Der Preis für Öl ist so niedrig wie lange nicht mehr. Doch Experten warnen: Darauf sollten sich Verbraucher nicht verlassen. Denn wenn die Heizungsanlage veraltet ist, drohen dennoch hohe Kosten. Foto: Fotolia/©

Die Zeiten, in denen Heizöl im Sommer günstig und im Winter teuer war, sind vorbei. Wer günstig Heizöl kaufen will, muss deshalb den Markt genau beobachten – und ein paar Tipps von Verbraucherschützern und Energiehändlern beachten.

Wann soll der Öltank gefüllt werden?
Einen eindeutigen Zeitpunkt gibt es nicht. Wer günstig Heizöl kaufen will, muss deshalb den Markt genau beobachten, rät der Verband für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH). Derzeit ist das Heizöl sehr günstig: Im April lagen die Preise in Baden-Württemberg etwa 20 Prozent unter dem Wert von 2014. Derzeit kosten 100 Liter Heizöl rund 72 Euro bei einer Gesamtliefermenge von 3000 Litern. Der VEH geht davon aus, dass sich das Preisniveau in etwa halten wird. „Es lohnt sich also, den eigenen Vorrat zu überprüfen und aufzufüllen“, sagt der VEH-Geschäftsführer Hans-Jürgen Funke.
Sollte es dennoch zu Kursschwankungen kommen, empfiehlt die Stiftung Warentest Teilbestellungen. So erhalte man einen moderaten Durchschnittspreis. Es kann sich auch lohnen, das Heizöl überregional zu kaufen, etwa wenn die Heimatregion ein vergleichsweise hohes Preisniveau aufweist.
Sind Sammelbestellungen immer günstiger?
Sammelbestellungen können sparen helfen, sowohl aufgrund des Mengenrabatts als auch aufgrund der geteilten Anfahrtskosten. Für Absprachen gibt es Internetbörsen wie www.heizoelpool.de, hinter der auch der Bund der Energieverbraucher steht. Doch nicht immer lohnt sich der Gruppenkauf, warnt die Stiftung Warentest: Bei sehr großen Sammelbestellungen können Kosten für eine erneute Anfahrt entstehen.
Was ist günstiger: Öl oder Pellets?
Geht es allein um die Investitionskosten eines Ölbrennwertkessels und eines Holzpelletkessels, dann sind die Anlagen für Heizöl in der Anschaffung günstiger. So richtig in Schwung kommen die Pelletsysteme erst in der Betriebsphase. Denn ob sich die neue Heizung auch langfristig rechnet, hängt entscheidend vom Energieträger ab. In der Vergangenheit waren die Holzpellets meist preiswerter als Öl. So beläuft sich derzeit der Jahresdurchschnitt bei Pellets zwischen 240 und 250 Euro pro Tonne. „Rechnet man den Pelletpreis grob auf einem Liter Öl um“, so der VEH-Geschäftsführer Funke, „entspricht dies einem Preis von 50 Cent.“ Zum Vergleich: Ein Liter Heizöl kostet derzeit zwischen 65 und 70 Cent pro Liter. Bleiben die Pellets auch langfristig billiger, zahlt sich das aus: Je länger die Pelletanlage läuft und je höher der Wärmebedarf ist, desto mehr rechnet sich die Anfangsinvestition. Ein weiterer Vorteil: Pellets bestehen aus Holz – einem heimischen Rohstoff. Sie verbrennen damit nahezu klimaneutral.
Bislang sind Pelletkaminöfen hierzulande allerdings noch ein Nischenprodukt, sagt Hans-Jürgen Funke. Zum Vergleich: Bundesweit gibt es derzeit etwa 400 000 Pelletkaminöfen, aber allein in Baden-Württemberg wird in 900 000 Häusern und Wohnungen mit Öl geheizt. „Als Zweitheizgerät können wir Pelletanlagen aber sehr empfehlen“, sagt Funke.
Wie können Heizkosten gespart werden?
Wie viel an Heizenergie gespart werden kann, wird von zwei Dingen beeinflusst: vom Wärmebedarf und von der Heizungsanlage. Für einen niederen Wärmebedarf braucht es eine gute Wärmedämmung an Außenwänden, Dach, Keller und Fenstern. Je geringer der Wärmebedarf des Hauses, desto kleiner kann auch die Heizung ausgelegt werden. Wobei eine moderne Heizanlage das größte Einsparpotenzial an Energie birgt – nämlich 30 bis 50 Prozent. Eine Fassadendämmung, mit der nach Angaben des Instituts für Wärme- und Öltechnik (IWO) 18 Prozent der Heizenergie gespart werden kann, kostet bei einem Einfamilienhaus etwa 21 000 Euro. Ein ähnlich hoher Preis wird bei einer Dachdämmung veranschlagt, die 14 Prozent weniger Wärmeverlust bringt. Wer seine Fenster und Türen für 17 000 Euro austauscht, kann weitere sieben Prozent einsparen. Eine Kellerdeckendämmung für etwa 4000 Euro kommt auf acht Prozent Einsparung.
Wie viel kostet eine Heizungserneuerung?
Als einziges Bundesland gibt Baden-Württemberg feste Rahmenbedingungen für die Heizungssanierung vor: Am 1. Juli 2015 tritt das novellierte Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG) in Kraft. Damit soll der erforderliche Anteil an erneuerbarer Energie von derzeit 10 auf 15 Prozent angehoben werden. Das bedeutet für den Verbraucher: Wer seine Heizung nach dem 1. Juli 2015 erneuert oder saniert, muss darauf achten, dass bei der Anlage der Anteil erneuerbarer Energien bei der Warmwasseraufbereitung und Heizung von derzeit 10 auf 15 Prozent erhöht wird – sei es mit dem Bezug von Biogas oder Bioöl. Auch die Dämmung der Kellerdecken kann angerechnet werden. Der VEH empfiehlt daher Hausbesitzern zu einer Hybridlösung – etwa eine Anlage auf Basis einer Öl-Brennwertheizung, in die entweder Solartechnik oder ein Kaminofen eingebunden ist. Das bedeutet für den Verbraucher eine Investition von etwa 9000 bis 24 000 Euro.
Welche Heizungsanlage eignet sich für welches Haus?
Wer sich unsicher ist, welches Heizsystem sich für sein Haus eignet, kann sich beraten lassen – beispielsweise bei der bundesweiten Aktion „So warm, so gut? Heizen mit erneuerbaren Energien“ von der Verbraucherzentrale. Die persönliche Beratung findet nach Terminvereinbarung unter der kostenfreien Hotline 08 00 / 8 09 80 24 00 in der nächstgelegenen Beratungsstelle statt. Den Gutschein zur Aktion gibt es als Download auf www.verbraucherzentrale-energieberatung.de. Die Aktion endet am 12. Juni.
Welche Fördermittel gibt es?
Ein Überblick über die Förderprogramme des Staats bietet die Internetseite des Spitzenverbands der Gebäudetechnik VdZ, www.intelligent-heizen.info. Unter dem Punkt Heizungsmodernisierung gibt es zudem eine Fördermitteldatenbank, über die man sich die Fördermittel nach Postleitzahl und Art der Immobilie berechnen lassen kann. Infos und Anträge gibt es auch beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, www.bafa.de, sowie bei der staatseigenen KfW-Bankengruppe.
Der VEH empfiehlt zudem das Marktanreizprogramm für Erneuerbare Energien (MAP) und die Aktion „Deutschland macht plus“, bei der es 300 Euro Zuschuss vom Mineralölhandel beim Austausch einer alten Ölheizung gegen einen modernen Brennwertkessel gibt.