Janosch Maier hat seinen Traum verwirklicht und Schauspiel in Charlottenburg studiert. Foto: privat

Frisch von der Schauspielschule hat Janosch Maier bei seinem ersten Engagement im Grenzlandtheater in Aachen einen Preis als bester Jungschauspieler der Saison eingeheimst. Doch den 26-Jährigen zieht es wieder nach Hause in den Raum Stuttgart.

Heiningen - Auf manchen Fotos sieht er aus wie eine jüngere – und deutlich attraktivere – Ausgabe von Johnny Depp. Keine Frage, mit seinen braunen Augen und seiner langen, dunklen Mähne hätte Janosch Maier das Zeug zum Filmstar. Doch die Schauspielerei ist ihm nicht in die Wiege gelegt worden, auch wenn sich in ihm schon lange der diffuse Wunsch regte, auf die Bühne zu wollen.

Die Schauspielerei entdeckte der 26-Jährige durch Zufall für sich. Als er vor sechs Jahren dem Albvorland bei Heiningen, wo er aufgewachsen ist, den Rücken kehrte und nach Berlin zog, um ein freiwilliges soziales Jahr in einem Wohnheim für Behinderte zu machen, spielte er in seiner Freizeit in einer Laientheatergruppe – und sah plötzlich klar, was seine berufliche Zukunft anging. Schauspieler wolle er werden, eröffnete er seinen Eltern, die ob dieser klaren Ansage nicht schlecht staunten, hatten sie ihren Filius doch bisher als wenig zielstrebig eingeschätzt. Janosch Maier bewarb sich an der renommierten Schauspielschule in Charlottenburg und wurde genommen. Mittlerweile ist er Diplom-Schauspieler, und er hat auch schon einen Preis eingeheimst.

Engagement von der Schule weg

Der Weg dahin war nicht einfach. Um die Schauspielschule und seinen Lebensunterhalt finanzieren zu können, wirkte er in Werbespots mit und betreute behinderte Menschen. „Das hat gut funktioniert, das Heim passte sich meinem Stundenplan an“, erzählt er. Auch seine Eltern unterstützten ihn.

Die Ausbildung war kein Zuckerschlecken. „Es gab da viele, die viel mehr Ahnung hatten als ich“, erzählt er. Diesem Druck galt es standzuhalten. Besonders schwer fiel ihm die Auseinandersetzung mit klassischen Theaterstücken. „Goethe und Schiller sind nicht so mein Ding“, zieht er selbstkritisch Bilanz. Zu fern liegt ihm diese Zeit, zu gekünstelt erscheinen ihm die Charaktere, zu hochgestochen die Sprache. Er erinnert sich, wie er als Ferdinand in Schillers „Kabale und Liebe“ Händchen halten und seinen Text sagen sollte. „Das war der Horror, im dritten Semester war das.“ In solche Rollen habe er erst hineinwachsen müssen.

Andere Fächer wie Akrobatik flogen ihm dagegen zu, und da er auch von den Dozenten oft gelobt wurde, überstand er die Durststrecken. Der Hauptantrieb durchzuhalten aber waren Rollen, in die er alles hineinlegen konnte, was auch ihn ausmacht. In ihnen ging er auf, ihnen konnte er Tiefe geben. Die Vorliebe für solche Charaktere ist geblieben, und genau so eine Rolle wartete auf ihn nach seinem dreijährigen Studium. Das Grenzlandtheater in Aachen engagierte ihn von der Schule weg. Er spielte in dem Stück „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ des amerikanischen Dramatikers Eugene O’Neill (1888 bis 1953) den Edmund. „Das war eine richtig große Rolle mit sehr viel Text“, erzählt er. „Das hat mich gepusht.“ Er gab den schwindsüchtigen jungen Mann mit so viel Verve, dass er einen bleibenden Eindruck beim Publikum hinterließ und der Förderverein des Theaters ihm den nach seinem früheren Intendanten Karl-Heinz Walther benannten Preis zuerkannte, eine Auszeichnung für den besten Jungschauspieler der Spielzeit. „So beginnen vielversprechende Karrieren“, schrieb die „Aachener Zeitung“.

Es zieht ihn zurück ins Schwabenland

Eine zweite Rolle in Aachen in dem Schauspiel „Vater“ des französischen Romanciers und Dramatikers Florian Zeller in der Spielzeit darauf folgte. Während seiner Engagements lernte er auch die Schattenseiten seines Berufs kennen. Über Wochen stand er Tag für Tag auf der Bühne, eine Pause gab es nicht. Und so zieht er etwas ernüchtert die Bilanz: „Die Schauspielerei ist einfach Arbeit, nichts anderes.“

Trotzdem sieht er seine Zukunft in diesem Beruf. Gerne würde er in Filmen mitspielen. „Das würde mir mega Spaß machen“, sagt er. Gerne dürften es Indianer-, Ritter- oder Fantasyfilme sein. Da er auch schon erlebt hat, wie schwierig es ist, sich als Schauspieler über Wasser zu halten, denkt er darüber nach, noch ein Musikpädagogikstudium anzuschließen oder an Schulen Schauspielkurse zu geben. Zurzeit versuche er sich an einem Album mit „eigener Mucke, Grungerock, was Kratzigeres“. Und er plant, wieder ins Schwabenland zurückzukommen, nicht nur der Liebe wegen. „Ich bin halt ein Bauernkind“, sagt er und grinst. Das ist kokett und ein wenig geschummelt. Er ist zwar mitten im Grünen groß geworden, aber sein Vater besitzt lediglich ein Pferd und keinen Bauernhof. Seine Mutter findet die Pläne ihres Sohnes gut. In Stuttgart, habe sie ihm erklärt, gebe es so viele schöne kleine Theater.