20 Millionen Euro hat der Neubau an der Nobelstraße gekostet, der die bisherige Dependance in der Innenstadt überflüssig macht. Foto: Rüdiger Ott

Seit Anfang Oktober ist die Hochschule der Medien an einem gemeinsamen Standort vereint. Aus der Innenstadt zogen 1000 Studenten nach Vaihingen.

Vaihingen - Die Lümmelkissen sehen aus wie gemacht zum Ausspannen. Einfach auf den roten Stoffsack fallen lassen, die Beine hochlegen und den Laptop aufklappen, fertig ist die Siesta. Könnte man meinen. Tatsächlich flimmert über den Bildschirm aber nicht das nächstbeste Youtube-Video oder die Facebook-Chronik mit den Nachrichten der Freunde, sondern der Lernstoff. Die Lümmelkissen sind Teil der neuen Bibliothek, die sich ihrerseits im neuen Gebäude der Hochschule der Medien (HdM) über zwei Stockwerke erstreckt. „Das ist viel größer und viel moderner als bisher“, sagt Emma McNutt. Die Studentin kennt noch die alte Bibliothek, die im alten Bau gleich nebenan untergebracht war.

Die Erweiterung der Hochschule der Medien ist in diesem Sommer fertig geworden. Zumindest größtenteils, das eine oder andere Schild weist noch auf kleinere Arbeiten hin. 20 Millionen Euro hat der Neubau an der Nobelstraße gekostet. Nur wenige Wochen blieben für den Umzug von der Innenstadt-Dependance auf den Vaihinger Campus. Denn vor knapp zwei Wochen, am 6. Oktober, begannen die ersten Vorlesungen.

4500 Studenten lernen an der HdM

Seit die HdM durch eine Fusion im Jahr 2001 gegründet wurde, war sie im Grunde genommen eine getrennte Hochschule. Der eine, kleinere Teil, war an der Wolframstraße im Talkessel beheimatet, der größere auf der Filderebene. Damals wurde beschlossen, dass beide Teile dereinst an einem Ort zusammen gefasst werden sollen.

Zehn Jahre vergingen bis die nötige Erweiterung in Vaihingen genehmigt wurde und die Bagger anrollten. Es entstand ein dreigeschossiges, gebogenes und mit Fensterschlitzen versehenen Gebäude mit einer Fläche von 4600 Quadratmetern, das neben den Mitarbeitern auch 1000 neuen Studenten aus der Innenstadt Platz bietet. Insgesamt werden an der Nobelstraße nun rund 4500 Studenten unterrichtet.

„In Vaihingen ist es sehr schön“, sagt Monika Henke. Sie arbeitet in der Verwaltung, ihr Blick fällt aus dem Fenster im ersten Stock auf den durch Regen aufgeweichten Rasen. „In der Innenstadt war es so laut wegen der Stuttgart-21-Baustelle“, sagt sie. Das dortige Gebäude war, nun ja, ein schlichter Bürobau, eigentlich gar nicht vorgesehen für den Hochschulbetrieb. Und Grün gab es auch nicht wirklich viel.

Cornelia Vonhof, ihres Zeichens Prodekanin der HdM und bis vor Kurzem ebenfalls in der Innenstadt beheimatet, lehnt mit dem Rücken an einem Schrank. Früher, meint sie, sei sie oft eine Dreiviertelstunde unterwegs gewesen, wenn sie für irgendwelche Sitzungen nach Vaihingen musste. „Aber jetzt haben wir einen Campus“, sagt sie. „Man begegnet sich in der Cafeteria oder auf den Fluren.“

Hochschule lädt zum Tag der offenen Tür

Das gilt für Steven Gertz genauso. Es sind seine ersten Wochen am neuen Standort, bislang hat der Student in der Innenstadt gelernt. Er ist einer der tausend Neuen. „Das ist cool“, sagt er. „Jetzt hat man endlich ein bisschen Campusleben.“ Damit freilich meint er weniger, dass die HdM vereint ist, sondern die Nachbarschaft zur Uni Stuttgart und den Fraunhofer Instituten, den Wohnheimen, den Grünanlagen, den Mensen und Cafeten. Alles in allem dürften in Vaihingen knapp 23 000 Nachwuchsakademiker unterwegs sein.

Emma McNutt richtet sich in ihrem Lümmelkissen auf. Vorab war geredet worden über noch mehr Studenten in Vaihingen, noch weniger Platz in der U-Bahn und noch längere Schlangen beim Mittagessen. „Aber ehrlich, die 1000 Studenten mehr sind mir gar nicht aufgefallen“, sagt sie.