Prälatin Gabriele Arnold ist Schirmherrin beim Sommerfest des CSD. Foto: LG/Verena Ecker

Im Streit um die Homo-Ehe fordern evangelische Konservative nun ein Machtwort von der Kirchenleitung. Gleichzeitig werfen sie der Stuttgarterin Prälatin Gabriele Arnold „Rechtsbruch“ vor. Arnold indes lässt sich nicht beirren. Zuletzt hat sie als Schirmherrin beim Fest des CSD gesprochen.

Stuttgart - Schon der Empfang war mehr als höflich. Als Gabriele Arnold am Sonntagabend auf dem Sommerfest des Christopher Street Day (CSD) von Christoph Michl, dem Geschäftsführer des Vereins CSD Stuttgart, aufgerufen wurde, schnellte der Geräuschpegel auf dem Berger Festplatz deutlich in die Höhe. Begleitet von Beifall und Anfeuerungsrufen der Festbesucher betrat Arnold die Bühne. „Das ist mutig“, kommentierte Michl die Tatsache, dass die Prälatin die Schirmherrschaft des CSD übernommen hat. Schließlich sei das Themenfeld Glaube und Kirche für die CSD-Szene „ein Spannungsbogen zwischen Bauchschmerzen und Halt“, sagte Michl.

Arnold will mit Schirmherrschaft Zeichen setzen

Besser hätte er es nicht treffen können. Diesen Spannungsbogen gibt es auch in der evangelischen Kirche. Seit Arnold in dieser Zeitung die Segnung homosexueller Paare gefordert hat, reißt der Graben in der Landeskirche täglich weiter auf. Die Diskussionen in sozialen Netzwerken werden zuweilen feindselig geführt. Der entstandene Bruch zwischen dem liberalen und dem konservativen Flügel ist wohl nur schwer zu kitten. Auch weil die Stuttgarter Prälatin keinen Jota von ihrer Haltung abweicht. Auch beim CSD-Fest bekräftigte sie: „Mit meiner Schirmherrschaft will ich ein Zeichen setzen.“ Schon in ihrem Theologiestudium habe sie entdeckt, dass Gottes Liebe vorbehaltlos allen Menschen gelte und es Gottes Wille sei, dass Menschen frei seien, in allem, was sie tun. Als „persönliche Erfahrung“ schilderte Arnold, wie sich ihr langjährigster Schuldfreund eines Tages als schwul outete. „Das war erst befremdlich für mich, aber dann wurde es mir verständlich“, so Arnold, die sich schon als junge Pfarrerin für die Integration von Randgruppen engagierte. Die Übernahme der CSD-Schirmherrschaft sei für sie „nur ein logischer Schritt, um Brücken zu bauen zwischen der Kirche und der Community“. Gemäß dem Motto des Reformationsjubiläums („Da ist Freiheit“) will Gabriele Arnold mit möglichst vielen „ins Gespräch kommen, wie wir leben wollen“. Der in kirchlichen Kreisen verwendete Begriff der „versöhnten Verschiedenheit“ meint in den Augen der Prälatin nichts anderes als eine der Grundüberzeugungen der CSD-Bewegung: Wahrnehmung und Akzeptanz unterschiedlichster Lebens- und Sichtweisen in der Gesellschaft.

Konservativer Flügel: Prälatin darf nicht CSD-Schirmherrin sein

Für den konservativen synodalen Gesprächskreis „Lebendige Gemeinde“ stellt nicht zuletzt dies eine „Eskalation der Debatte zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in Württemberg“ dar. Weiter heißt es in einer Stellungnahme, Gabriele Arnold habe „das Kollegium des Oberkirchenrates brüskiert“. Zudem hält die „Lebendige Gemeinde“ der Regionalbischöfin Rechtsbruch vor. „Sie begrüßte ferner, dass an der Basis längst Fakten geschaffen werden und offenbar in einigen Gemeinden Segnungen stattfinden – gegen geltendes Recht. Das ist ein einmaliger Vorgang: Damit tritt ein Mitglied der Kirchenleitung offen für den Bruch des Kirchenrechts ein. Das halten wir für nicht akzeptabel.“ Zuletzt sei aber „die Schirmherrschaft des CSD mit dem Prälatenamt nicht vereinbar“. Dies hat Landesbischof Frank Otfried July laut der Stellungnahme auch gerügt. Demnach besteht erheblicher Klärungsbedarf. Viele in der Kirche seien „zutiefst irritiert und fragen: Was vertritt unsere Kirchenleitung?“

Die Antwort von Kirchenrat Dan Peter dazu lautet: „Bischof July will und wird dem Konsultationsprozess nicht vorgreifen. Wir gehen weiter unseren vereinbarten Weg.“ Am 24. Juni findet in Bad Boll ein Studientag zum Thema statt, ehe im Herbst die Landessynode berät. Im Übrigen stellt Dan Peter klar, dass Bischof Frank Otfried July keine Rüge gegenüber Gabriele Arnold ausgesprochen habe. Selbst einen Rechtsbruch seitens der Prälatin kann er nicht bestätigen. Hierzu müsste der Landeskirchenausschuss tätig werden. Das ist jedoch nicht der Fall.

Also bleibt alles, wie es ist. Die evangelische Landeskirche in Württemberg ringt um eine Haltung zur Homo-Ehe und Gabriele Arnold kommt den Pflichten ihrer Schirmherrschaft nach: beim CSD-Empfang am 14. Juli im Rathaus mit OB Fritz Kuhn (Grüne) und am 21. Juli bei der CSD-Eröffnungsgala im Friedrichsbau-Varieté.