Der Rohbau ist noch nicht fertig – aber die Größe der Experimenta II lässt sich schon erahnen. Foto: Experimenta

Der Erweiterungsbau der Experimenta soll bis Anfang 2019 fertig sein – noch vor der Bundesgartenschau.

Heilbronn - Unübersehbar wächst die Experimenta II aus dem Boden der Neckarinsel mitten in Heilbronn. Die schiere Größe und spektakuläre Architektur lassen sich schon in einem Stadium erkennen, da noch nicht einmal der Rohbau fertig ist. Die Experimenta II soll das größte Wissenschaftszentrum in Deutschland werden und auch in Europa eine herausgehobene Stellung einnehmen – das sagt zumindest Wolfgang Hansch, der Leiter der Institution, denn „der Erfolg gibt uns recht“. Die von der Dieter-Schwarz-Stiftung getragene Einrichtung kennt keine finanziellen Beschränkungen, aber eine zeitliche. Denn Anfang 2019, noch vor der Bundesgartenschau, soll der Neubau fertig sein. Dabei hatten archäologische Funde den Baustart erheblich verzögert: Die Experimenta steht da, wo die Stadt Heilbronn ihren Anfang nahm.

2016 war das zweiterfolgreichste Jahr seit der Eröffnung Ende 2009. In den zu einem „außerschulischen Lernort“ umgebauten Ölsaatenspeicher in der Industrie-Architektur der Gründerzeit kamen mehr als 182 000 Besucher, zu Ausstellungen, Vorträgen, Ferienprogrammen, Workshops und Kursen. Die Akademie der jungen Forscher und die Schülerlabore nutzten 19 300 Schüler. Wenn der Neubaukomplex fertig sein wird, rechnet man mit einer Viertelmillion Besucher im Jahr. An touristischen Konzepten wird bereits gearbeitet, ebenso daran, neben dem Einzugsbereich auch den Kreis der Besucher zu erweitern. Potenzial gibt es noch in der Altersgruppe der 14- bis 19-Jährigen und bei den Senioren. Ziel ist es, alle Altersgruppen ansprechen.

Spektakulär: der Science Dom des Neubaus

Die inhaltlichen Herausforderungen sind ebenfalls gewachsen, deshalb wurde das Personal aufgestockt: Vier Fachbereiche werden nun von Mitarbeitern mit der entsprechenden wissenschaftlichen Qualifikation geleitet. So will man mit der Komplexität der technischen Entwicklung und Forschung Schritt halten. Das soll vor allem im Neubau stattfinden. Der Bestandsbau wird so umgebaut, dass hier alle Labore untergebracht werden können. Spektakulär wird der dem Neubau angegliederte Science Dome sein. Dessen bereits sichtbare Kuppel mit einem Durchmesser von 21,5 Metern lässt erahnen, in welchen Dimensionen man hier in einer bisher einmaligen 360-Grad-Laser-Projektion in virtuelle Welten eintauchen kann, mit einem Themenspektrum vom Urschleim bis zum Universum. In dem arena-artigen Bau mit Bühne wird man aber auch Vorträge hören oder Wissenschafts-Theater erleben können. Ein besonderer Anziehungspunkt soll die Sternwarte auf dem Dach des Neubaus werden, ausgestattet mit den leistungsfähigsten Teleskopen, mit denen tagsüber die Sonne, nachts Mond, Planeten und die Milchstraße beobachtet werden können.

Die Experimenta will ihre Ausstellungen künftig selbst anbieten

Eine weitere inhaltliche Zielvorgabe ist es, die Experimenta so autark zu machen, dass man Ausstellungen, die man jetzt mit internationalen Partnern macht, auch selbst anbieten kann. Wolfgang Hansch fasst den Anspruch so zusammen: „Die Experimenta soll Wissen in einer sich rasant verändernden Welt an alle Altersgruppen vermitteln, ein Erlebnis und ein Ort sein, an dem jeder Besucher auch etwas über sich selber erfahren kann.“

Während des Umbaus des Bestandsgebäudes, das unterirdisch mit dem Neubau verbunden wird, bleibt die Experimenta von Ende Juli an geschlossen. Zur Überbrückung der ein- bis anderthalbjährigen Schließzeit wurde ein Schiff gekauft, das als Lernort von September an auf dem Neckar zur Verfügung stehen soll. Nach der Eröffnung des Neubaus wird es als Werbeträger Städte in ganz Deutschland anfahren.