Vom Förderschüler zum Informatiker und Unternehmensberater: Özgür Kibarogullari Foto: StN

Er ist aufgestiegen vom Förderschüler zum Informatiker und Unternehmensberater. Özgür Kibarogullari kam mit 14 Jahren ohne Deutschkenntnisse aus Istanbul nach Baden-Württemberg – und arbeitet jetzt von Indien aus für eines der global führenden Consulting-Unternehmen.

Stuttgart - Er ist aufgestiegen vom Förderschüler zum Informatiker und Unternehmensberater. Özgür Kibarogullari kam mit 14 Jahren ohne Deutschkenntnisse aus Istanbul nach Baden-Württemberg – und arbeitet jetzt von Indien aus für eines der global führenden Consulting-Unternehmen.

Der 26-Jährige ist einer der rund fünf Prozent Hochbegabten in der Bevölkerung, um die sich die deutschen Unternehmen reißen. „Die deutsche Wirtschaft möchte weltweit führend bei der Entwicklung neuer Technologien sein”, sagt Marold Reutlinger, Forscher an der Uni Nürnberg. „Hochbegabte, die ihr Potenzial ausschöpfen, tragen ihren Teil dazu bei.” Reutlinger und sein Team haben deshalb das Projekt „Hochbegabte mit türkischem Migrationshintergrund” ins Leben gerufen. Er geht davon aus, dass unter den türkischstämmigen Kindern und Jugendlichen in Deutschland bis zu 90 000 Hochbegabte sein könnten – von denen allerdings nur die wenigsten entdeckt und gefördert werden.

Kibarogullari war einer der wenigen Schüler mit türkischen Wurzeln, deren Ausnahmetalent rechtzeitig erkannt wurde. Zwar riet ihm fast das gesamte Lehrerkollegium vom Wechsel von der Haupt- an die Realschule vor dem 9. Schuljahr ab. Doch den Ehrgeiz des Jungen steigerten diese Widerstände nur: „Mir war schon damals klar, dass ich später studieren möchte.”

Um Deutsch zu lernen, besuchte der begeisterte Basketballer zunächst eine Förderschule. Später legte er über Mittlere Reife, Abitur und Informatikstudium eine Bildungslaufbahn wie aus dem Lehrbuch hin. Während des Studiums an der Uni Stuttgart ging Kibarogullari noch für zwei Semester ins Ausland, als Erasmus-Student nach Istanbul und als Fulbright-Stipendiat nach Kentucky (USA). Zuvor, als Schüler, stachelten die Unterstützung von Eltern und Lehrern sowie ein Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung seinen Ehrgeiz zusätzlich an.

Marold Reutlinger will türkischstämmige Eltern jetzt verstärkt über die Beratungsangebote und Fördermöglichkeiten informieren.: „In Deutschland fehlt eine Sensibilisierung von Lehrkräften und Eltern für die Thematik, um das Potenzial von hochbegabten Kindern und Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund frühzeitig erkennen zu können.” Im November veranstaltet der Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Exzellenzforschung der Uni Nürnberg deshalb bundesweit fünf Workshops zu dem Projekt „Hochbegabte mit türkischem Migrationshintergrund”. Einer dieser Workshops findet an diesem Samstag an der Uni Stuttgart statt.

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