Freude auf der Matte in London: Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch Foto: Getty

Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch spricht über ihren vierten Platz bei der WM in London – und die schlechte Laune der russischen Siegerin.

London - Als Vierte hat die Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch eine WM-Medaille knapp verpasst – trotzdem war auch die 26-Jährige vom VfB Stuttgart überwältigt von der Atmosphäre im Londoner Olympiastadion.

Frau Jungfleisch, was überwiegt bei Ihnen: der Stolz über Ihren vierten Platz oder die Enttäuschung, eine WM-Medaille knapp verpasst zu haben?
Im Moment tut es noch ein bisschen weh. Ich war auf dieser Ebene noch nie so nah dran an einer Medaille. Aber es hätte auch noch schlimmer kommen können.
Inwiefern?
Ich war am Ende heilfroh, dass für Bronze 1,99 Meter nötig gewesen wären. Deshalb darf ich mich mit meinen 1,95 Metern nicht beschweren. Ich hätte mich viel mehr geärgert, wenn 1,97 gereicht hätten.
Sie haben diese Höhe im dritten Versuch nur hauchdünn gerissen.
Im dritten Versuch ist man immer besonders motiviert und will es besonders gut machen. Ich habe die Latte mit dem Hintern touchiert – ein Zeichen, dass ich zu schnell angelaufen bin. Ich hätte beim Anlauf einen Fuß zurückgehen müssen, dann hätte ich es geschafft. Aber das weiß man leider erst hinterher.
Sind Sie mit Ihren 1,95 Meter zufrieden?
Unter diesen Voraussetzungen schon – zumal ich das Finale ja gerade noch so geschafft hatte. Ich habe seit längerer Zeit Probleme an beiden Achillessehnen, seit ich im Trainingslager in Südafrika auf einer Rasenbahn trainiert hatte. Dadurch konnte ich in den vergangenen Monaten kein richtiges Techniktraining machen. Im Wettkampf hat es immerhin nicht wehgetan, da spürt man die Schmerzen nicht – dank der Schmerzmittel und dank des Adrenalins.
Es war ein denkwürdiger WM-Abend im Olympiastadion. Während Ihres Wettkampfs ist unter anderem Mo Farah gelaufen, der große Sportheld der Briten. Wie haben Sie die Atmosphäre erlebt?
Es hat Riesenspaß gemacht. Unglaublich, wie laut es nicht nur bei Farahs Lauf wurde. Das war kein Vergleich zu den Olympischen Spielen in Rio. Ich hoffe, dass es bei der EM in Berlin nächstes Jahr ähnlich wird. Aber das ist schwer zu toppen.
Nur die russische Siegerin Maria Lasizkene hat sich von der Euphorie im Stadion nicht anstecken lassen. Die Russin hat keine Miene verzogen und sah aus, als hätte sie ziemlich schlechte Laune.
Das ist bei ihr immer so, das kenne ich gar nicht anders. Das ist Typsache. Wenn ich in einem WM-Finale 2,03 Meter gesprungen wäre – ich glaube, ich hätte Purzelbäume gemacht.