Serkan Eren im Einsatz Foto: privat

Serkan Eren wurde es ganz anders, als er ein Kind sah, das auf einer Müllkippe auf den Philippinen eine Konservendose ausschleckte. Der Degerlocher war dort, weil er den Menschen helfen will. Und zwar auf zweierlei Art...

Degerloch - Der Degerlocher Serkan Eren gründete mit Freunden den Verein „Balkan Route Stuttgart“ unter dem Eindruck des Flüchtlingstrecks 2015. Nun kommt mit der Hilfe für die Philippinen ein weiteres Projekt hinzu. Der Degerlocher und seine Mitstreiter helfen Menschen, die unter den Folgen des Taifuns Hayan 2013 leiden. Eren berichtet von seiner Reise in eine Region, die sich noch nicht erholt hat.

Ihr habt euch 2015 gegründet, um den Flüchtlingen zu helfen, die auf dem Balkan unterwegs waren. Wieso jetzt ein Projekt auf den Philippinen?
Das hat sich spontan ergeben. Ein junger Stuttgarter hat uns eine Mail geschrieben. Er hat Urlaub auf den Philippinen gemacht. Aber der lief nicht so wie geplant. Er war so geschockt von den Zuständen dort, dass er Hilfe geleistet hat, statt sich zu erholen. Als er zurück in Stuttgart war, hat er uns angesprochen, um eine größere Hilfsaktion auf die Beine zu stellen. Wir wollen uns ja nicht nur auf Flüchtlinge beschränken, sondern allgemein Menschen in Notsituationen helfen. Deshalb waren wir dann auch sofort interessiert. Der Stuttgarter hat vor Ort mit einem irischen Aussteiger zusammengearbeitet, das war dann auch unser Kontakt vor Ort. Dank einem Unterstützer aus Stuttgart, der uns seine Freimeilen zur Verfügung gestellt hat, konnte ich dann auch selbst auf die Philippinen fliegen.
Ihr unterstützt eine Region auf den Philippinen, die immer noch unter den Folgen des Taifuns Hayan 2013 leidet. Wie wollt ihr den Menschen helfen?
Es geht um zwei Projekte in der Stadt Maasin auf der Insel Leyte. Zum einen bauen wir neue Hütten, von denen jede 380 Euro kostet. Sie sind von der Qualität her besser als der übliche Standard. Vor allem sollen sie künftigen Taifunen besser standhalten dank einer Sollbruchstelle. So soll der Sturm nur das Dach wegwehen, anstatt die ganze Hütte zu zerlegen. Das Dach kann dann später wieder aufmontiert werden. Außerdem wollen wir eine Suppenküche für circa 150 Kinder einrichten. Die ernähren sich bisher von Weggeworfenem, dass sie auf einer Müllhalde finden.
Sie waren im April selbst auf den Philippen. Was hat Sie am meisten beeindruckt?
Auf dieser Müllhalde habe ich gesehen, wie ein Kind eine Konservendose ausgeschleckt hat. Danach ist mir übel geworden. Die Kinder müssen dort schon zum Fischen rausfahren, damit sie und ihre Familien überleben können. Ich arbeite selbst in einer Grundschule. Es ist unvorstellbar, was Kinder aushalten müssen auf den Philippinen.
Plant ihr neben der Hilfe für Flüchtlinge in der Türkei und für die Katastrophenopfer auf den Philippinen weitere Projekte in Krisengebieten?
Das kommt auf die Rahmenbedingungen an. Es sollte jemand vor Ort sein, der uns zum Beispiel bei den Genehmigungen und im Umgang mit den Behörden hilft. Wenn uns ein Hilferuf erreicht und alles passt, sind wir gerne dabei.