Gerne würde Benjamin Haar (l.) den amtierenden Bürgermeister Gerhard Kuttler ablösen. Foto: Ines Rudel

Dem Ort steht ein spannender Wahlsonntag bevor. Beide Kandidaten um das Amt des Bürgermeisters legten am Donnerstag in der Breitwiesenhalle eine gelungene Vorstellung mit unterschiedlichen Schwerpunkten hin.

Hochdorf - Spätestens seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten sollten Wahlvorhersagen mit großer Vorsicht genossen werden. Auch in Hochdorf wird in gut einer Woche eine spannende Wahl mit offenem Ausgang erwartet. Am Sonntag, 29. Januar, entscheiden die Einwohner, wer die kommenden acht Jahre an der Spitze ihrer Stadtverwaltung stehen wird. In der Breitwiesenhalle verfolgten am Donnerstag fast fünfhundert Zuhörer zwei Stunden lang die offizielle Vorstellung des Amtsinhabers Gerhard Kuttler und seines Herausforderers Benjamin Haar.

Es wurde noch einmal deutlich, dass sich die Wähler zwischen zwei ganz unterschiedlichen Kandidaten entscheiden müssen. Der Amtsinhaber Gerhard Kuttler setzt vor allem auf Fachwissen und Detailkenntnisse. Er kann auf seine nun schon langjährige Erfahrung verweisen und hat eine Ausbildung im öffentlichen Dienst. Bei der Vorstellung in der Breitwiesenhalle verhedderte er sich aber manchmal in Details.

Der Herausforderer Benjamin Haar versuchte an dem Abend, Nahbarkeit und den Willen zu vermitteln, vieles besser machen zu wollen. Er meinte, dass das Potenzial des Ortes in den vergangenen acht Jahren nicht voll ausgeschöpft worden sei und es zu lange dauere, bis Entscheidungen umgesetzt würden. Gleichzeitig ging dem Sportwissenschaftler bei Sachfragen an einigen Stellen schnell die inhaltliche Puste aus.

Die Bilanz seiner ersten Amtszeit könne sich sehen lassen, war sich der Bürgermeister Kuttler sicher. Das Ortsentwicklungskonzept, das mit einer umfassenden Bürgerbeteiligung beschlossen worden war, befinde sich derzeit bereits in der Umsetzungsphase. Den Vorwurf, er sei zu wenig zupackend und die Umsetzung von Projekten dauerten deshalb zu lange, konterte Gerhard Kuttler mit dem Hinweis, dass ein behutsames Vorgehen für den Frieden im Ort wichtig sei. „Wer zu forsch vorgeht, erntet Opposition in der Sache“, ist sich der 39-Jährige sicher.

Insbesondere die baldige Bebauung des Breitwiesenareals mit einem Pflegeheim und einem Wohn- und Geschäftshaus waren Pfunde, mit denen Kuttler wucherte. Es seien ferner rund zweihundert neue Arbeitsplätze in Hochdorf entstanden. Außerdem seien 13 Millionen Euro investiert worden. Weniger gut sei die Bauplatzsituation, gab der Schultes zu. Allerdings sei die weitere Außenentwicklung Hochdorfs durch die Region Stuttgart begrenzt. Eigentlich sei ein Neubaugebiet nur noch im Gebiet Hofäcker möglich. Die Gemeindeverwaltung befinde sich in Verhandlungen mit den dortigen Grundstückseigentümern. Der Herausforderer des Amtsinhabers, Benjamin Haar (37), betonte, dass er der 4900-Seelen-Gemeinde als Motor und Ideengeber dienen wolle. Er sei in Hochdorf aufgewachsen und finde, dass es viele kleine Maßnahmen wie beispielsweise Blumenkästen an Brückengeländern gebe, die den Ort ohne großen finanziellen Aufwand schöner machen könnten. Er habe auch den Blick für das Kleine. „Eigentlich hätte in Hochdorf in den letzten Jahren mehr laufen müssen“, findet er.

Er wolle als neuer Rathauschef Bürgerdialoge für unterschiedliche Themen einrichten, ein Ortsentwicklungskonzept für das ganze Dorf ausarbeiten, die Ladengeschäfte stärken und die Kinderbetreuung ausbauen. Außerdem sollen die Gewerbebetriebe gestärkt und das Ehrenamt gefördert werden. Das Rathaus solle ferner ein noch attraktiverer Arbeitgeber werden, findet der promovierte Sportwissenschaftler. Durch gesundheitliches Betriebsmanagement und Teambildungmaßnahmen soll die Kommunalverwaltung im Ringen um die besten Köpfe bestehen. Er habe zwar keine Erfahrung im öffentlichen Dienst. Als Geschäftsführer der TSG Reutlingen sei er aber mit Verwaltungs- und Haushaltsthemen durchaus vertraut.