangen - Die Diskussion über die Umwidmung des Wangener Traditionslokals Rössle in ein Heim für psychisch kranke Wohnungslose geht in die nächste Runde. Nachdem der Wangener Hermann Zondler eine Unterschriftenaktion initiiert und sich mit mehreren hundert anderen Bürgern gegen die neue Einrichtung ausgesprochen hatte, hat die Stadt nun auf Zondlers Einwände reagiert.

In einem Schreiben erklärt Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer, dass die neue Einrichtung „für die Sozialverwaltung sehr wichtig“ sei. Schließlich werde damit „wohnungslosen Menschen mit psychischen Problemen eine Chance zur Wiedereingliederung gegeben“. Der Verein Ambulante Hilfe, der das so genannte „Hotel Plus“ betreiben soll, sei ein erfahrener Träger der Wohlfahrtspflege, und die Räume im Hotel Rössle seien gut für eine solche Einrichtung geeignet.

Die Betreuung der Zielgruppe wird finanziert

Im Übrigen habe der frühere Eigentümer einen Käufer für seine Immobilie gesucht und mit der Ambulanten Hilfe auch einen gefunden. Das Sozialamt habe für den Kauf kein Geld zur Verfügung gestellt. Im Dezember 2014 habe der damalige Sozialamtsleiter der Ambulanten Hilfe lediglich mitgeteilt, dass das Sozialamt einen Bedarf für die Einrichtung sehe und mit dem Gebäude und dem Standort grundsätzlich einverstanden sei. „Die Ambulante Hilfe hatte damit die Zusage, dass im Betrieb des Hotels Plus die Betreuung der Zielgruppe finanziert wird“, schreibt Fezer.

Dass Wangens Bezirksvorsteherin Beate Dietrich erst Ende Januar – zwei Tage vor Unterzeichnung des Kaufvertrags – über die Umwidmung des Hotels Rössle informiert worden sei, erklärt Fezer damit, dass der Verkäufer einer früheren Unterrichtung nicht zugestimmt habe. Insgesamt ist die Sozialbürgermeisterin aber davon überzeugt, dass das neue Hotel Plus „sozial verträglich im Stadtbezirk“ betrieben werden kann. Daher bittet sie Hermann Zondler und die Mitunterzeichner seiner Aktion um die notwendige Offenheit den neuen Nachbarn gegenüber.

Laut dem Trägerverein sind die Bewohner ungefährlich

Hermann Zondler gibt sich mit diesem Statement nicht zufrieden. In einem neuen Brief an die Sozialbürgermeisterin will er wissen, wovon sie ihre Überzeugung ableitet, das Hotel Plus könne in Wangen sozial verträglich betrieben werden. Schließlich gebe es noch keine Erfahrungen. Zudem glaubt Zondler, dass der seinerzeitige Sozialamtsleiter Walter Tattermusch, der im Dezember 2014 in den Ruhestand verabschiedet wurde, „nicht aus Unkenntnis, auch nicht aus Versehen, sondern wohl überlegt eine rechtzeitige Einbindung der Bezirksvorsteherin und des Bezirksbeirats unterlassen“ habe.

In der neuen Einrichtung, die im August oder September in den Räumen des Hotels Rössle eröffnet wird, soll psychisch angeschlagenen, wohnungslosen Menschen geholfen werden. „Viele psychisch Kranke realisieren nicht, dass sie krank sind, und suchen sich deshalb auch keine entsprechende Unterstützung“, erklärt Michael Knecht von der Ambulanten Hilfe, dem Trägerverein der Einrichtung. Wenn diese Menschen wohnungslos sind, fallen sie in das Aufgabengebiet der Wohnungslosenhilfe, statt Angebote zur psychologischen Betreuung wahrzunehmen. „Genau dort setzt das Konzept Hotel Plus an.“ In der Einrichtung sollen Mitarbeiter aus der Wohnungslosenhilfe und der Sozialpsychiatrie tätig sein. Dadurch soll den Bewohnern ein Kontakt ermöglicht werden. „Eine Gefahr wird von den Bewohnern nicht ausgehen“, sagt Knecht.