Eva-Maria Pasch-Bilger ist der Engel des Stuttgarter Südens. Foto: Nina Ayerle

Eva-Maria Pasch-Bilger betreibt einen Rund-um-Service in Stuttgart-Süd. Sie übernimmt Büroarbeiten, plant auch mal eine Party, aber in erster Linie hilft sie älteren Menschen im Alltag.

S-Süd - Pflanzen gießen, die Wohnung während der Abwesenheit betreuen, Apothekengänge und vor allem die Unterstützung von älteren Menschen – das sind nur einige der Aufgaben, die Eva-Maria Pasch-Bilger im Stuttgarter Süden übernimmt. Vor acht Jahren hat die 56-Jährige ihren „Engel-Service Pasch“ gegründet. Mehrere Ausbildungen hat Pasch-Bilger in ihrem Leben abgeschlossen. Angefangen bei der Lehre als Metzgerin im elterlichen Betrieb über Fotografin bis hin zur Mediendesignerin. Lange habe sie in den Medien gearbeitet, erzählt Pasch-Bilger. Doch nach ihrem dritten Kind habe sie vor einer Entscheidung gestanden. „Ich wollte nicht in den medialen Bereich zurück.“

Aus allen ihren gelernten Tätigkeiten hat sich die Wahlstuttgarterin, die seit 25 Jahren im Lehenviertel lebt, einen eigenen Beruf kreiert. Sie hat überlegt, was sie von all dem gerne tut, was ihr Freude macht. „Am liebsten mag ich den Umgang mit älteren Menschen“, sagt sie. Die Idee für den Engel-Service in der Nachbarschaft war allerdings ein Gemeinschaftswerk von mehreren Frauen. „Übrig geblieben bin nur ich.“

Berufstätige und Senioren nehmen ihre Hilfe in Anspruch

Zwei Gruppen sind es vornehmlich, die sich an den Engel aus dem Süden wenden: Berufstätige, die viel beschäftigt sind und deshalb gerade Arbeiten im Haus gerne weiter vergeben. Die andere Gruppe sind Senioren, um die sich Maria Pasch-Bilger kümmert. Sie nimmt ihnen nicht nur Erledigungen ab, sondern sie verbringt vor allem Zeit mit den älteren Leuten. Sie geht mit ihnen ins Konzert, begleitet sie bei Einkäufen und spricht viel mit ihnen über die Veränderungen, die das Altern mit sich bringen. Einige ruft sie einfach nur regelmäßig an, weil diese niemanden haben, der sich um sie kümmert.

Inzwischen läuft ihr Service ganz gut. Das Geld, das Pasch-Bilger mit ihrem Engel-Service verdient, ist ihr eigentlich nicht so wichtig. Etwa 30 Euro verlangt Pasch-Bilger für ihre Dienste, unabhängig davon, was sie tut. „Aber ich mache meine Arbeit mit Herz und rechne nicht starr im Minutentakt ab.“ Vor allem sei es ihr ein Grundbedürfnis, anderen Menschen zu helfen und ihnen Gutes zu tun. Dass sie dafür noch etwas Geld bekommt, sei für sie ein Zusatzbonus. „So bin ich mein eigener Herr und kann Verantwortung für mich selbst übernehmen“, sagt die 56-Jährige mit den dunklen Rastalocken, die sie mit einem breiten Stirnband zu einem Zopf geschwungen hat.

Sie hat sich ihre eigene Arbeit geschaffen. Ebenso wünscht sich die 54-Jährige, die nebenbei noch künstlerisch als Fotografin tätig ist, dass auch andere Menschen, den Mut zu Neugründungen haben. „Es gibt so viel Bedarf gerade im sozialen Bereich und in der Arbeit mit älteren Menschen“, sagt Pasch-Bilger. Häufig habe dafür niemand Zeit; die Stellen sind schlecht bezahlt; für die Menschen an sich bleibe bei der vielen Arbeit in sozialen Einrichtungen kaum Zeit.

Pasch-Bilger wünscht sich mehr soziales Engagement

Ihre Vision ist es daher, dass Senioren in Haushalten von anderen Menschen mitleben dürfen und integriert werden. „Es müssen ganz neue Strukturen entstehen“, sagt Pasch-Bilger. Aus ihrer Sicht gleicht eine solche Konstellation die Tatsache aus, dass die Familie oft nicht mehr als klassische Unterstützung für ältere Menschen vorhanden ist. Dann müssten Senioren nicht in Heime abgeschoben werden.