Rolf Armbruster am Projektor Foto: Archiv Ott

Wer sich für die Historie Degerlochs interessiert, sollte am 3. März nichts vorhaben. Dann werden Filmschnipsel aus vergangenen Zeiten gezeigt. Diese hat die örtliche Geschichtswerkstatt gesammelt, es ist erstaunlich viel zusammengekommen.

Degerloch - Am Dienstag, 3. März, wird die Filderschule zum Kino. Und das ist nicht das erste Mal. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sporthalle der Grundschule zu einem Lichtspielhaus umfunktioniert; von 1947 an wurden dort Filme vorgeführt. Denn in Degerloch gab es bis dato kein Kino, und der Wunsch der damals 16 000 Einwohner nach einem eigenen Filmtheater war groß. Am 3. März werden wieder Filmsequenzen über eine Leinwand in der Turnhalle flackern. Nämlich jene, die die Geschichtswerkstatt in den vergangenen Monaten aus privaten Beständen zusammengetragen und auf DVD gebannt hat, um die Geschichte des Filderbezirks zu konservieren.

Aufnahmen aus privaten Archiven

Rolf Armbruster und seine Mitstreiter der Geschichtswerkstatt, ein Zusammenschluss engagierter Ortshistoriker, sind begeistert. Es sind noch mehr Aufnahmen aus privaten Archiven zusammengekommen, als die Gruppe vermutet hat. „So schnell geht uns der Stoff nicht aus.“ Bei einem Filmabend in der Filderschule kann gar nicht alles gezeigt werden, für Herbst seien darum weitere Vorstellungen geplant.

Etwa eineinhalb Stunden dauert die Vorführung der ersten Sequenzen. Die meisten sind in Schwarz-Weiß und ohne Ton. Damit die Veranstaltung nicht zum Stummfilm wird, wird Armbruster die Aufnahmen kommentieren. Aber nicht nur er. Die Erinnerungen, die dem Publikum beim Anblick der Bilder kommen, sind sogar ausdrücklich erwünscht. „Jeder darf was dazu sagen“, sagt Armbruster.

Zu sehen sein wird zum Beispiel, wie ein Pferdegespann riesige Kirchenglocken aus dem Heusteigviertel über die Neue Weinsteige zur Michaelskirche transportiert. „Während des Krieges wurden die Kirchenglocken für Kanonen eingeschmolzen“, erzählt Rolf Armbruster. 1949 hatte der Degerlocher Bauunternehmer und Fernsehturmerbauer Gustav Epple die neuen Glocken gestiftet. Eine andere Degerlocherin, die in einem Stuttgarter Fotostudio arbeitete, hat den Transport mit vier Pferden über die kurvige Strecke gefilmt.

Manfred Rommel mit langen Haaren und Pfeife

Ein weiterer Ausschnitt aus dem Jahr 1983 zeigt das Fest zum 75-Jahr-Jubiläum der Eingemeindung Degerlochs. Rolf Armbruster hat die Szenen selbst gefilmt. „Es ist lustig, wie die Leute damals ausgesehen haben“, sagt der 87-Jährige. Zum Beispiel sei auch der damalige Oberbürgermeister Rommel im Bild. „Ganz salopp mit langen Haaren und Pfeife“, berichtet Armbruster. Dieser sei einer der wenigen Filme in Farbe und mit Ton. „Ich hatte damals die erste Tonfilmkamera“, sagt Armbruster stolz.

Für die Vorführung in der Filderschule brauchen die Mitglieder der Geschichtswerkstatt lediglich einen Beamer und eine Leinwand. Um die Filmstreifen auf DVD zu bannen, war schon mehr Ausrüstung nötig. Die Degerlocher brachten Normal-8- sowie Super-8-Filme oder auch 16- und 35-Millimeter-Bänder. Beim Überspielen unterstützte das Haus des Dokumentarfilms die Ehrenamtler.

Allerdings nicht finanziell. Die Kosten für die Geschichtswerkstatt lagen im vierstelligen Bereich. „Darum sind wir auch auf Spenden angewiesen“, sagt Armbruster. Noch sei längst nicht alles digitalisiert. Die Kosten, aber auch die Mühe sei das Projekt aber allemal wert. Die Geschichte Degerlochs könne so erhalten werden, sagt Armbruster. „Wenn wir es jetzt nicht machen, würde das alles verloren gehen.“

Vorführung

Der Filmabend mit dem Titel „So war’s in Degerloch – Historische Filmdokumente aus Degerloch seit 1949“ beginnt am Dienstag, 3. März, 19 Uhr, in der Turnhalle der Filderschule, Leinfeldener Straße 61. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.