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Unbekannte haben in Böblingen Gleise der S-Bahn blockiert. Keine Hinweise auf politische Tat.

Böblingen - Noch keine heiße Spur gibt es von den beiden unbekannten jungen Männern, die am Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertags in Böblingen einen Anschlag auf die S-Bahn der Linie S60 verübten. Die Täter hatten um 7.24 Uhr die Gleise nahe der Sindelfingerstraße mit Schachtdeckel, Kabelrohren und Schottersteinen blockiert. Verletzt wurde niemand, die S-Bahn wurde indes erheblich beschädigt und konnte nicht mehr weiterfahren. Der Schaden dürfte sich auf mehrere Zehntausend Euro belaufen. "Hinweise auf eine politische Tat gibt es bisher nicht", sagt Cora Thiele, Sprecherin der Bundespolizei in Stuttgart.

Bloße Zerstörungswut?

Vieles spricht dafür, dass die Unbekannten - anders als in Berlin - aus bloßer Zerstörungswut agierten. Denn gut eine Stunde vorher war ganz in der Nähe auch ein Autofahrer zur Zielscheibe geworden. Dieser war um 6.25 Uhr in der Talstraße unterwegs, als er zwei dunkle Gestalten auf dem Dach einer Fußgängerüberführung zwischen Parkhaus und Möbelgeschäft bemerkte. Vorsichtshalber bremste er ab - und tatsächlich warfen die beiden Jugendlichen eine Lüftungshaube und Teile eines Blitzableiters in die Tiefe. Das Auto trafen sie jedoch nicht. Die Täter entkamen unerkannt - bis sie an der nahen S-Bahn-Strecke erneut zuschlugen.

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Anschläge auf Bahnstrecken gegeben. Dabei wurden Steine auf die Gleise von S-Bahn und Strohgäubahn in Leonberg-Höfingen, Korntal-Münchingen, Stuttgart-Vaihingen und Zuffenhausen gelegt. In einem Fall konnten sechs Kinder im Alter von neun bis zehn Jahren erwischt werden, letztes Jahr war es ein 17, 19 und 21 Jahre altes Trio.

Auch wenn die Ereignisse in Berlin anderes vermuten lassen: Die Zahl der gefährlichen Eingriffe in den Bahnverkehr ist in Baden-Württemberg rückläufig. Die Bundespolizei registrierte 2009 insgesamt 402 Fälle, 2010 waren es 316. "Und für dieses Jahr", sagt Bundespolizeisprecherin Thiele, "wird es der Tendenz nach noch weniger Fälle geben."