Ernst Jansen auf dem Weg zum Gericht: Der niederländische Skandalarzt soll unzählige Patienten durch falsche Diagnosen schwer geschädigt haben. Foto: dpa

Der niederländische Skandalarzt Ernst Jansen soll Dutzende Patienten in den Niederlanden durch falsche Diagnosen und Therapien schwer geschädigt haben. Der Neurologe praktizierte auch in Heilbronn.

Der niederländische Skandalarzt Ernst Jansen soll Dutzende Patienten in den Niederlanden durch falsche Diagnosen und Therapien schwer geschädigt haben. Der Neurologe praktizierte auch in Heilbronn.

Almelo - Im Beisein zahlreicher ehemaliger Patienten hat am Montag im niederländischen Almelo der Strafprozess gegen den Skandalarzt Ernst Jansen begonnen. Der Neurologe, der auch jahrelang in Heilbronn praktiziert hatte, soll bei Dutzenden Patienten Fehldiagnosen gestellt und ihnen dadurch schwere körperliche und seelische Schäden zugefügt haben.

Jansen folgte der Verlesung der Anklage konzentriert, aber äußerlich gelassen. Das Dossier der Anklage zu 21 mutmaßlichen Straftaten umfasst rund 25.000 Seiten. Bei neun Patienten, die für diesen Strafprozess ausgewählt wurden, hatte er der Anklage zufolge absichtlich unheilbare Krankheiten wie Alzheimer festgestellt, obwohl dies nicht stimmte.

Suizid nach falscher Diagnose

„Untersuchungsergebnisse, die seiner Diagnose widersprachen, ignorierte er“, sagte Staatsanwältin Marjolein van Eykelen. Eine Frau hatte nach der falschen Diagnose schließlich Suizid begangen.

Im Gerichtssaal saßen zahlreiche ehemalige Patienten und ihre Angehörigen. „Es ist gut, dass es endlich beginnt“, sagte ein älterer Mann. Bei ihm hatte Jansen 2003 Alzheimer festgestellt, obwohl er leichte Depressionen hatte. Der Angeklagte hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Im wohl größten medizinischen Strafprozess der Niederlande muss er sich auch wegen Diebstahls, Urkundenfälschung und Veruntreuung verantworten. Bei einem Schuldspruch droht ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu zwölf Jahren.

Bis Anfang 2013 praktizierte Jansen an deutschen Kliniken, darunter die Heilbronner SLK-Kliniken und eine Einrichtung im rheinland-pfälzischen Worms. Dort wurde ebenfalls Anzeige erstattet. Um die deutschen Fälle geht es in Almelo aber nicht.