Das Hölzel-Haus an der Ahornstraße zieht schon jetzt Besucher an, soll aber durch einen Umbau zur Begegnungsstätte werden. Foto: Baur

Einst trafen sich in Adolf Hölzels Haus Kandinsky, Schlemmer, Baumeister und Co., nun soll die Villa am Ahornweg wieder zur Begegnungsstätte werden: Der Umbau soll noch in diesem Jahr beginnen. Die Finanzierung ist allerdings unsicher.

Degerloch - Der Gemeinderat soll sich für eine öffentliche Teilfinanzierung des 1,84 Millionen Euro teuren Umbaus des Adolf-Hölzel-Hauses in ein Künstlerhaus und Kulturzentrum einsetzen. Das forderte Ulrich-Michael Weiß von der SPD bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Degerloch. Der Grund, so Weiß, liege auf der Hand. „Adolf Hölzel war eine prägende Gestalt des Stuttgarter Kulturlebens zu Beginn des 20. Jahrhunderts“, stellte er fest. Seine Villa in der Ahornstraße 22 könne ein Aushängeschild für Degerloch werden.

Die Stiftung um ihren Vorsitzenden Frank Oppenländer trommelt schon seit geraumer Zeit für den Umbau der Villa, die bereits als öffentliche Kulturstätte dient. Im aktuellen Doppelhaushalt hatte der Gemeinderat bereits 75 000 Euro für den Umbau bewilligt. Diesen müsse eigentlich das Land finanzieren, findet Oppenländer. Doch das zuständige Ministerium verwies ihn zurück an die Kommune. „Dabei ist Hölzel international anerkannt“, sagte Oppenländer. Tatsächlich hat Hölzel in der Entwicklung der klassischen Moderne eine einzigartige Rolle gespielt. Kunsthistoriker sind sich mittlerweile einig, dass er es war, der in seinem Degerlocher Atelier das erste abstrakte Bild der Moderne malte. Lange hatte man dieses Verdienst dem Russen Wassily Kandinsky zugestanden.

„Bahnbrechende Farbenlehre“

„Hölzel hat in seiner Villa entscheidende Pastelle gemalt und seine bahnbrechende Farbenlehre geschaffen“, sagte Frank Oppenländer. Diese würde heute noch an Kunstakademien gelehrt, ihr Einfluss auf die Bauhaus-Bewegung ist verbürgt. Die Bedeutung des Künstlers zeige auch das internationale Interesse. „Es kommen Besucher aus der ganzen Welt“, so Oppenländer. An der Ahornstraße nehmen sie Hölzels Pastelle, Gemälde, Zeichnungen und Skizzenbücher in Augenschein. Als „Jahrhundertfund“ habe ein Kunstprofessor die weitgehend unerforschten Skizzenbücher erst kürzlich bezeichnet, berichtete er.

Dem internationalen Interesse werde das Hölzel-Haus jedoch bislang nicht gerecht, dem Rang des Künstlers ohnehin nicht. Deshalb will die Stiftung den Umbau. Eine „multifunktionale Begegnungsstätte“ im Sinne Adolf Hölzels soll es werden, sagte Frank Oppenländer. Hölzel nämlich war stets am Dialog interessiert. In seiner Villa empfing er regelmäßig die Granden der Künstlerszene zu Diskussionsrunden, unter ihnen Kandinsky, Oskar Schlemmer, Willi Baumeister und viele andere. Die Ausstellungsfläche müsse vergrößert werden, Raum für Vorträge sei nötig. „Wir wollen eine Malschule anbieten, brauchen Räume für die wissenschaftliche Erforschung des Nachlasses“, so Oppenländer. Geplant sind auch Ateliers für junge, begabte Künstler.

Hoffnung auf Unterstützung

Über den vom Bezirksbeirat einstimmig angenommenen Antrag der SPD freute sich der Stiftungsvorstand. „Wir hoffen trotzdem, dass das Land noch ins Spiel kommt“, sagte Oppenländer. Neben dem Dix-Haus sei das Hölzel-Haus das entscheidende Künstlerhaus in Baden-Württemberg.

Wie es mit mehr privaten Spenden aussehe, wollte Inka Glaser-Gallion (CDU) wissen. „Wir haben uns umfangreich um Spender bemüht“, entgegnete Oppenländer. 200 000 Euro seien zugesagt. Trotzdem brauche es mehr Öffentlichkeit. „Viele Unternehmen unterstützen nur einzelne Projekte, jedoch keine Bauvorhaben“, sagte er. Trotz unsicherer Finanzierung wolle man mit dem schrittweisen Umbau beginnen – am besten noch in diesem Jahr. „Wir wollen zeigen, dass wir es ernst meinen“, so Oppenländer. Langsam sei Rückenwind durch die Politik zu spüren. Er hoffe, dass der Gemeinderat beim nächsten Doppelhaushalt tiefer in die Taschen greift.