Hans Betsch und Jörg Schnatterer (von links) freuen sich über die neue Tafel vor dem Haus an der Martha-Schmidtmann-Straße. Foto: Annina Baur

Frauenrechtlerin, Pazifistin und Politikerin: Der Verein Pro Alt-Cannstatt erinnert mit einer neuen Tafel im Historischen Pfad an Anna Haag. Aufgestellt wurde das kleine Denkmal am gleichnamigen Mehrgenerationenhaus im Stadtteil Espan.

Bad Cannstatt - Bundesverdienstkreuz, Verdienstmedaille und Heimatmedaille des Landes Baden-Württemberg und Bürgermedaille der Stadt Stuttgart: Schon zu Lebzeiten ist die Schriftstellerin, Pazifistin, SPD-Politikerin und Frauenrechtlerin Anna Haag gewürdigt worden. Ihre politisch weitreichendste Leistung als Landtagsabgeordnete war das Recht auf Kriegsdienstverweigerung, welches sie initiierte und das bis heute in Artikel 4 des Grundgesetzes verankert ist. An ihrem 33. Todestag am Dienstag, 20. Januar, hat der Verein Pro Alt-Cannstatt an ihrem Herzensprojekt, dem Anna-Haag-Haus, eine neue Tafel des Historischen Pfads aufgestellt. Die Tafel mit der Nummer 90 wurde vom Anna-Haag-Haus gestiftet.

Erstes Mehrgenerationenhaus Deutschlands

„Das Haus war damals einzigartig und revolutionär“, sagt Jörg Schnatterer, der Vorstandsvorsitzende des Cannstatter Sozialunternehmens. Eigentlich sei der Trend zum Bau von Mehrgenerationenhäusern erst vor etwa zehn Jahren in Deutschland angekommen. Von einer Reise in die USA brauchte die aus dem Welzheimer Wald stammende Anna Haag die Inspiration dafür aber bereits im Jahr 1949 mit. Nach ihrer Rückkehr gründete sie den Verein Arbeitsgemeinschaft Stuttgarter Frauen, der sich am Wiederaufbau beteiligen wollte. Besonders am Herzen lag dem guten Dutzend engagierter Frauen der Bau eines Wohnheims für Mädchen. So rangen sie dem damaligen Stuttgarter Oberbürgermeister Arnulf Klett das Versprechen ab, jede gesammelte Spenden-Mark zu verdoppeln und die Frauen mit einem Bauplatz zu unterstützen. Mit dem Bau eines Wohnheims für 100 Mädchen nebst Jugendhaus und Freizeiträumen wurde der Grundstein für das Anna-Haag-Haus gelegt, das heute unter anderem Menschen ausbildet, eine Kindertagesstätte und eine Pflegeheim beherbergt und Inklusions- und Quartiersarbeit in Bad Cannstatt leistet. Auch nachdem sie sich aus der aktiven Politik zurückzog, engagierte sich Anna Haag weiterhin für soziale Fragen, Frieden und die Rechte der Frau.

Weitere Tafeln sind geplant

„In Bad Cannstatt ist Anna Haag durch das nach ihr benannte Haus natürlich immer präsent“, sagt Hans Betsch von Pro Alt-Cannstatt. Manchmal sei er beinahe selbst überrascht, wie viele bekannte Gebäude, Personen und Institutionen es in Bad Cannstatt gebe, die eine Würdigung im Historischen Pfad verdienten. In naher Zukunft stehen unter anderem Tafeln für Max Kommerell, Willi Bleicher auf dem Plan, auch am Turmuhrenarchiv soll eine aufgestellt werden. Außerdem wolle man so bald wie mögliche auch an Firmen wie Stihl und Kärcher erinnern, die in Bad Cannstatt gegründet wurden, so Betsch.