Holly Johnson am Sonntag beim Auftritt in Stuttgart Foto: Steffen Schmid

Holly Johnson war Frankie Goes To Hollywood – Am Montag hat er in Stuttgart im LKA/Longhorn gespielt. 800 Fans feierten ihn – trotz des schlechten Sounds.

Stuttgart - Wieder einmal heißt er einen im Pleasuredome willkommen. Jenen Lusttempel, den, wenn man dem Dichter Samuel Coleridge und der Band Frankie Goes To Hollywood glaubt, einst Kubla Khan in Xanadu errichten ließ. Holly Johnson war Sänger von Frankie Goes To Hollywood. Am Montag ist er im LKA in Stuttgart aufgetreten, um das Jubiläum des Albums „Welcome To The Pleasuredome“ zu feiern, das vor 20 Jahren erschien. 700 Fans feiern mit.

Dass der Abend deren Erwartungen nicht wirklich erfüllt, liegt nicht an Holly Johnson. Der ist nun 54 Jahre alt, seine Stimme hat aber jene besondere Qualität, glamourös vom Sarkastischen ins Sentimentale kippen zu können, nicht verloren. Aber sie geht unter in einem Klangbrei, aus dem meistens nur die Gitarre klar und deutlich in den Vordergrund drängen darf. Der Rhythmus bleibt und packt noch, aber das Gesamtbild ist trübe.

Gegen Ende des Abends, als Johnson mit „Relax“ seinen größten Hit hervorholt und nahezu ohne Pause zur Zugabe und zu „Two Tribes“ und „The Power Of Love“ übergeht, bekommt die Band mehr Lautstärke, aber die Mischung bleibt unvorteilhaft. Dabei waren gerade Frankie Goes To Hollywood einst der Inbegriff  des überlebensgroß produzierten Soul-Pop der 1980er. Holly Johnson schwelgt weiterhin in diesem Geist. Er trägt eine Lederjacke – zunächst mit hochgeschlagenem Kragen. Eine schwarze Designerbrille sitzt auf seiner Nase. Er wirkt zwar etwas in sich gekehrt, aber er singt engagiert und mit Hingabe und schenkt nach vielen Songs seinem deutschen Publikum brav ein „Dankeschön!“.

Die Stücke, die das Publikum im LKA von Frankie Goes To Hollywood kennt, stehen im Vordergrund der Show. Sie werden trotz des schwachen Klangbilds gefeiert, Johnsons Solo-Hit „Americanos“ von 1989 nicht minder. Auch die Songs seines Comeback-Albums „Europa“, erschienen im September, zeigen sich als melodischer Pop, der glänzen könnte – wenn er dürfte. Die Fans feiern mit Holly Johnson gleichwohl noch einmal die glorreichen Tage.