Am Bahnübergang an der Altdorfer Straße in Holzgerlingen müssen sich die Verkehrsteilnehmer von Dezember nächsten Jahres an auf längere Wartezeiten einrichten. Foto: factum/Weise

Wenn die neuen, schnelleren Elektrozüge der Schönbuchbahn fahren, bleibt der Übergang an der Altdorfer Straße länger geschlossen. Das liegt an den Signalanlagen, die für mehr Sicherheit sorgen sollen.

Holzgerlingen - Das Ganze hat etwas von der Quadratur des Kreises. Einerseits soll die Schönbuchbuchbahn zu den Hauptverkehrszeiten zwischen Holzgerlingen und Böblingen im 15-Minuten-Takt fahren, damit mehr Pendler – darunter zumeist Schüler – befördert werden können, die drangvolle Enge in den Zügen ein Ende hat und manche nicht auf die nächste Bahn warten müssen, weil sie keinen Platz finden. Andererseits gehen dann die Bahnschranken viel häufiger herunter und zahlreiche Verkehrsteilnehmer müssen weitaus längere Wartezeiten in Kauf nehmen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung in Holzgerlingen stellte Helmut Wößner von der Karlsruher Planungsfirma TTK und Projektleiter der Ingenieurgemeinschaft Schönbuchbahn das Konzept der künftigen Bahnübergänge vor.

Den Räten legte Wößner die Pläne lediglich zur Kenntnisnahme vor, ein Votum etwa über die Schließzeiten der Bahnübergänge war nicht gefragt. „Wir können lange darüber diskutieren, aber entscheiden können wir nichts“, erklärte der Holzgerlinger Bürgermeister Wilfried Dölker – in die Vorfreude über den Ausbau der Schönbuchbahn mischt sich auch bei ihm etwas Ärger. Zwar soll es den Pendlern bald leichter fallen, auf die Schiene umzusteigen, wodurch sich Holzgerlingen eine Verkehrsentlastung sowohl auf der Bundesstraße 464 als auch auf den innerörtlichen Straßen verspricht. Doch ist es für zahlreiche Bürger, für die Stadträte und nicht zuletzt den Schultes „schwer nachvollziehbar“, dass die Schranken länger geschlossen werden.

Vier Mal pro Stunde senkt sich die Schranke

An der Altdorfer Straße senken sie sich vier Mal pro Stunde für insgesamt rund zwölf Minuten. Pro Zug etwa für mehr als eine Minute länger als bisher. „Der Grund sind die aktuell geltenden Sicherheitsstandards des Eisenbahnbundesamts. An an diesen ist nicht zu rütteln“, stellte Dölker fest. Sie werden für die schnelleren Elektrozüge als notwendig erachtet. Konkret bedeutet das, dass vorgeschaltete Signalanlagen ausgelöst werden und die Schranken in Gang gesetzt werden, wenn sich die Bahn bis auf zwei Kilometer dem Bahnübergang nähert. Aus Sicht der Planer macht dies der lange Bremsweg der Züge erforderlich.

Eine Lösung des Problems sind Unterführungen. Diese sind jedoch teuer, werden nicht überall genehmigt und sind nicht immer möglich. Wie an der Altdorfer Straße, wo sich am Bahnübergang ein verzweigtes Straßennetz befindet. An der Böblinger Straße in Holzgerlingen wiederum wird die Bahn unter der Straße hindurchgeführt. Allein die Kosten für die Beseitigung des Bahnübergangs belaufen sich auf zwölf Millionen Euro. Am Südanschluss von Holzgerlingen dagegen gibt es seit jeher eine Unterführung für den Straßenverkehr.

Bahnunterführung in Böblingen

Eine solche wird auch in Böblingen in der Herrenberger Straße geschaffen. Dort rollen täglich 17 000 Fahrzeuge über den Bahnübergang. Bisher werden die Schranken viermal in der Stunde geschlossen. Wenn der Takt der Züge erhöht wird, muss der Straßenverkehr achtmal stündlich ruhen – und zwar jeweils rund drei Minuten lang. „Wir haben generell versucht, die Schließzeit so gering wie möglich zu halten“, versicherte der Planer Wößner.

In der Herrenberger Straßen beginnen demnächst die Bauarbeiten auf einem 350 Meter langen Abschnitt. Das Vorhaben kostet fast acht Millionen Euro. Ein Drittel der Kosten trage die Bahn, sagt der Pressesprecher Wolfgang Pfeiffer, ein Drittel das Land und ein Drittel die Stadt. Das städtische Kostendrittel werde darüber hinaus zu 50 Prozent nochmals vom Land bezuschusst, sodass der Beitrag der Stadt bei 1,3 Millionen Euro liege.

Böblingen-Holzgerlingen im 15-Minuten-Takt

Ausbau
In diesem Frühjahr rollen die Bagger an. Die Bahnstrecke zwischen Böblingen und Dettenhausen (Kreis Tübingen) wird auf der Route bis Holzgerlingen zweigleisig, damit dort der 15-Minuten-Takt eingeführt werden kann. Der Ausbau und die Elektrifizierung auf der 17,1 Kilometer langen Strecke kostet 94 Millionen Euro. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 will der Zweckverband Schönbuchbahn sowohl alte Dieselfahrzeuge als auch möglicherweise gemietete Elektrobahnen einsetzen.

Elektrobetrieb
Mit der Elektrifizierung auf der gesamten Route bis Dettenhausen rechnen die Planer im Jahr 2020. Der Zweckverband hat für rund 50 Millionen Euro neun neue Elektrofahrzeuge bestellt, die spätestens im FrühJahr 2022 fahren sollen.