Die Waiblinger Hausverwaltung hat Geld von Eigentümern veruntreut. Foto: Pascal Thiel

Ein 66-jähriger ehemaliger Hausverwalter hat zugegeben, rund 1,7 Millionen Euro veruntreut zu haben. Das Gericht glaubt nicht, dass er alles zur Sanierung einer anderen Firma gebraucht hat.

Waiblingen - Er hat immer nur das zugegeben, was wir bereits wussten“, sagt der Kriminalpolizist, der die Ermittlungen gegen einen 66-jährigen Hausverwalter aus Waiblingen geführt hat. Dieser hat am ersten Tag des Untreue-Prozesses gegen ihn und seinen 37-jährigen Sohn vor dem Stuttgarter Landgericht zugegeben, 73 Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) in der Region Stuttgart um rund 1,7 Millionen Euro gebracht zu haben. Das Geld habe er abgezweigt, um eine Bausanierungsfirma über Wasser zu halten, deren Eigentümer er gewesen war. Doch das scheint ihm weder das Gericht noch die Staatsanwältin zu glauben. Diese bohrten am Freitag weiter mit Fragen nach.

Sportboot für 80 000 Euro gekauft

Vor allem den Sohn, der als Geschäftsführer der Sanierungsfirma fungierte, aber nach Worten des Vaters eher seine „Marionette“ auf dem Posten war, wurde in die Zange genommen. „Das ist ja wie bei Kaiser Franz. Der unterschreibt auch, ohne zu wissen, was er macht“, konstatierte der Vorsitzende Richter Frank Maurer, nachdem der 37-Jährige berichtet hatte, wie Geld der WEG auf seinem Privatkonto landete und er davon Verbindlichkeiten der Firma beglich. Das Geschäftskonto habe dazu nicht mehr zur Verfügung gestanden, da die Bank das Geld darauf gepfändet habe. Schließlich räumt er nach Rücksprache mit seinem Verteidiger dann doch ein, dass er gewusst habe, was sein Vater treibt, es aber hingenommen.

Bleibt die Frage, was mit dem ganzen Geld geschehen ist. Die Behauptung des Vaters, alles sei in das Sanierungsunternehmen geflossen, kauft ihm der Vorsitzende Richter nicht ab. Daraus macht dieser keinen Hehl. So fragt er den Sohn, ob er nicht etwas davon für einen Aufenthalt in einem Hotel entnommen hat oder für ein Hochzeitskleid. „Sie haben doch 2007 ein Sportboot gekauft? Wie teuer war denn das?“, will der Richter wissen. „Rund 80 000 Euro, doch davon habe ich nur 40 000 Euro gezahlt, die andere Hälfte mein Vater“, sagt der gelernte Drucker, der als Geschäftsführer ein Nettogehalt von 2850 Euro im Monat erhalten haben soll.

Mühsame Kleinarbeit für die Ermittler

Der Ermittler, der auf eine Strafanzeige hin mit dem Fall betraut wurde, schilderte anschließend die umfangreiche Arbeit, um die Geldbewegungen des Angeklagten nachvollziehen zu können. Dieser hatte die Fehlbeträge auf WEG-Konten mit immer neuen Buchungen zugeschoben. Nachdem sein Schwindel aufgeflogen war, mussten die Geschädigten in mühsamer Kleinarbeit Beträge wieder zurückerstatten oder einfordern – soweit noch Geld vorhanden war.