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Im 34. Jahr des Bestehens werden beim Höfleswetzturnier des ADAC Württemberg und der Stuttgarter Nachrichten an diesem Dienstag am Neckarpark nicht nur die Besten prämiert. Auch die fairste Mannschaft gewinnt Preise.

Stuttgart - Im 34. Jahr des Bestehens werden beim Höfleswetzturnier des ADAC Württemberg und der Stuttgarter Nachrichten an diesem Dienstag am Neckarpark nicht nur die Besten prämiert. Auch die fairste Mannschaft gewinnt Preise.

Herr Hägele, das traditionsreiche Höfleswetzturnier vergibt in diesem Jahr erstmals einen Fair-Play-Preis. Was halten Sie davon?
Hervorragend. Das ist fast noch wichtiger, als nur den Sieger zu ehren.
Warum?
Weil es ein Turnier ist, das von Kindern gestaltet wird. Und diese Kinder müssen lernen, mit anderen Menschen fair und respektvoll umzugehen.
Wissen Sie, wer geistiger Vater des Fair-Play-Preises ist?
Etwa Ex-DFB-Präsident Egidius Braun?
Falsch. Sie selbst haben die Initialzündung im vergangenen Jahr beim Höfleswetzturnier gegeben.
(Schmunzelt) Das ist mir gar nicht bewusst. Wie komme ich zu der Ehre?
Sie hatten angeregt, beim Turnier „ganz auf Schiedsrichter zu verzichten“.
Ich erinnere mich.
Was steht hinter diesem Gedanken?
Daran erkennt man, wie fair ein Spieler ist. Und wie stark der jeweilige in seiner Persönlichkeit ist, wie ehrlich, offen und selbstbewusst. Wenn ein Kind sagen kann: Nein, der Ball war aus, hat es einen großen Schritt hin zur Eigenverantwortlichkeit gemacht.
Alle Theorie ist grau.
Ich weiß, was Sie meinen. Aber das funktioniert in der Praxis seit ein paar Jahren. 2007 gab es bereits bei Sieben- bis Neunjährigen in Aachen erste Pilotprojekte. Aber auch in der E- und D-Jugend gibt es bereits tolle Praxisbeispiele.
Und das klappt?
Klar. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen stimmen.
Die wären . . .
Jeder Trainer ist für seine Spielhälfte verantwortlich. Sie sind so genannte Spielhelfer und greifen nur dann ein, wenn die Kinder tatsächlich überfordert sein sollten. Ist abseits, hebt er den Arm. Aber beim Höfleswetzturnier im Spiel Fünf gegen Fünf, wo es kein Abseits gibt, ist die Sache noch leichter.
Einspruch. Wer am Wochenende bei den Jugendspielen zuschaut, erkennt schnell: die Erwachsenen und nicht die Kinder sind das Problem. Die Alten treten den Fair-Play-Gedanken mit Füßen. Wie löst man dieses Problem?
Man macht vor dem Turnier oder Spiel eine Erwachsenenbesprechung. Darin erklärt man die besonderen Regeln.
Im Kinderfußball gilt der Leitspruch: Erlebnis vor Ergebnis. Wie verträgt sich das mit den Werten unserer Leistungsgesellschaft?
Da sehe ich keinen Widerspruch. Wir Erwachsenen müssen uns klar machen, dass wir die Kinder nicht in ihrem Siegeswillen bremsen sollen. Aber wir müssen das Wort Erfolg neu definieren. Was ist Erfolg?
Wenn ich mit meiner Mannschaft siege.
Eben nicht nur. Es ist doch auch ein Erfolg, wenn die Kinder taktische und technische Fortschritte machen. Wenn sich ein Trainer jedoch durch Ergebnisse selbst verwirklichen will, funktioniert das nicht. Dabei ist alles möglich: die Kinder zu fairem und respektvollem Miteinander zu erziehen, sie zu guten Fußballern auszubilden und ihnen Spaß zu vermitteln.
Was raten Sie den jungen Fußballern des Höfleswetzturniers? Was müssen sie am heutigen Dienstag tun, um den Fair-Play-Preis zu gewinnen?
Sie müssen sich richtig freuen, Spaß haben am Spiel. Sie müssen dem Gegner Bälle abjagen, Tore schießen, sauber passen, gut dribbeln, dem Mitspieler helfen und fair sein zum Gegner. Außerdem hat ein fairer Kicker bessere Siegchancen.
Das müssen Sie näher erklären.
Wenn ich foule, bekommt der Gegner Freistoß. Aber das wollen wir ja nicht. Wir wollen den Ball behalten und mit dem Ball Tore schießen. Der Fair-Play-Gedanke gehört damit ganz eng zu einem guten Spiel. Bestes Beispiel sind die Spanier und die deutsche Elf: Spanien wurde 2010 als fairste Mannschaft mit den wenigsten Fouls Weltmeister. Deutschland machte das jetzt nach. Daher würde es mich nicht wundern, wenn die fairsten Mannschaften beim Höfleswetzturnier ganz weit vorne landen.