Waldi Misiaszek kontrolliert die Folientunnel auf dem Schmidener Feld. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In der kommenden Woche wird auf dem Schmidener Feld und auf den Fildern der erste Spargel gestochen. Mit Hilfe von Folientunneln sind die Bauern vom Wetter nicht mehr so stark abhängig wie früher.

Stuttgart - Am Wochenmarkt muss man Spargel noch suchen. Hier mal ein Bündel mit weißen Sprossen, dort mal eine Hand voll grünem Spargel. Dafür sticht der Preis ins Auge: 18 bis 20 Euro fürs Kilo. Abwarten, heißt es da, zumal der Preis kräftig purzelt.

Was Gemüsebauer Guido Henzler sagt, klingt daher sehr einleuchtend: „Jeder versucht, so früh wie möglich Spargel zu verkaufen.“ Auf 30 Hektar baut er bei Nürtingen auf dem Rammerthof Spargel an, zum Großteil weißen. Damit er zum Saisonbeginn liefern kann, setzt er über die im Erdreich verlaufenden Rhizome des Spargels Folientunnel – und wirbt um Verständnis: „Spargelanbau ist teuer, er trägt erst im vierten Jahr voll und schon nach sieben, acht Jahren nichts mehr. Man muss nach der Ernte die Hügel abtragen und im Herbst den Damm wieder anlegen. Der Spargelpreis ist also gerechtfertigt.“

Die Folien helfen Henzler auch, die Ernte auf mehrere Wochen zu verteilen. Sind die Dämme weiß verhüllt, wächst dort noch sehr spät Spargel, unter schwarzer Folie gedeiht das Gemüse für die Saisonmitte. Eine verfrühte Ernte fährt Henzler ein, wenn er über die schwarz abgedeckten Hügel noch einen Folientunnel stellt und die ersten Sprossen gedeihen, wenn er sie unterm Folientunnel noch mit einem Fließ gegen Nachtfröste schützt. Auf dem Rammerthof weiß man deshalb, wann die Ernte beginnt: „Am 5. und 6. April stechen wir den ersten Spargel“, sagt Henzler, „etwas später als im vergangenen Jahr.“

Spargel erst dann, wenn es draußen grün wird

Auch Klaus Bauerle aus Fellbach lässt sich deshalb keine grauen Haare wachsen. Er sagt: „Alles hat seine Zeit.“ Folientunnel über den Spargeldämmen ist für ihn das Äußerste, was er auf seinen Äckern auf dem Schmidener Feld zwischen Bad Cannstatt und Fellbach duldet. Der Spargel, der jetzt schon auf dem Markt ist, stamme aus beheizten Anlagen. „Es gibt Erzeuger, die ihre Felder mit der Abwärme von Kraftwerken oder mit Warmwasserleitungen aus Hackschnitzelanlagen heizen“, sagt er. Im Bayerischen soll es gar Bauern geben, die fossile Brennstoffe nutzen.

Für Klaus Bauerle ist das alles nichts: „Wir rüsten unsere Äcker nicht auf“, versichert er. Seiner Erfahrung nach „wollen die Leute den Spargel sowieso erst dann, wenn es draußen grün wird“. Dazu müsste es aber erstmal kräftig regnen.

Der Folientunnel, den er auf dem Schmidener Feld benutzt, erfüllt noch einen weiteren Zweck: Er tut dem Boden gut. Auf seinen 55 Hektar liegt schwerer Lehmboden, den die Sonnenstrahlen austrocknen und hart werden lassen. Fallen aber die Tautropfen, die sich im Folientunnel sammeln, auf die Erde, bleibt der Boden feucht und er kann durchgaren, also krümelig werden und genügend Wasser speichern.

Obwohl dadurch der Spargelanbau eher mühsamer wird, würde Bauerle nicht mehr davon lassen. „Das besondere Terroir bei uns schmeckt man beim Spargel heraus.“ Im Vergleich zum badischen Spargel, der in Sandböden wächst, müsse der Stuttgarter Spargel kräftiger im Wuchs sein, was seinen Geschmack charakteristischer mache. Ob das alles so kommt wie erwartet, stellt sich in der kommenden Woche heraus; da will Klaus Bauerle mit dem Spargelstechen beginnen. Über den Ertrag lässt sich zurzeit nur spekulieren. In der Regel kommen landesweit bis zu 18 000 Tonnen Spargel in den Verkauf. Mit Anbauern aus der Pfalz können die Schwaben natürlich nicht mithalten. Dort soll es laut Henzler sogar Landwirte geben, die den Spargelanbau mit mobilen Gewächshäusern auf die Spitze treiben. Hier gilt: Alles hat seine Grenzen.