Die Ostfriesischen Milchschafe sind vor allem für Kinder eine Attraktion. Foto: Horst Rudel

Das Herbstfest auf dem Waldeckhof hat einmal mehr gezeigt, wie enorm der Rückhalt in der Bevölkerung für den Biobauernhof ist. Er hat viel mehr als Landwirtschaft zu bieten.

Göppingen - Einfach mal eine Auszeit vom Alltag nehmen – mit diesem Ziel sind am Samstag wohl die meisten Besucher zum Herbstfest auf den Waldeckhof gekommen. Kein Wunder, das idyllische Anwesen am Ortsrand von Jebenhausen ist seit 20 Jahren eine Zuflucht für Mensch und Tier. Die Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderungsgesellschaft (SAB) betreibt dort einen Biobauernhof, auf dem Langzeitarbeitslose die Chance bekommen, sich ihren Lebensunterhalt wieder selbst zu erwirtschaften. In den Ställen und auf den Koppeln leben vom Aussterben bedrohte alte Nutztierrassen wie Limpurger Rinder und Wollschweine oder Bronzeputen und deutsche Lachs- und Salmtalerhühner.

In der Regel werden Projekte für Langzeitarbeitslose von der Öffentlichkeit eher wenig beachtet. Doch das Herbstfest am Samstag hat wieder einmal gezeigt, dass das beim Waldeckhof anders ist. In Scharen strömten die Besucher auf das Anwesen, informierten sich bei Hofführungen über die verschiedenen Projekte, streichelten Schafe, Lamas und Esel und genossen auf den Bierbänken neben dem Bauerngarten Leckeres vom Grill – oder im Hofcafé die Kuchen aus der Hofküche.

Der große Rückhalt bei den Bürgern ist überlebenswichtig

„Ich komme immer wieder gerne mal hierher“, erzählte etwa die 50-jährige Petra Bader. „Es ist einfach so schön entspannt hier. Und das Hofcafé ist toll.“ Weil die Eislingerin schon öfter auf dem Hof war, wusste sie auch genau, was sie dort – neben der Pause vom Alltag – sonst noch suchte. Einen guten Kaffee ließ sie sich sofort schmecken, frische Milch und den vielfach preisgekrönten Schafskäse der Hofmolkerei nahm sie mit nach Hause.

Der große Rückhalt bei den Bürgern, die den Biohof und seine Produkte schätzen und die Atmosphäre genießen, ist für den Hof überlebenswichtig. Schließlich stammt ein Teil der Einkünfte auch aus der Vermarktung der eigenen Produkte und von Spendern, die die Projekte unterstützen wollen. Daneben wird die SAB vom Landkreis finanziell unterstützt und von ihren Gesellschaftern, der evangelischen und der katholischen Kirche im Landkreis. Außerdem zapft die Geschäftsführerin Karin Woyta immer wieder Töpfe mit Fördergeldern des Bundes und der EU an. Allerdings ist dies in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, weil die finanzielle Unterstützung solcher Projekte durch den Bund eher abgenommen hat.

Mehr als 200 000 Euro Spenden in einem Jahr

In den vergangenen zwei Jahren habe sich die SAB nur dank der vielen Spenden über Wasser halten können, berichtet Woyta. So kamen im vergangenen Jahr beispielsweise 207 000 Euro an Spenden zusammen. Dadurch konnte die Gesellschaft ein Plus von 50 000 Euro erwirtschaften. Ohne die Zuwendungen von Bürgern sähe es freilich düster aus. Dann läge das Defizit bei mehr als 150 000 Euro.

Im Juni verdoppelte der Kreistag seine Unterstützung für die SAB deshalb auf insgesamt 140 000 Euro jährlich. Die Landkreisverwaltung hatte eigentlich vorgeschlagen, nur im Fall eines Defizits einen Teil des Abmangels zu übernehmen. Doch den Kreisräten war das zu wenig.

Alle Fraktionen betonten, wie sehr sie die gute Arbeit der SAB schätzten und wie wichtig es aus ihrer Sicht sei, dass die Gesellschaft bei ihren Projekten Planungssicherheit habe. Deshalb folgten sie schließlich einstimmig einem Vorschlag der FDP-Fraktion und beschlossen, jedes Jahr 70 000 Euro an die SAB zu überweisen – unabhängig von der Höhe des Defizits.

Hilfe für Langzeitarbeitslose:

SAB:
Die Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderungsgesellschaft (SAB) Göppingen wurde 1996 gegründet. Sie ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die sich zur Aufgabe gemacht hat, schwer vermittelbare Arbeitslose, Langzeitarbeitslose, jugendliche Arbeitslose und Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten in ein arbeitstherapeutisches Beschäftigungsverhältnis aufzunehmen. So soll deren Integration in den Arbeitsmarkt gefördert werden.

Vielfalt:
Dazu hat die SAB Arbeitsmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Bereichen geschaffen. So betreibt sie den Waldeckhof, auf dem Menschen im Bereich der Landwirtschaft, im Hofladen und in der Gastronomie arbeiten können. Daneben gibt es das Suppentöpfle in der Göppinger Innenstadt mit seinem gastronomischen Angebot, eine Fahrradwerkstatt mit Pedelec-Verleih und hauswirtschaftliche Angebote. Die Langzeitarbeitslosen, die bei den Projekten unterkommen, werden von Sozialarbeitern unterstützt. Die SAB ist immer wieder für ihre Projekte ausgezeichnet worden.