Matthias Röder hat an namhafte Politiker geschrieben. Foto: Judith A. Sägesser

Ein Hohenheimer Student hat seine Semesterferien genutzt – und sich eine Stadtbahntrasse zum Flughafen ausgedacht.

Plieningen - Matthias Röder sitzt im Biergarten an der Garbe und hört die Stadtbahn die Straße entlang quietschen. Er sieht sie aber nur vor seinem inneren Auge, denn bisher ist der gelbe Zug an diesem Ort nichts als eine Idee. Die Bahn ist die Idee eines 21-jährigen Studenten, der die Semesterferien genutzt hat für ein Projekt, das seine Freunde zwar gut finden, an das sie aber kaum mehr als einen Gedanken verschwendet hätten.

Röder ist anders. „Wenn man wo neu ist, dann fällt einem vielleicht mehr auf“, sagt er. Und ihm ist sofort aufgefallen, dass die Uni Hohenheim im Nahverkehr ein Schattendasein führt. Morgen für Morgen trottet Matthias Röder, für den im April das zweite Semester beginnt, von der Stadtbahnhaltestelle „Garbe“ rüber zum Campus. Er tut dies für gewöhnlich mit einem Pulk anderer Studenten. Da lag die Bahn-Idee für ihn auf der Hand.

Eine Haltestelle an der Uni ist ihm zu wenig

„Wer zum Beispiel auf dem Smartphone nachsehen will, welche Haltestelle zur Uni gehört, sieht erstmal nichts“, sagt Röder. Er kann kaum glauben, dass es nur eine Bushaltestelle direkt am Campus gibt – an einer Hochschule, an der inzwischen mehr als 12 000 Leute zu tun haben.

Deshalb hat sich der angehende Wirtschaftswissenschaftler eines Nachts an den Computer gesetzt und rumprobiert. Herausgekommen sind erste Trassenpläne. Ginge es nach Röder würde die Stadtbahnlinie U 3 in irgendeiner Zukunft von der Garbe aus gen Universität tuckern. „Da wäre doch wunderbar Platz“, sagt er und zeigt in Richtung Parkplatz an der Garbenstraße. Wie es manchmal so ist, entspringt aus einer Idee eine zweite.

Der Blick auf die Landkarte hat Röder auf den Gedanken gebracht, die Bahn nicht nur zur Uni zu verlängern, sondern unter Plieningen durch bis zum Flughafen. „Wenn man mit der U 3 von Möhringen kommt, sieht man die Messe und den Flughafen, aber irgendwie sind die von Plieningen aus unerreichbar“, sagt er.

Für Röder wäre eine Stadtbahntrasse zum Flughafen logisch

Das ist bekanntlich auch den Politikern aus Birkach, Plieningen und Sillenbuch aufgefallen. Sie fordern ja bereits seit längerem hartnäckig, die Buslinie 65 zum Flughafen zu verlängern. Schließlich sei der Flughafen – sobald Stuttgart 21 gebaut worden ist – ein Verkehrsdrehkreuz, „da wäre es verkehrlich sinnvoll, hier endlich auch einen Anschluss an das Stadtbahnnetz zu schaffen“, sagt Röder. „Das wäre doch exzellent.“

Damit das passiert, hat er nicht nur seinen Freunden von seinem Vorschlag erzählt. Er hat Anfang März eine E-Mail an Leute geschrieben, die über Fragen wie diese entscheiden. So steht in der Adresszeile beispielsweise der Name des Stuttgarter Oberbürgermeisters Wolfgang Schuster genauso wie die der Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat und im baden-württembergischen Landtag.

Die ersten Antworten kamen bereits

Geantwortet haben bisher zwei: Hans-Ulrich Rülke, der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Landtag, und Roswitha Blind, die Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion. Rülke verweist darauf, dass der Streckenverlauf der Bahntrasse bisher nicht amtlich sei. „Je nach Alternativenauswahl ergeben sich verschiedene Szenarien für eine eventuell mögliche Anbindung der Stadtbahn“, mailt er an Röder.

Rülke beurteilt die Anbindung als „wünschenswert“. Daher habe er Röders Post „zum Anlass genommen, den verkehrspolitischen Sprecher meiner Fraktion zu bitten, Ihre konstruktiven Anmerkungen in geeigneter Weise in den Meinungsbildungs- und Diskussionsprozess einfließen zu lassen“. Auch die SPD-Rätin Blind ist angetan: „Das ist eine interessante Strecke, die Sie vorschlagen“, schreibt sie.

Röder jedenfalls hat erreicht, was er sich erhofft hat: „Man muss das Thema mal in die Diskussion bringen“, sagt er. Der Student will dran bleiben.