Die Schüler erklären Stadträten und Amtsleuten ihre Anliegen. Foto: factum/Granville

300 Schüler entwerfen und erklären ihre Wünsche an das Rathaus und den Gemeinderat.

Herrenberg - Die Jugend flutet den Raum. Fast 300 Schüler strömen in die Gemeindehalle des Herrenberger Ortsteils Kuppingen. Den bisherigen Tag haben sie damit verbracht, Ideen zu sammeln und zu diskutieren. Nun beginnt die Präsentation ihrer Ergebnisse.

Es ist keineswegs so, dass der Nachwuchs an anderen Tagen des Jahres ungehört bleibt. In der selbsterklärten Mitmachstadt Herrenberg haben Jugendliche das gleiche Recht auf Mitsprache wie ihre Eltern und Großeltern. Aber dies ist der Tag, an dem nicht über einzelne Anliegen gesprochen wird, heute wird der große Plan für die Zukunft entworfen, wenn auch nur für die nahe Zukunft. Jugendforum heißt die alljährliche Veranstaltung. Der Stadtjugendring organisiert sie.

Einige Themen waren gesetzt: Der Vorschlag, das alten Freibadgelände für die Jugend zu nutzen, die Förderung von Jugendkultur, Klimaschutz, Straßen- und Öffentlicher Nahverkehr. Andere kamen aus den Reihen der Teilnehmer, der Müll gehört dazu, der Zustand der Schulen oder der Ruf nach mehr Treffpunkten für die Jugend. Die Arbeit wird in Gruppen erledigt. Die größte „war erwartungsgemäß das alte Freibad“, sagt der städtische Jugendreferent Simon Gmeiner. An diesem Thema tüftelt auch der Gemeinderat.

Die Wünsche reichen von Basketballkörben bis zum Respekt

An den Stellwänden, die sich mit Papier füllen, ist Erwartbares wie Unerwartetes zu lesen. In die erste Kategorie fallen der Wunsch nach Basketballplätzen, Chill-Ecken oder einer Skateranlage. In die zweite ist die Arbeit einer Gruppe einzuordnen, die sich mehr Respekt in der Stadt wünscht. Gemeint ist Respekt auf dem Schulhof. „Da wird man beleidigt und hin- und hergeschubst“, erzählt eine Schülerin. Gemeint ist mit Respekt aber auch Höflichkeit gegenüber Älteren in Bussen und Bahnen oder Müttern mit Kinderwagen, die Hindernisse zu überwinden haben.

Diese und andere Erklärungen von Arbeitsgruppen hören sich Stadträte aller Fraktionen genauso an wie Rathaus-Mitarbeiter. Ihr Kommen gehört zum Konzept. Dass der Oberbürgermeister Thomas Sprißler die Ideenvielfalt lobt, gehört wiederum in die Kategorie des Erwartbaren. In der Tat hängen an den Wänden nicht einfach Wunschzettel, sondern konkrete Vorschläge, wie die Wünsche erfüllt werden könnten. So „sind viele der Vorschläge auch realisierbar“, sagt Sprißler.

Andere waren es nicht oder nur zum Teil. „Es gab auch schon den Wunsch nach einem größeren Kino“, sagt Gmeiner. „Darauf hat die Stadt natürlich nur einen begrenzten Einfluss.“ Dass jugendliche Ungeduld unvereinbar ist mit dem Verwaltungsalltag „müssen wir auch jedes Jahr erklären“, sagt Gmeiner. Vom Wunsch bis zur Verwirklichung können auf dem Umweg durch die Ämter eben Jahre vergehen. Schwer enttäuscht waren zumindest erfahrene Teilnehmer darüber, dass die Stadt nur eine Schmalspurversion ihrer Pläne für einen Bürgerpark mit etlichen Einrichtungen für Jugendliche verwirklicht. Protest hatte das Ur-Konzept verhindert.

Dass die Jugend die Stadt als vermüllt empfindet, dürfte zu den überraschenden Erkenntnissen dieses Tages gehören. Eine mangelhafte Hygiene kritisiert der Nachwuchs aber auch an Orten, an denen er sich zwangläufig nahezu täglich aufhält. Den Zustand der Schulhäuser, insbesondere von deren Toiletten, stufte die entsprechende Arbeitsgruppe durchgängig als beklagenswert ein.