Jens Volz gehört zu dem Team, das derzeit die Ausstellung des Plieninger Heimatmuseums arrangiert. Foto: Judith A. Sägesser

Noch rund einen Monat dauert es, bis die Plieninger und Birkacher die Ortshistorie in der Zehntscheuer betrachten und erfahren können. Die Vorbereitungen für die Eröffnung laufen. Derzeit werden Exponate eingeräumt – und teilweise festgebunden.

Birkach/Plieningen - Der Salzstreuer und der Trichter werden sicherheitshalber unauffällig. Den Besuchern soll es so vorkommen, als könnten sie nach den Küchenutensilien greifen. Weil aber nicht auszuschließen ist, dass der eine oder andere tatsächlich nicht nur mit den Augen schaut, sondern auch mit den Fingern, sind Jens Volz und seine Kollegen in diesen Tagen damit beschäftigt, die Exponate mit Haken und durchsichtigen Plastikschnürchen zu fixieren. Es sind die Ausstelluingsstücke des neuen Plieninger Heimatmuseums in der Zehntscheuer am Mönchhof.

Vor ein paar Tagen haben die Mitarbeiter angefangen – in dem Teil des blauen Hauses, der den Leuten Küchengeschichten von anno dazumal erzählen wird. Das blaue Haus steht im Zentrum der Ausstellung. Die Leute sollen nicht nur an leblosen Regalen und Vitrinen vorbeigehen, sondern sollen sich mittendrin fühlen, mitten im ortshistorischen Geschehen.

Hellgrün für die Landwirtschaft

Wo Jens Volz den Teller und die Schüssel hinstellen soll, sagt ihm der Plan. Der bildende Künstler hat sich auf die Präsentation von Exponaten spezialisiert. Er lebt in Leipzig und ist in Plieningen sozusagen auf Montage.

Im Museum riecht es nach Farbe und nach Neu. Die Ausstellungsbauer sind mit ihrem Job mehr oder weniger fertig. Das blaue Haus steht, in dem kleinen Werkstattraum in der Nische hängen die Regale, und dort, wo die Landwirtschaft ihren Platz bekommen wird, sind die Bodenpodeste hellgrün gestrichen.

Lössboden im Kofferraum

Harriet Müller vom Stuttgarter Stadtmuseum ist zufrieden. Jedes Mal wenn sie nach Plieningen „zum Staunen“ kommt, wie sie sagt, hat sich das Museum wieder etwas verändert. Das geht zurzeit rasant. Nach und nach erwacht das Plieninger Damals. Und das Museum wird mehr und mehr zu dem, was sich die Planer in den vergangenen Jahren ausgedacht haben. Anfang Mai ist die Eröffnung.

Im Auto hat Harriet Müller Garben. Ein Bauer hat sie für die Ausstellung gespendet. Genauso wie das Stück Lössboden, der so typisch ist für die fruchtbare Fildergegend. Beides muss zunächst thermisch behandelt werden, sagt Harriet Müller. Damit sich keine Insekten und anderes Getier im Museum einschleichen.

Geliehene Ölgemälde

Die Räume in der Zehntscheuer, in denen später die örtlichen Vereine zugange sein werden, haben momentan etwas von Rumpelkammern. Die Exponate für die Amtsstube, das Wirtshaus und die Werkstatt stehen wild durcheinandergewürfelt in den beiden Zimmern. Es sieht aus wie nach einem Umzug. Und genau so ist es auch. Vor wenigen Tagen kam der Lastwagen, der einen Großteil der Ausstellungsstücke nach Plieningen gebracht hat. Sie lagerten in den vergangenen Jahren im Depot des Stadtmuseums in Bad Cannstatt.

Einige der historischen Überbleibsel bleiben in Cannstatt. „Es wird nicht alles, was früher im Heimatmuseum war, zu sehen sein“, sagt Harriet Müller. Niemand brauche zum Beispiel sieben Backformen, um sich vorzustellen, wie die Frauen damals buken. Dafür wird es aber auch Dinge geben, die die Plieninger in der einstigen Ausstellung – damals noch im Alten Rathaus – noch nicht gesehen haben. Dazu gehören zwei Leihgaben des Stadtarchivs: Ölgemälde, eines vom Herzog Carl Eugen, der unter anderem in Hohenheim residierte, sowie vom Plieninger Amtsmann Breuning.

Kappen anprobieren

Bei der Präsentation der historischen Gegenstände haben die Leute vom Stadtmuseum absichtlich auf Glasscheiben verzichtet, sagt Harriet Müller. „Es sieht alles aus, wie nur mal hingestellt“, sagt sie. Doch der Salzstreuer, der Trichter und all die anderen Dinge sind nun einmal unsichtbar festgebunden. Für die Besucher, die selbst gern Hand anlegen, wird das Museum aber auch etwas bereithalten. In der Werkstatt in der Nische, in der die Kappenproduktion der Plieninger Familie Schad nacherzählt wird, können die Besucher vor dem Spiegel ausprobieren, wie ihnen eine solche Kappe steht.