Helma Hardenberg und ihr geliebtes Hundchen Foto: Alessa Becker

Helma Hardenberg dürfte die bekannteste Schönbergerin sein. Dazu hat ihr vor allem ihr Vorsitz beim örtlichen Bürgerverein verholfen. Nun gibt sie das Amt ab – schweren Herzens.

Schönberg - Wer in Schönberg den Sommer sucht, findet ihn im Garten von Helma Hardenberg. An jeder Ecke zwitschert und blüht es. Die 75-Jährige streift durch ihr Paradies, riecht an den Blumenstöcken und schneidet hier und da ein vertrocknetes Ästchen ab. „Manchmal geh’ ich ganz früh morgens raus und laufe barfuß durch das feuchte Gras“, sagt sie. Die Natur ist eine ihrer größten Leidenschaften. Hinter den Büschen hat Helma Hardenberg einen kleinen Weg zum Nachbargrundstück angelegt. „Da drüben wohnen meine zwei jüngsten Enkelsöhne, die jetzt jeder Zeit zu mir in den Garten schlüpfen können“, sagt sie.

Schon bald hat Helma Hardenberg mehr Zeit für die Kleinen. Nach 13 Jahre gibt sie im September die Leitung des Bürgervereins Schönberg ab. „Ab September fängt meine Tochter wieder an zu arbeiten, dann möchte ich meine Enkelkinder betreuen“, erzählt sie. Aber: Der Bürgerverein ohne Helma Hardenberg? Spätestens durch das Amt ist sie zur wohl bekanntesten Frau im Stadtteil geworden. Einfach, weil sie keine halben Sachen macht.

Jetzt sind die Enkel dran

„Als ich mich damals bereit erklärte, den Schönbergverein zu leiten, sollte das nur eine Übergangslösung sein“, sagt sie. Nur einige Monate wollte Helma Hardenberg nach dem Rücktritt ihres Vorgängers einspringen, bis sich ein neuer Nachfolger findet. Aus ein paar Monaten wurden 13 Jahre. Sie lacht: „Die wollten mich einfach nicht mehr gehen lassen.“ Doch jetzt ist Schluss, sie will sich die Zeit für ihre fünf Jahre und zehn Monate alten Enkelkinder nehmen. Zeit, die sie als Leiterin des Bürgervereins nicht hätte. „Ich mache etwas ganz oder gar nicht“, sagt sie. Diese Einstellung zieht sich durch ihr Leben.

Helma Hardenberg wurde im Ruhrgebiet geboren. Gleich nach der Schulzeit hat sie geheiratet. „Gott ist die Liebe – das war unser Trauspruch, und an die Liebe glaube ich noch heute“, sagt sie. Sie bekam zwei Töchter, und ihr Mann wurde Manager bei Daimler. Im Alter von 26 hat Helma Hardenberg einen Bericht in der Stuttgarter Zeitung über den Lehrermangel im Land gelesen – und beschlossen, zu studieren und Lehrerin zu werden. Doch dabei blieb es nicht, sie wurde Rektorin der Grundschule Birkach.

Als sie nach 20 Jahren Schuldienst pensioniert worden ist, konnte sie zufrieden zurückblicken. Sie hat sie in Birkach einiges bewegt. „Ich habe vor der Schule oft bergeweise Stullen geschmiert, weil die Kinder so Hunger hatten“, erzählt sie. Und Helma Hardenberg hat den Hort an der Schule gegründet; dafür wurde ihr die Staufermedaille des Landes verliehen.

„Als ich in den Ruhestand gegangen bin, wollte ich mich eigentlich dem Schreiben widmen und einige Bücher veröffentlichen“, sagt Helma Hardenberg und lächelt verschmitzt. Doch es sollte anders kommen. Sie ist das Amt der Vorsitzenden des Bürgervereins Schönberg gestolpert und hat die Menschen näher zusammengebracht. „Ich wollte die Schönberger einander bekannt machen und einen Austausch anregen“, sagt sie.

Führende Persönlichkeiten als Gäste

Sie hat führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Kultur für Vorträge, Lesungen und Podiumsdiskussionen gewinnen können. „Hier im Ort wohnen Schriftsteller, Industrielle und Fotografen Tür an Tür, und ich wollte, dass sie ihre Erfahrungen weitergeben“, sagt sie. Der Gemeindesaal war meistens voll, wenn Helma Hardenberg eingeladen hat.

Besonders lagen ihr die Konzerte der Bundespreisträger von „Jugend musiziert“ am Herzen, wie sie sagt. Sie wollte damit ein Forum schaffen für „Kinder, die ausdauernd und fleißig sind“. Helma Hardenberg ist dabei wichtig, dass nicht sie all die Veranstaltungen nicht allein zu verantworten hatte. Bei all ihren Vorhaben sei sie von einem „starken und loyalen Führungsteam“ unterstützt worden.

Wer ihre Nachfolge im Bürgerverein antritt, ist noch unklar. „Wenn sich niemand findet, müsste unser mehr als 100 Jahre alter Bürgerverein aufgelöst werden“, sagt Helma Hardenberg. Bei der nächsten Mitgliederversammlung im September werde sich herausstellen, ob und wie es weitergeht. Ihr selbst bleibt nur, Werbung zu machen: Die Leitung sei eine schöne Aufgabe, und sie kenne dadurch mittlerweile fast jeden im Ort, sagt sie. „Ich liebe den Schönberg und seine Leute.“