Hochzeitsgrüße schweben gen Himmel Foto: dpa

Ballons, die gen Himmel schweben, sind bei Hochzeiten ein beliebter Brauch. Nach 14 Jahren ist jetzt die Karte eines Stuttgarter Paares in der Schweiz aufgetaucht. Unser Kolumnist Uwe Bogen hat die beiden gefunden.

Stuttgart - Dem Luftballon reicht eine Nadel, damit er platzt. Bei der Liebe sind’s viele Nadelstiche, bis sie am Ende ist. Am schönsten aber ist es, wenn das Glück noch hält, wenn die Luft dem Ballon längst entwichen ist und der nur noch als schlaffe Haut rumhängt.

Um das Happy End vorwegzunehmen: Das Stuttgarter Paar, das ein Schweizer Landwirt mit Hilfe der Stuttgarter Nachrichten 14 Jahre nach dem Jawort gesucht hat, ist noch immer zusammen! Und ihre Karte, die am Hochzeitsfest an einem Ballon in die Lüfte ging, ist wohl behalten bei den beiden in Stuttgart angekommen.

Am Anfang erklang ein zweifaches Ja. Ein Unternehmensberater und eine Steuerberaterin feierten im November 2001 auf der Bühlerhöhe bei Baden-Baden. Einem alten Brauch gemäß ist Helium in die Ballons gepumpt worden. Jeder befestigte mit einer Schnur eine Karte, auf der stand: „Lieber Finder! Heute am 24. November 2001 heiraten Nicole und Dierk. Wenn diese Karte zurückgeschickt wird, muss der Hochzeitsgast sein Versprechen einlösen, das er auf diese Postkarte geschrieben hat.“

Die Hochzeitsgäste R. und W. Götzmann konnten sich 14 Jahre Zeit dafür lassen. Doch jetzt müssen sie ran! „Schlossbesichtigung Bruchsal mit kaiserlichem Empfang“ steht auf ihrer Karte. Die Zeit ist reif für kaiserliche Taten!

Landwirt findet Karte im Tessin

Der Schweizer Landwirt Walter Keller hat den Gruß vom Hochzeitsfest bei sich im Kanton Tessin gefunden – schon vor 14 Jahren. Doch er „verlegte“ die Karte, wie er sagt: „Bei mir ist eine ziemliche Unordnung.“ Beim Aufräumen ist er kürzlich darauf gestoßen und wollte nun endlich die alte Bitte an den Finder erfüllen: Er schickte die Karte, die er 200 Meter vor der italienischen Grenze gefunden hatte, an die angegebene Adresse in Stuttgart. Sie kam zurück. Der Absender sei „unbekannt verzogen“, teilte die Post mit.

Der Schweizer Landwirt Keller, der gern dichtet, wandte sich an die Presse: „Gibt es in Eurer Stadt / irgendeine Person, / die eine Passion / für Nachforschungen hat? / Entschuldigung für die Umstände, / ich bin mit meinem Latein am Ende.“

Na klar, Recherche ist unsere Passion! Dank der heutigen Internet-Möglichkeiten sind wir rasch auf den Bräutigam von 2001 gestoßen. Er arbeitet noch immer bei der Unternehmensberatung und freute sich sehr über die alte Karte. Ja, mit seiner Nicole ist er noch zusammen – sie sind inzwischen umgezogen. Er bat darum, nicht seinen vollen Namen in der Zeitung zu nennen, auch fotografieren durften wir ihn nicht. In einer Kiste haben die beiden die Ballonkarten aufbewahrt, von denen die meisten kurz nach dem Fest an der alten Adresse ankamen. „Nur wenige unserer Gäste haben ihr Versprechen eingelöst“, sagt er. Die Karte, die nach 14 Jahren zurückkam, legte von der Bühlerhöhe 350 Kilometer zurück.

Die Hülle platzt meist in einer Höhe von zehn Kilometern

Hochzeitsballons steigen schnell nach oben – man verliert sie aus den Augen. Sie gehen nach oben, weil Helium plus Ballonhülle leichter sind als die vom Ballon verdrängte Luft. Mit zunehmender Höhe nimmt der Luftdruck ab. Irgendwann platzt die Hülle – meist in einer Höhe von zehn Kilometern. Mehrere Hundert Kilometer können Ballons zurücklegen.

Auf Wolke sieben kommen nur Menschen an – Ballons müssen früher auf die Erde zurück. Doch auch der siebte Himmel ist für Menschen kein Dauerzustand. Nach 14 Jahren hat man zweimal das verflixte siebte Jahr geschafft.

Eine alte Hochzeitskarte bringt Erinnerungen zurück. Der Anfang einer Liebe ist immer ganz besonders magisch – doch noch schöner ist, wenn auch nach vielen Jahren die Träume nicht platzen.