Der Falken: Die stadtbildprägende Traditionsgaststätte ist marode. Sie soll abgerissen werden und dann... Foto: Thomas Kienzle

Die denkmalgeschützte 150 Jahre alte Gaststätte Falken in der Esslinger Fußgängerzone ist wohl nicht mehr zu retten: Das Gebäude soll abgerissen und in moderner Form wieder aufgebaut werden. Abrissgegner drängen den Besitzer, die Kreissparkasse Esslingen, wenigstens die Fassade zu erhalten.

Esslingen - Der Falken hat in seiner langen Geschichte viel lokale Prominenz an Stammtischen erlebt. Doch inzwischen ist die Gaststätte geschlossen. Vor zwei Jahren erwarb die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen (KSK) den Klinker-Eckbau mit dem Ziel, ihn denkmalgerecht zu sanieren – als Kontrapunkt zu ihrem daneben liegenden Hauptsitz in der Haupteinkaufsmeile, der Bahnhofstraße. Auch dieses vor 40 Jahren als Kaufhaus gebaute Gebäude genügt in Sachen Bauqualität nicht mehr heutigen Ansprüchen. Es wird jetzt abgerissen und durch eine neue Zentrale ersetzt.

Insgesamt investiert die Kreissparkasse in den kommenden fünf Jahren 65 Millionen Euro in diese Projekte. Wegen ihrer Bedeutung für die Innenstadtentwicklung nahm Oberbürgermeister Jürgen Zieger jetzt höchstpersönlich die Bauanträge entgegen. Das Unternehmen trage dazu bei, dass Esslingen mit seiner Mittelzentrumsfunktion sehr viel Dynamik erfahre, so der Stadtchef.

Bereits im Herbst will die KSK auf dem vom Hauptsitz rund 500 Meter entfernten Vogelsang-Areal einen neuen Firmensitz für rund 300 Mitarbeiter schaffen. Er dient zunächst als Interimslösung für jene Mitarbeiter im Haupthaus an der Bahnhofstraße. Mitte 2015 sollen sie im Vogelsang-Areal einziehen, damit der Falken und der Hauptsitz abgerissen und neu aufgebaut werden können. Ende 2017 ziehen sie dann zurück an die Bahnhofstraße. Auf dem Vogelsang-Gelände werden dann weitere Mitarbeiter aus vier Standorten zusammengeführt. Die KSK konzentriert dann ihre komplette 700-köpfige Belegschaft an diesen zwei Standorten.

„Es wird eine moderne Interpretation geben, Grundriss, Kubatur und Lochfassade bleiben erhalten“

Als optisches i-Tüpfelchen an der Bahnhofstraße war bislang der sanierte Falken vorgesehen. Das soll im Prinzip auch so bleiben. „Es wird eine moderne Interpretation geben, Grundriss, Kubatur und Lochfassade bleiben erhalten“, sagt der Esslinger Baudezernent Wilfried Wallbrecht. Eine Kopie des historischen Baus ist aber bewusst nicht geplant. Vielmehr sollen nur klare Stilelemente wie die Klinkerfassade, Fensterleibungen und das markante Dach an den historischen Stadtbaustein erinnern. Die nähere Untersuchung des inzwischen zur Ruine heruntergekommenen Falken habe ergeben, so Wallbrecht weiter, dass der Wert des Denkmals nicht so hoch sei wie angenommen. Nur der zweigeschossige Kern stammt aus dem 18. Jahrhundert, der eigentlich zu schwere Aufbau aus dem 19. Jahrhundert.

In dem markanten Eckbau will die KSK künftig die Kundengeschäfte abwickeln. Im lang gestreckten Neubau daneben entstehen Büros. Auch dort war ursprünglich ein Umbau geplant. Wegen Energiekosteneinsparungen von 40 Prozent und einer besseren Nutzung der bisher zu hohen Räume entschied sich das Unternehmen jedoch auch dort für einen Neubau. Ende 2017, so der Vorstandsvorsitzende Franz Scholz, „werden alle an ihrem vorgesehene Platz sein“.

Bank hält bisher am Abriss fest

Gegen den kompletten Abriss stemmt sich die Fraktion der Grünen im Esslinger Gemeinderat. „Wieder einmal soll ein historisches Gebäude einem nüchternen Zweckbau weichen, wie dies schon beim Bau des Einkaufszentrums ‚Das Es‘ mit der alten Post geschehen ist“, sagte Stadtrat Jürgen Menzel. Der Bundestagskandidat der Grünen fordert die KSK deshalb auf, wenigstens die Fassade des Falken zu erhalten. Die Grünen-Fraktion lehne es ab, der Verwaltung einen Persilschein für den Abriss des Falken zu geben.

Die KSK ist mit den Abrissgegnern im Dialog und will sich in der kommenden Woche mit ihnen zum Meinungsaustausch treffen. Die Bank hält bisher am Abriss fest. Die Gegner, der Bürgerausschuss Innenstadt, der Geschichts- und Altertumsverein und der Planungsbeirat der Architekten verweisen auf die Bedeutung des Gebäudes für den städtebaulichen Charakter der Bahnhofstraße. Außer Erhalt oder Abbruch und Neubau gebe es auch eine Alternative: teilweiser Erhalt der Fassade oder Wiederaufbau der Fassade nach dem Abbruch. In ihrem Dialog mit der KSK verwiesen die Abrissgegner auf andere Banken, die in Esslingen in der Vergangenheit historische Gebäude bewahrt haben: So hatte die Deutsche Bank den Roten Löwen am Hafenmarkt und die BW-Bank das frühere Café Geiger durch Sanierungen vor der Abrissbirne gerettet.

Bauexperten beider Seiten wollen sich am Dienstag, 25. Juni, in der Kreissparkasse zu einem vertiefenden Gespräch unter Fachleuten treffen, um nach einer Lösung für den Falken zu suchen.