Feldarbeit war Knochenarbeit. Foto: Rüdiger Ott

Bei den 20. Hohenheimer Feldtagen steht die Heuernte damals und heute im Mittelpunkt. Was einst zeitaufwendig mit der Sense erledigt wurde, stemmen heute Maschinen in Windeseile.

Hohenheim - Manchmal lässt sich ein Jahrhundert in Minuten messen. Die rund 20 Männer und Frauen, die mit Sense, Rechen und Pferdegespann den rund 500 Quadratmetern Wiese zu Leibe rückten, brauchten dafür gut und gerne eine Dreiviertelstunde. Der moderne Traktor schaffte das in ein paar Minuten. Und weil er für eine so kleine Fläche gar nicht ausgelegt ist, war seine Wiese auch noch um einiges größer.

Die Universität Hohenheim, genauer gesagt das Deutsche Landwirtschaftsmuseum als eine ihrer Einrichtungen, hat am vergangenen Samstag zum Hohenheimer Feldtag geladen. Es war die 20. Auflage der Veranstaltung, bei der es regelmäßig darum geht, den Besuchern die Technik von damals und heute zu präsentieren. Mal ging es in der Vergangenheit um Kartoffeln, mal um Pflüge oder Mähdrescher. Und in diesem Jahr „ist die Futterernte im Wandel der Zeit unser Thema“, sagte Jürgen Weisser, der Leiter des Landwirtschaftsmuseums.

Das umzäunte Gelände wurde für die Besucher geöffnet

„Die Landwirtschaft gerät heute immer wieder in Vergessenheit“, sagte Stephan Dabbert, der Rektor der Universität. „Wir fahren mit dem ICE durch schöne Landschaften und wissen oft gar nicht, was das bedeutet.“ Schließlich stecke nicht nur viel Aufwand dahinter, sondern auch eine reichhaltige Technikgeschichte. „Es ist faszinierend, wie sich die Technik entwickelt hat“, sagte Dabbert. „Und wir beschäftigen uns in Hohenheim damit, wie wir das weiterentwickeln können.“

Einen Eindruck davon bekamen die Besucher auf dem Versuchsfeld der Uni zwischen Plieningen und Möhringen. Sonst ist der Zutritt eigentlich immer strengstens verboten, um die Versuche nicht durcheinander zu bringen. Hier wächst Mais, da wuchert irgend ein Kraut. Aber zu diesem Anlass hatten die Hohenheimer eigens das Gras auf einem Stück Feld wuchern lassen und die Tore zu dem umzäunten Gelände geöffnet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt moderne Technik Einzug

Den Anfang machten die Mitglieder des Baden-Württembergischen Sensenmähvereins, die mit Unterstützung einiger Hohenheimer Studenten in traditioneller Kluft das Grün schnitten, wendeten und aufschichteten. „Die Heuernte dauerte früher viele Tage und war eine echte Knochenarbeit für die ganze Bauernfamilie“, sagte Weisser. Immerhin, der Einsatz von Pferden erleichterte die Arbeit. Aber „erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam mit der Einführung der Traktoren auch die Futtererntetechnik in Schwung.“

Anfangs waren es kaum mehr als einen Meter breite Schneidewerkzeuge, die an den Schleppern der ersten Generation angebracht wurden. Auch ein heute längst in Vergessenheit geratenes Gefährt mit knatterndem Zweitaktmotor von der Größe eines Sessels mit drei Rädern rollte zu Vorführzwecken über das Feld. Und dann kamen die modernen Maschinen – und mähten die restliche Wiese in Rekordzeit.