Helene Fischer nahm das Pfeifkonzert mit Humor. Foto: dpa

Schlagerstar Helene Fischer wurde während ihres Auftritts in der Halbzeitpause des DFB-Pokal-Endspiels zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt in Berlin von beiden Fan-Lagern lautstark ausgepfiffen. Die Unmutsbekundungen galten jedoch nicht der Sängerin, sondern dem Fußball-Verband.

Stuttgart - Am Tag nach dem DFB-Pokalfinale in Berlin scheint es, als werde am allerwenigsten über das Fußballspiel selbst diskutiert, das Borussia Dortmund mit 2:1 gegen Eintracht Frankfurt gewonnen hat. Vielmehr sprechen Fans und Beobachter über die Zukunft von BVB-Trainer Thomas Tuchel oder – nicht minder häufig – über den Halbzeit-Auftritt von Schlagerstar Helene Fischer.

Die 32-Jährige („Atemlos“) wurde während ihrer Performance von nahezu allen Fans im Olympiastadion lautstark ausgepfiffen – die übertragenden TV-Anstalten sahen sich gar gezwungen, den Ton zu regeln und die Geräuschkulisse von den Tribünen auf ein Minimum zu reduzieren. Die Pfiffe kamen aus beiden Fan-Kurven und waren dennoch, auch im Fernsehen, nicht zu überhören.

Eintracht Frankfurts Sportdirektor Fredi Bobic hat den Auftritt von Helene Fischer in der Halbzeitpause beim DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund scharf kritisiert. „Das hat beim Pokalfinale nichts zu suchen“, sagte der Eintracht-Sportvorstand nach der 1:2-Niederlage der Hessen im Duell der Bundesligisten. Warum? „Weil wir Fußball spielen und die wahren Fans des Fußballs haben in der Halbzeitpause keine Lust darauf.“

Pfiffe galten nicht Helene Fischer, sondern dem DFB

Kern der Fan-Kritik ist folglich nicht etwa die Musik der Schlagersängerin, die ansonsten bei ihren Touren eben jene Fußballstadien bis auf den letzten Platz füllt. Vielmehr stören sich die Fußball-Fans daran, dass es überhaupt zu einem solchen musikalischen Auftritt in der Halbzeitpause eines großen Finals kam – das Stichwort lautet „Eventisierung“. Ist man vergleichbare Performances von anderen sportlichen Großereignissen, etwa dem „Super Bowl“ in den USA, längst gewohnt, widerstrebt es einem Großteil der Fußball-Anhänger hierzulande, ähnliche Zustände anzustreben.

Den Menschen im Stadion war es am Samstagabend im Berliner Olympiastadion letztlich gänzlich egal, ob nun Helene Fischer, Herbert Grönemeyer, Lady Gaga oder Youtube-Star Bibi ihre Sangeskünste in der Pause des Spiels zum Besten gaben – es steht zu vermuten, dass sie alle in diesen Momenten ausgepfiffen worden wären. Die Kritik der Fans richtet sich an den Deutschen Fußball-Bund, der solche Großereignisse immer mehr aufzubauschen und kosmetisch aufzupolieren versucht. Ein Vorhaben, das von denjenigen, die Woche für Woche die Bundesliga verfolgen und im Zuge dessen nur den puren Sport genießen und erleben wollen, nicht mitgetragen wird.

Und Helene Fischer selbst? Auch wenn es für sie sicher kein schönes Erlebnis gewesen ist, von über 70.000 Zuschauern ausgepfiffen zu werden, nahm sie das Ganze dennoch mit Humor und konnte bereits wenige Stunden später im ARD-Studio über die Angelegenheit schmunzeln. Die Fußballstadien füllen wird sie auch weiterhin – allerdings vermutlich nicht mehr in der Halbzeitpause eines wichtigen Spiels.