Die deutsche Wirtschaft setzt ihren moderaten Wachstumskurs laut Herbstgutachten führender Wirtschaftsforschungsinstitute fort. (Symbolfoto) Foto: dpa-Zentralbild

Die Herbstprognose der Wirtschaftsforscher fällt recht sonnig aus: Mehr Jobs, kräftiger Privatkonsum und Mehrausgaben des Staates - der moderate Aufschwung geht weiter. Wären da nicht Brexit und Co, die die Stimmung trüben.

Berlin - Die deutsche Wirtschaft bleibt aus Sicht führender Ökonomen auf moderatem Wachstumskurs - gestützt von einer stabilen Beschäftigungslage und kräftigem Konsum. Die Wirtschaftsleistung werde im nächsten Jahr um 1,4 Prozent und im Jahr 2018 um 1,6 Prozent zulegen, wie aus dem am Donnerstag in Berlin vorgelegten Herbstgutachten führender Wirtschaftsforschungsinstitute hervorgeht.

Für das laufende Jahr hoben die Ökonomen ihre Prognose auf 1,9 Prozent an. Im Frühjahr waren sie noch von einem Wachstum von 1,6 Prozent für dieses und 1,5 Prozent für nächstes Jahr ausgegangen.

„Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor in einer guten Verfassung und trägt den privaten Verbrauch“, sagte Ferdinand Fichtner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Darüber hinaus machten sich die Mehrausgaben des Staates zur Integration von Flüchtlingen bemerkbar, was die Binnenkonjunktur zusätzlich stütze.

Mehr Arbeitstage als 2017

Bei der Prognose schlägt auch zu Buche, dass in diesem Jahr mehr Arbeitstage anfallen als im nächsten. Das ist auch ein Grund für den leichten Rückgang der Wirtschaftskraft.

Die Arbeitslosenquote dürfte im nächsten und übernächsten Jahr auf ihrem historischen Tief von 6,1 Prozent verharren. Die Beschäftigung steige weiter kräftig, es seien fast eine halbe Million neue Stellen zu erwarten. Die Zahl der Erwerbstätigen steige 2017 auf gut 44 Millionen und im Jahr 2018 auf gut 44,45 Millionen Menschen.

Die bereits seit längerem schwachen Investitionen und die Exporte dürften im Laufe des Jahres aus Sicht der Institute etwas anziehen. Die Verbraucherpreise könnten stärker zulegen: Nach einem Plus von nur 0,4 Prozent sei ein Anstieg um 1,4 Prozent im nächsten und um 1,5 Prozent im Jahr 2018 zu erwarten. Die Bundesregierung legt ihre neue Konjunkturprognose am 7. Oktober vor.

Skepsis gegenüber Globalisierung

Aus Sicht der Institute stellt die wachsende Skepsis gegenüber der Globalisierung ein Risiko für die deutsche Konjunktur dar. So könnte die Entscheidung der Briten, aus der EU auszutreten, die Wirtschaftsleistung beeinträchtigen, falls die Konfrontation zwischen der EU und Großbritannien die Unternehmen verunsichere.

Zudem bestehe die Gefahr, dass auch in anderen Ländern die Skepsis gegenüber internationaler wirtschaftlicher Zusammenarbeit verstärkt Einfluss auf die Politik nehmen und so die deutsche, europäische und internationale Konjunktur beeinträchtigen könnte, hieß es.

Die Staatskassen können sich aus Sicht der Forscher trotz der Mehrkosten etwa für die Bewältigung der Flüchtlingskrise auch bis zum Jahr 2018 auf Milliarden-Überschüsse einstellen. Nach einem Plus von 20,1 Milliarden Euro in diesem Jahr wird 2017 ein Überschuss von 13,7 Milliarden und 2018 von 16 Milliarden Euro erwartet.