Methadon hilft vielen Heroinabhängigen in ein geregeltes Leben Foto: dpa

Der Suchtmediziner und Pionier der Substitutionsbehandlung Dr. Michael Parys hat sich am Mittwoch offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Künftig wird die Substitutionsambulanz des Caritasverbands Stuttgart in der Hauptstätter Straße 108 von Alexander Targov geleitet.

Stuttgart - 25 Jahre lang ist der Suchtmediziner Dr. Michael Parys erste Anlaufstelle für Opiatabhängige gewesen. Bei einem Fachtag der Caritas zur Ersatzbehandlung von Süchtigen wurde am Mittwoch sein Wirken gewürdigt. Die Praxis, angesiedelt in der Substitutionsambulanz des Caritasverbands in der Hauptstätter Straße 108, liegt nun in den Händen von Parys’ Nachfolger, des Suchtmediziners Alexander Targov.

Erst in den 90er Jahren, so Parys, verfolgte man wegen der Ausbreitung von Aids die Frage intensiv, ob Heroinsüchtige mit dem Ersatzstoff Methadon behandelt werden könnten. „Damals hat uns der Leiter der Psychiatrie am Bürgerhospital noch rechtliche Schritte angedroht“, erinnert sich Parys. Angesichts der hohen Sterblichkeit der Süchtigen und der kleinen Gruppe von gerade mal fünf Prozent, die man zum Entzug bewegen konnte, überzeugte Methadon schließlich auch die anfänglichen Gegner.

Zunächst in seiner eigenen Praxis, von 1991 an bei Caritas, betrieb Parys die Methadonausgabe. Deren Arbeit ist eng mit der Sozialpsychiatrie und Sozialarbeit, mit Ärzten und Ambulanzen verknüpft. Rund 150 von insgesamt 970 Klienten kommen dort hin. Klaus Obert, der Bereichsleiter Sucht- und Sozialpsychiatrische Hilfen bei Caritas, bezeichnet Parys als „einen der großen Pioniere beim Ausbau der Substitution“.

„Die ständige Gefahr, für eine Vergiftung angeklagt zu werden, die Arbeitszeiten, das will sich kaum ein junger Arzt antun“, sagt Parys, der mit 62 Jahren in den Ruhestand geht. Ein Jahr lang haben die beiden Suchtmediziner parallel gearbeitet, nun ist Alexander Targov am Zug.

Der 58-jährige Allgemeinmediziner, gebürtiger Bulgare und des Russischen und Serbokroatischen mächtig, hat mehr als 15 Jahre lang die Klienten in den Ausnüchterungszellen der Polizei versorgt und betreibt eine kleine Praxis beim Bürgerhospital. Seit seinem Einsatz in der Substitutionspraxis hat er Strukturen für die Versorgung abhängiger Häftlinge nach ihrer Entlassung geschaffen und sorgt sich um die medizinische Behandlung von Abhängigen, denen Notaufnahmen oftmals einen Platz verweigern.

Die Substitution steht laut Klaus Obert vor neuen Herausforderungen: „Was machen Substituierte mit 70 oder im Pflegeheim? Wo können sie arbeiten, wo eine stationäre Reha machen?“