Der neue Hospitalhof nimmt Bezug auf die klösterliche Tradition. Foto: Jan Reich

Der Kostenrahmen von 23 Millionen Euro samt Zeitplan wurden eingehalten. Und: Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der neue Hospitalhof in der Stuttgarter Innenstadt ist ein repräsentativer Bau, überzeugt durch klare Formen und knüpft mit architektonischen Zitaten an seine Geschichte an.

Der Kostenrahmen von 23 Millionen Euro samt Zeitplan wurden eingehalten. Und: Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der neue Hospitalhof in der Stuttgarter Innenstadt ist ein repräsentativer Bau, überzeugt durch klare Formen und knüpft mit architektonischen Zitaten an seine Geschichte an.

Stuttgart - „Vorsicht, frisch gestrichen“. Diese Tafeln fehlen in keinem der drei und vier Stockwerke. Und überall erledigen Handwerker Restarbeiten. Die Funktionsfähigkeit des Gebäudes wurde jedoch bereits getestet. „Die Kirchenkreissynode hat hier getagt“, sagt der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig. Die Reaktion der Mitglieder beim Betreten des großen Saals mit Platz für 850 Personen: einfach nur: „Wow!“

Und tatsächlich: Wer erstmals den über zwei Geschosse angelegten licht- und luftdurchfluteten zentralen Saal des Hospitalhofs betritt, dem bleibt die Spucke weg: roter Linoleumboden, weiße Wände und eine Fensterfront mit 39 Lichtaugen, eingelassen in eine Wandverkleidung aus Birkenholz. „Die Luken schließen sich auf Knopfdruck, sobald der Motor funktioniert“, sagt Architekt Arno Lederer. Mit der Technik hapert es noch. Doch Lederer ist optimistisch, dass das bald klappt. Immerhin ist es seinem Büro auch gelungen, Zeit- und Kostenplan einzuhalten: Der Abriss des Altbaus aus den 50er Jahren war 2012. Die Verwaltung mit 130 Mitarbeitern der evangelischen Gesamtkirchengemeinde sowie Mitarbeiter der Landeskirche konnten ihre Büros im März beziehen. Und am 27. April an wird das evangelischen Bildungszentrum eröffnet.

Dass auch der Kostenrahmen von 23 Millionen Euro eingehalten wurde, freut vor allem den fürs Finanzielle zuständigen Hermann Beck. Der Kirchenpfleger versichert, dass keine Mittel für eine Nachfinanzierung vorhanden gewesen wären. Mit dem Stuttgarter Büro Lederer, Rangnarsdóttir und Oei war die evangelische Gesamtkirchengemeinde als Bauherr an genau der richtigen Adresse. „Wir wollten mit wenig viel erreichen“, sagt Lederer. Im Gebäude ließ er Lampen installieren, die es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt. Den letzten Pfiff haben die in einer Schlosserei erhalten, mit denen die Stuttgarter Architekten zusammenarbeiten. Auch beim Boden wurde gespart. Außer dem roten Linoleum, der sich fast durchs gesamte Gebäude zieht, wurde Anröchter Naturstein verwendet. „Das war die günstigste Lösung“, sagt Lederer.

Den Bezug zur Vergangenheit, zu dem im 15. Jahrhundert am gleichen Ort errichteten Dominikanerkloster und zur früheren Kirche, nehmen die Stuttgarter Architekten auf, indem sie die noch vorhandenen gotische Spitzbögen um zwei Segmente erweitert haben. Die neuen Spitzbogenfenster sind keine getreuen Nachbildung der historischen Bögen, sondern sie nehmen deren Form auf und abstrahieren sie. Auch die Flure erinnern an die klösterliche Tradition, laufen wie ein Kreuzgang um den Innenhof. Der soll für frei zugänglich sein. Allerdings müssen die Gäste durchs Haus in den Hof. „Dadurch soll ihnen bewusst werden, wo sie sind“, sagt Monika Renninger, die Leiterin des Hospitalhofs. Und sein will der die Hospitalhof ein Ort, der offen ist für Diskussionen und Gespräche über den Glauben und gesellschaftspolitische Themen.

Zum Bedauern Lederers hat die Stadt der Umsetzung der Bäume vor dem Hospitalhof und auf die andere Straßenseite nicht zugestimmt. „Dadurch wird das den öffentlichen Raum prägende Ensemble verdeckt“, kritisiert Lederer. Dass nach dem Kirchentag 2015 auch die Hospitalkirche von seinem Büro restauriert werden soll, lässt hingegen sein Architektenherz höher schlagen. „Dann fügen sich die Gebäude zu einem stimmigen Ganzen zusammen.“

Die Eröffnungswoche vom 27. April bis 4. Mai beginnt am Sonntag, 27. April, mit einem Gottesdienst im Hospitalhof um 16 Uhr mit Landesbischof July. Eine Woche Veranstaltungen auf dem Programm wie das Konzert mit dem Notos Quartett am Freitag, 2. Mai. 20 Uhr. Karten: 15 Euro.