Für den Wettbewerb bereitet Eva Heckmann Pizzabällchen zu Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Hauswirtschaft besteht nicht nur aus Waschen und Bügeln. Der Beruf ist vielseitig: Hauswirtschafter/innen können in einem Kinderheim genauso arbeiten wie in der Betriebskantine. Deshalb ergreifen auch heute noch viele junge Frauen den Ausbildungsberuf.

Stuttgart - Während die beiden Jurorinnen bereits Muffins, Pizzabällchen und gefüllte Pilze testen und bewerten, räumt Franziska Hof ihre Kochutensilien beiseite. 120 Minuten stand die 22-Jährige gerade am Herd. Drei Fingerfood-Varianten hat sie zubereitet – für den Jahrestag der Einweihung eines multikulturellen Mehrgenerationenhauses, so lautete die Aufgabe. Tatsächlich sollen die Häppchen bei der abendlichen Siegerehrung des 21. Landeswettbewerbs für Auszubildende in der Hauswirtschaft verspeist werden, der dieses Jahr in der Stuttgarter Hedwig-Dohm-Schule ausgetragen wird.

Franziska Hof ist eine von zwölf Auszubilden im dritten Lehrjahr aus ganz Baden-Württemberg, die sich aufgrund ihrer hervorragenden Noten für den Wettbewerb qualifiziert haben. Neben der Nahrungszubereitung müssen sich die jungen Frauen in den Disziplinen Theorie, Teamarbeit und Präsentation beweisen – männliche Auszubildende sind diesmal nicht vertreten. „Die Hauswirtschaft wird oft nur mit Kochen, Waschen und Bügeln assoziiert“, sagt Anita Munz, Vorsitzende des Landesverbands hauswirtschaftlicher Berufe in Baden-Württemberg. „Dabei ist sie ein sehr vielseitiges Berufsbild, das nicht nur Versorgungs-, sondern auch Betreuungsaufgaben umfasst. In einem Seniorenheim zum Beispiel kümmert sich die Hauswirtschafterin nicht nur um das Essen für die Senioren, sondern auch um die alten Menschen selbst.“

Franziska Hof absolviert ihre Ausbildung momentan an einem Schulbauernhof in Kornwestheim. Dort arbeitet sie in der Küche und zeigt Schulklassen, wie sie Gerichte mit Gemüse aus dem Garten zubereiten können. „Das ist toll – wegen der unterschiedlichen Charaktere ist jede Woche einzigartig“, berichtet sie. Dabei wollte die Schülerin der Hedwig-Dohm-Schule eigentlich gar nicht in die Hauswirtschaft. „Weiße Drachen – unfreundliche Menschen in weißer Kleidung: Das war mein Bild von der Hauswirtschaft“, erinnert sich die junge Frau. „Ich war total voreingenommen. Und das, obwohl mich meine Freunde und Familie immer wieder dazu ermutigt haben, einen hauswirtschaftlichen Beruf zu ergreifen.“ Organisieren, Kochen und Reinigen machen ihr Spaß – also alles, was zum Berufsbild gehört. Bei einem dreiwöchigen Praktikum in ihrer jetzigen Ausbildungsstätte stellte sie fest, dass Hauswirtschaft „doch nicht so langweilig“ ist. Nun trägt sie selbst weiße Schutzkleidung und farblich passende Clogs.

So wie Eva Heckmann, die sich ebenfalls mit der Hedwig-Dohm-Schule für den Wettbewerb qualifiziert hat. Die 20-Jährige wird von der Diakonie Stetten in Kernen ausgebildet. „Eigentlich sollte jeder etwas über Hauswirtschaft lernen“, meint sie. „Zu wissen, wie man Grundrezepte wie Soßen oder einen Teig zubereitet oder wie man richtig wäscht, ist nämlich für jeden nützlich.“ Die Aufgaben des Landesleistungswettbewerbs fand sie anspruchsvoll, doch die Teilnahme hat ihr auch Spaß gemacht.

Über den ersten Platz darf sich in diesem Jahr die 22-jährige Sonja Lenhardt freuen. Sie wird im März 2015 gemeinsam mit der Zweitplatzierten Simone Schubert am Bundesleistungswettbewerb für Auszubildende in der Hauswirtschaft im niedersächsischen Stade teilnehmen. Aber auch Eva Heckmann und Franziska Hof gehen nicht leer aus: Alle zwölf Teilnehmerinnen des Wettbewerbs erhalten eine Urkunde. „Wenn sich die Auszubildenden später auf eine Stelle bewerben, kann das ein Pluspunkt sein“, betont Anita Munz. Der Wettbewerb nutze den Mädchen auch schon jetzt, versichert Kirsten Matthies, Abteilungsleiterin der Berufsschulen an der Hedwig-Dohm-Schule: „Als Vorbereitung für die Abschlussprüfung stellt der Wettbewerb eine unglaubliche Bereicherung für die Schülerinnen dar.“