Die Hitze hat Europa fest im Griff. Foto: dpa

In einem Schaltraum von Arte in Straßburg bricht durch die extreme Hitze ein Brand aus. Der deutsch-französische Sender kann stundenlang nichts ausstrahlen. Nur eine Folge der hohen Temperaturen, die in ganz Europa herrschen.

Straßburg - Ein durch die Hitze verursachter Brand hat einen stundenlangen Komplettausfall der Sendungen des deutsch-französischen Fernsehsenders Arte ausgelöst. Die Panne in einem elektrischen Schaltraum habe über fünf Stunden ab sieben Uhr morgens gedauert, sagte die Sprecherin des Senders Claude Savin am Samstag in Straßburg. Der Sendebetrieb konnte um 12.30 Uhr wieder aufgenommen werden. „Die Panne war so schwer, weil auch das Notstromaggregat betroffen war“, sagte Savin.

Verschont blieben die Webseite des Senders und die Mediathek Arte+7, so dass die Zuschauer die verpassten Sendungen des Vormittags doch noch anschauen können.

Bereits am Donnerstag hatte es in Köln einen halbstündigen Sendeausfall beim Nachrichtensender n-tv gegeben, wofür möglicherweise auch die Außentemperaturen verantwortlich waren.

Reichstagskuppel geschlossen

Die Kuppel und die Dachterrasse des Reichstagsgebäudes in Berlin sind wegen der Hitze bis Abend gesperrt worden. Mehrere Menschen hätten dort heute Kreislaufprobleme bekommen, sagte ein Bundestagssprecher. Daher sei am Nachmittag beschlossen worden, zunächst bis 20 Uhr keine Besucher mehr hineinzulassen. Das Restaurant auf dem Reichstagsgebäude bleibe allerdings offen. Die "Bild"-Zeitung hatte zuerst darüber berichtet.

Mit den extrem hohen Temperaturen steigt die Gefahr schwerer Unwetter. Vor allem der Westhälfte Deutschlands drohten Hagel, schwere Sturmböen und starke Regenfälle. Die Unwetter zogen bereits am Samstag von Frankreich und den Benelux-Staaten heran, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach vorhersagte. Noch größer ist das Risiko am Sonntag; sogar Tornados sind laut DWD möglich. Die Meteorologen hielten am Samstag einen neuen Hitzerekord für möglich. Zur Abkühlung stürmten Jung und Alt die Freibäder und Seen, an den Küsten herrschte Massenandrang.

Die bisher höchste in Deutschland gemessene Temperatur betrug 40,2 Grad. Den Wert für Samstag wollte der Wetterdienst am Abend bekanntgeben. Mit 37,7 Grad war am Freitag Bad Mergentheim in Baden-Württemberg der heißeste Ort Deutschlands. Starken Regen und sogar Hagel brachte ein schweres Gewitter in Thüringen.

Schwitzen im Auto statt Abkühlung im Meer: Die Sperrung der A7 im Norden Hamburg und die Reisekarawane an die Strände verursachten lange Staus auf Autobahnen und Landstraßen. Allein auf der A1 von Hamburg in Richtung Ostsee staute sich der Verkehr nach Angaben der Polizei zwischen Ahrensburg und Lübeck auf rund 30 Kilometern. „Auf einmal wollen sie alle - das ist der normale Wahnsinn bei diesen Hochsommertemperaturen“, sagte ein Sprecher des Lagedienstes in Kiel.

Wegen Verdachts auf Hitzekollaps wurden am Samstag mindestens sechs Teilnehmer des Deutschen Chorfestivals in Trier ins Krankenhaus gebracht. Die jungen Leute seien etwa bei einer Probe im Trierer Dom zusammengeklappt, sagte ein Feuerwehrsprecher. Zuvor hatte der „Trierische Volksfreund“ über die Hitzeopfer berichtet.

Zu einem gefährlichen Zwischenfall kam es in Rheinland-Pfalz: Eine Mutter hatte aus Versehen ihr vier Monate altes Baby im Auto eingeschlossen. Der Zündschlüssel befand sich im Fahrzeug. Wegen der großen Hitze riet der ADAC den besorgten Eltern, sofort zu handeln und nicht auf die Pannenhilfe zu warten, wie die Polizei in Bad Kreuznach mitteilte. Der Vater des Kindes schlug daher mit einem Hammer ein Fenster ein. Das Baby blieb unverletzt.

Waldbrandgefahr steigt

Riskant ist inzwischen die Lage in vielen Wäldern. So richteten sich die Forstämter in Thüringen auf die Sperrung von Waldgebieten für Wanderer und Ausflügler ein. Die Waldbrandgefahr könnte auf die höchste Warnstufe 5 steigen, teilte der Thüringenforst mit.

Die hohen Temperaturen ließen zudem vielerorts die Ozonbelastung steigen, auch in Hessen. An rund einem Drittel der Messstellen sei am Freitag die Alarmschwelle von 240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten worden, teilte das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie am Samstag mit. Schon bei über 180 Mikrogramm sollten Aktivitäten im Freien vermieden oder stark reduziert werden. Erhöhte Ozonkonzentrationen können die Atemwege reizen.

Nicht nur in Deutschland leiden die Menschen unter der Hitze. In Italien gab das Gesundheitsministerium für das Wochenende eine Hitzewarnung für mehrere Städte heraus, darunter Florenz, Bozen, Mailand und Rom. Die Temperaturen sollten bis auf 38 Grad klettern. Die Menschen suchten in Scharen Abkühlung in öffentlichen Brunnen.