Mit Video-Umfrage - Das Hitzehoch Annelie lässt das Quecksilber mit jedem Tag ein Stück höher klettern. Eine Abkühlung ist noch lange nicht in Sicht. Steht uns ein neuer Rekordsommer bevor?

Hitzevorhersage

Bis über das Wochenende hinaus sagt der Deutsche Wetterdienst hochsommerliche Temperaturen für Stuttgart voraus. So können am Donnerstag bereits 33 Grad, am Freitag 34 Grad und am Samstag 35 bis 36 Grad erreicht werden. Am Sonntag kommt von Frankreich her feuchtere Luft, die im Raum Stuttgart gegen Abend für Hitzegewitter sorgt. „Das heißt aber nicht, dass es danach kühler wird“, sagt Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Es sei wahrscheinlich, dass sich in der kommenden Woche Sonne und Gewitter abwechseln – bei weiterhin warmen Temperaturen.

Hitzevergleich

Bei diesen Aussichten kommen Erinnerungen an den sogenannten Jahrhundertsommer im Jahr 2003 auf. Damals wurde am 9. August mit 38,1 Grad der wärmste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Stuttgart gemessen. Die Hitzewelle streckte sich über ganze drei Monate. Satte 77 Sommertage mit Temperaturen über 25 Grad hatte der Rekordsommer zu bieten – normal sind 28. Am letzten Junitag wurde ein Tageshöchstwert von 34,6 Grad gemessen. Der letzte Tag im Juni 2015 konnte dagegen nur mit 29 Grad aufwarten. Doch der heißeste Tag im Juli 2003 lag bei 35,4 Grad – und „könnte im Laufe der Woche schon geknackt werden“, sagt Riedl. Kann es dieser Sommer mit dem Rekordsommer von 2003 aufnehmen?

„Das lässt sich nicht so einfach vorhersagen“, meint Riedl. Eher wahrscheinlich sei es, dass es durch zwischenzeitlich warme Perioden wie zum Beispiel im Mai und Juni zu Zirkulationen über dem Meer komme – und somit kühlere Luftmassen vom Atlantik für unbeständiges Wetter sorgen. Damit ein Hitzehoch wie im Jahr 2003 hält, wäre beispielsweise ein stabiles Hochdruckgebiet über Europa bei einem gleichzeitigen Tiefdruckgebiet über dem Atlantik nötig.

Hitzefrei

Mit den hochsommerlichen Temperaturen kommt ein mediterranes Lebensgefühl nach Stuttgart. Tagsüber stürzt man sich am liebsten in die Fluten der Freibäder. Ob das den Schülern bei Hitzefrei schon tagsüber möglich sein wird, hängt vom Schulleiter ab. Denn eigentlich müssen die Schüler noch bis Ende Juli büffeln, egal wie heiß es ist. Eine landesweit gültige Bekanntmachung für Hitzefrei wurde 1983 abgeschafft.

Hitzeverhalten

In den lauen Sommernächten kühlt man die Kehlen gerne bei einem Getränk im Biergarten oder in Straßencafés. Bewegung vermeiden die meisten dagegen, zeigt eine aktuelle Umfrage der Aachen-Münchener Versicherung. Demnach ist die liebste Freizeitbeschäftigung der Deutschen bei heißen Temperaturen das Grillen. 84 Prozent der Befragten ging es um die Wurst. Nur 48 Prozent wollen lieber Rad fahren oder rudern. Eine Erfahrung, die auch Rüdiger Krause, Inhaber des Stuttgarter Fahrradgeschäfts Rad und Reisen, bestätigen kann: „In den kommenden Tagen rechnen wir mit wenig Kundschaft.“ Sein Geschäft sei extrem wetterabhängig. „Bei Regen und Hitze ist der Laden leer. In dem Moment, wenn die Sonne herauskommt, strömen die Kunden herein, als wäre ein Schalter umgelegt worden“, beschreibt Krause das Kundenverhalten.

Dagegen lassen die hohen Temperaturen das Geschäft bei Wasser und Bier sprudeln. Der Absatz der Mineralwasserproduzenten ist doppelt so hoch wie sonst, bei Brauereien finden die alkoholfreien Biere und Biermischgetränke Zuspruch. Die kommunalen Wasserversorger machen dagegen auf ein alternatives Mittel gegen Hitze aufmerksam: Trinkwasser aus der Leitung könne bedenkenlos konsumiert werden und sei günstig.

Hitzeschutz

Das Licht der Sonne steigert das Wohlbefinden. Doch klettern die Temperaturen über die 30-Grad-Marke, ist vor allem bei Älteren, Kindern und Kranken Vorsicht geboten. Das Gesundheitsamt Stuttgart gibt deshalb Tipps, wie man die heißen Tage am besten überstehen kann: Gesunde Erwachsene sollten bei Temperaturen über 30 Grad mindestens zwei Liter Flüssigkeit täglich zu sich nehmen. Generell sollte man nicht warten, bis sich der Durst einstellt, denn das ist bereits das Warnsignal des Köpers für einen bestehenden Mangel. Bei Kindern ist das Durstempfinden laut den Experten noch nicht so ausgeprägt. Gleichzeitig haben sie aber durch das Wachstum einen erhöhten Stoffwechsel und einen hohen Flüssigkeitsbedarf. Weil sie die Hitze viel schlechter vertragen als Erwachsene, sollten sie auch nicht allein im Auto gelassen werden.

Eiskalte Getränke löschen den Durst nur kurzfristig und können die körpereigene Wärmeproduktion anregen, so dass man noch mehr schwitzt. Auch von Alkohol raten Experten ab: Dieser strapaziert den Kreislauf zusätzlich und entzieht dem Körper Flüssigkeit.

Bei hohen Temperaturen benötigt der Körper verschiedene Stoffe, um seine Haut zu schützen. Betacarotin ist beispielsweise in orangefarbenem, rotem und grünem Obst und Gemüse enthalten und schützt die Zellen vor UV-Licht. Lycopin steckt vor allem in Tomaten und wirkt wie ein Sonnenschutz von innen. Sonnenschutz von außen durch Sonnenmilch ist allerdings trotzdem nötig, sobald man sich länger in der Sonne aufhält. Dabei sollten Ohren, Lippen, Fußrücken und nackte Kopfhaut nicht vergessen werden. Bewegung ist auch im Sommer wichtig. Am besten geeignet für sportliche Aktivitäten sind die Morgen- oder die Abendstunden. Während der Mittagshitze zwischen 11 und 15 Uhr sind körperliche Anstrengungen dagegen nicht zu empfehlen.